laut.de-Kritik
Etwas wackelige Reminiszenzen an die eigene Jugend.
Review von Kai ButterweckNach dem unrühmlichen Ausstieg bei Kiss im Jahr 2002, den im Anschluss folgenden Sticheleien und der internen Posse rund um die Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame vor zwei Jahren glaubten selbst eingefleischte Fans nicht mehr an eine Versöhnung der Herren Ace Frehley und Paul Stanley. Nun haben die beiden aber scheinbar doch wieder zueinander gefunden. Von einer erneuten Reunion ist zwar noch nicht die Rede. Für ein erstes Aufeinandertreffen seit den "Psycho Circus"-Aufnahmen im Jahr 1998 reicht es anscheinend. Wobei: So richtig persönlich getroffen haben sich Ace und Paul ja gar nicht. Für die Aufnahmen des Free-Covers "Fire And Water" tauschten die beiden lediglich bereits fertiggestellte Soundspuren aus. Die können sich aber hören lassen.
Live trifft der gute Paul nur noch selten die richtigen Töne. Im Studio jedoch macht ihm auch nach über vierzig Jahren im Business keiner was vor. Mit ordentlich Druck auf der Pfanne liefert das Starchild beeindruckend ab. In der Strophe noch zurückhaltend und mit einem Hauch Soul auf den Stimmbändern, lässt er im Refrain auf den Punkt die Frontsau raus. Und was macht Ace? Der fidelt sich im Solo-Teil erwartungsgemäß die Finger wund. Wir stellen also fest: Die beiden können noch ziemlich gut miteinander.
Paul Stanley ist aber nicht der Einzige, der an Frehleys Reminiszenzen an die eigene Jugend mitwirken darf. Auch Pearl Jams Mike McCready, Rob Zombie-Gitarrero John 5, Lita Ford und Guns N Roses-Rückkehrer Slash stehen Spalier, wenn der Spaceman an die ganz Großen der Zunft erinnert.
John 5 darf sogar zweimal ran. Doch weder bei der etwas überladenen Jimi Hendrix-Hommage "Spanish Castle Magic" noch bei dem erstmals von Ace eingesungenen Kiss-Klassiker "Parasite" hinterlässt der Mann aus Michigan sonderlich große Spuren.
Slash seine Sache schon besser. Seine markanten Leads sorgen dafür, dass die Neuauflage des Thin Lizzy-Originals "Emerald" am Ende ganz weit vorne steht. Auch Lita Ford beweist, dass sie es stimmlich immer noch drauf hat ("Wild Thing"). Mike McCready wiederum hält sich während des immer noch zum Live-Repertoire von Kiss gehörenden "Cold Gin" eher im Hintergrund. Als passionierter Frehley-Fan ist er wahrscheinlich einfach nur happy, überhaupt Teil des Ganzen zu sein.
Und der Maestro himself? Gitarrentechnisch gibt es nichts zu nörgeln. Sowohl im Rhythmus- als auch im Lead-Modus brennt Ace Frehley ein Feuerwerk nach dem anderen ab. Stimmlich hingegen bekleckert er sich nicht gerade mit Ruhm. Das war aber eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Von den vier Kabuki-Rockern aus New York war Frehley stets der mit dem geringsten Stimmvolumen.
Erstaunlicherweise sind es vor allem die alten Kiss-Gassenhauer, die ihn des Öfteren stolpern lassen. "Parasite" und "Cold Gin" rocken zwar mit neumodischem Distortion-Drive amtlich geradeaus. Aber stimmlich wirkt das alles doch ziemlich aufgesetzt und leblos. Trauriger Höhepunkt: "Rock And Roll Hell". Mit dem Demon sollte es sich der Spaceman nämlich nicht noch weiter verscherzen. Mr. Simmons könnte sich hinsichtlich einer lukrativen Kiss-Wiedervereinigung schließlich als das Zünglein an der Waage erweisen.
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