laut.de-Kritik
Old School as fuck!
Review von Michael EdeleOld School as fuck!!! Treffender lässt sich "Thrash Notes", das Debüt von Abandoned nicht beschreiben. Dass Kalli und Co. tatsächlich was an ihrem Songwriting ändern würden, war von vorne herein ziemlich ausgeschlossen. Dass sie sich aber auch dermaßen old-schooligen Sound verpassen lassen würden, ist schon ein Wagnis.
Die Hessen stehen anscheinend felsenfest zu ihren Roots, weshalb die Produktion wirklich furztrocken klingt. Anstatt schon bekanntes Material von der selbstveröffentlichten "Misanthrope"-Scheibe mit auf "Thrash Notes" zu packen, kommen sie mit elf komplett neuen Songs an. Kurz weht zu Beginn von "The Oncoming Storm" noch der Wind durch die Hose, dann geht's aber kräftig los. So ganz verschließen sich Abandoned aber doch nicht vor der Moderne, wie die verzerrten Vocals im Mittelteil des Songs beweisen.
"Return To One" macht nicht weniger die Fresse dick, schraubt im Chorus aber das Tempo etwas zurück und setzt auf eine saubere Melodielinie. Dann rifft "Take The Spell" in bester Exodusmanier los und platziert die Bay Area wieder mal eindrucksvoll nach Hessen. Das tödlichste Geschoss folgt aber erst mit "Holy Terror". Die Nummer strotzt nicht nur vor fetten Riffs und hohem Tempo, sondern setzt auch auf ein paar richtig geile Soli.
Gleiches gilt für "Breed Machine", das durch seinen Mitgröhl-Chorus live mit Sicherheit ins Stammprogramm rutscht. Würde mich auch sehr wundern, wenn da nicht auch "Hell Is Home" landet, wobei "Phoenix Rise", "Pay The Dues" oder "Demonic" nicht weniger gut sind. Allerdings offenbart sich so langsam, dass die Äppelwoi-Vernichter vielleicht ein wenig auf Abwechslung achten sollten. Nichts gegen 'ne vernünfitge Genickstarre, aber etwas Variation tut der Sache durchaus gut.
Die ist mit "You're Going Down" schließlich sogar geliefert. Der Song fängt zwar (wie alle anderen) zügig an, macht sich aber eher im Midtempo breit und überzeugt durch tolle Melodien. Auch zeigt sich hier, dass der Stimme zurecht ein gutes Stück mehr zugetraut wird. "Nightmares" ist schließlich noch ein klassischer Sackrasierer, der zum Schluss nur verbrannte Erde übrig lässt. Bei dem Tempo möchte ich nicht aus versehen im Moshpit landen.
Mit "Thrash Notes" stellen Abandoned auf jeden Fall unter Beweis, dass sie mit Recht als Gewinner aus dem SimEvil Wettbewerb hervorgegangen sind und den Deal mit Dockyard1 zurecht verdient haben. Jetzt noch 'ne anständige Tour und die Sache kommt so richtig ins Rollen.