laut.de-Kritik

Von der guten alten Bay Area-Schule zu astreinen Thrashern.

Review von

Agent Steel aus der Bay Area-Szene waren eigentlich ungerechtfertigterweise immer nur ein Geheimtipp. Trotz diverser Touren, auch durch Europa, hat es das Quintett kaum über einen Insiderstatus hinaus geschafft. Auch nach der Reunion Ende des vergangenen Jahrtausends kam die Sache nicht so ins Rollen, wie etwa bei den Kollegen von Exodus oder Death Angel.

Ärgerlich, kann man da nur sagen. Zumal das Gitarrendoppel Bernie Versailles und Juan Garcia den bei den oben genannten Bands beschäftigten Flitzefingern wirklich in nichts nachstehen. Zwar merkt man Agent Steel den 80er Jahre-Thrash deutlich stärker an, doch altbacken klingen die Riffs deswegen noch lange nicht. Außerdem hat man mit Bruce Hall einen Sänger in den Reihen, der verdammt variabel zur Sache geht und auf übertriebenes Eunuchengeheul verzichtet.

Der Opener "Fashioned From Dust" ist eine absolute Reminiszenz an die alten Glanzzeiten der Bay Area, und in Sachen Riffs und Arbeit an den Drums eine Blaupause für erstklassige Thrasher. Das Tempo ist schnell, und das ein oder andere Break sorgt für Abwechslung. Schon hier breitet Bruce die große Bandbreite seines Gesangs auf, legt aber bei "Wash The Planet Clean" noch locker einen drauf. Mit gedrosselter Geschwindigkeit, aber tollen Melodien im Chorus bleibt die Nummer im Gedächtnis hängen.

Wenn nötig strapaziert der Sänger sein Stimmbänder auch mal bis zum wirklich derben Gebrüll. "Hail To The Chief" ist ein komplexer aufgebaut, lässt aber fast durchgehend wieder die alte Bay Area-Schule erkennen. Da kommt ein Track wie "Liberty Lying Bleeding" schon überraschender. Erinnert die Nummer doch nicht nur dank des tollen Gesangs von Mr. Hall ein wenig an Deadsoul Tribe oder sogar die Vorgängerband Psychotic Waltz. Der Schwenk in astreine Thrash-Gefilde verläuft aber absolut flüssig.

"Hybridized" und auch "W.P.D." erinnern was Gitarrenarbeit und Gesang angeht an Judas Priest. Allerdings eher zu der kurzen Zeit, als der Ripper das Mikro in der Hand hielt. Wahrend "Extinct" mächtig nach vorne holzt und an die ganz frühern Zeiten von Agent Steel erinnert, geht "Wormwood" deutlich melodischer zu Werke.

"Tiamat's Fall" macht im Anschluss noch mal ordentlich Druck, doch erst das finale "Lamb To The Slaughter" bläst einem endgültig die Lichter aus. Solch einen Thrasher hätten auch Death Angel nicht fetter aufs Parkett gelegt.

Trackliste

  1. 1. Fashioned From Dust
  2. 2. Wash The Planet Clean
  3. 3. Hail To The Chief
  4. 4. Liberty Lying Bleeding
  5. 5. Hybridized
  6. 6. Extinct
  7. 7. Wormwood
  8. 8. W.P.O.
  9. 9. Tiamat's Fall
  10. 10. Lamb To The Slaughter

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