laut.de-Kritik

Mit Neneh Cherry die Welt umarmen.

Review von

Zwei Jahre ist es her, dass der französische Produzent Sebastien Devaud alias Agoria sich mit seinem Debütalbum "Blossom" international Gehör verschaffte. Die Single "Spinach Girl" wurde von allen wichtigen DJs gespielt und mauserte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der Club-Hits des Jahres. Ein fulminanter Start für jemanden, der bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht großartig in Erscheinung getreten war. Nun folgt mit "The Green Armchair" sein zweites Album.

Und das ist bekanntermaßen meist keine leichte Geburt, wenn das Debütalbum hohe Wellen geschlagen hat. Schnell baut sich ein Erwartungsdruck auf, der den Musiker hemmt. Franz Ferdinand haben sich für ihr zweites Album abgeschottet, die Welt für eine Weile ausgeblendet. Mit Erfolg wie "You Could Have It So Much Better" zeigt. Agoria wählt eine gegenteilige Strategie. Er öffnet sich und saugt möglichst vielfältige Einflüsse in sich auf.

"The Green Armchair" möchte die Welt umarmen, mit einer sympathischen Herzlichkeit. Entsprechend vielseitig ist der musikalische Eindruck des Albums. Deepe Trip-Hop-Nummern erinnern an Massive Attacks "Mezzanine", schräge Disco-Tracks vielleicht an Captain Comatose und zwischendurch wecken epische Songkonstruktionen im Breitwand-Sound Erinnerungen an die opulenten Kompositionen von Devauds Landsmann Jean Michel Jarre.

Es ist das überraschende Moment, das beim ersten Anhören dominiert. Das gilt auch in Bezug auf die Gastsänger, die sich auf "The Green Armchair" die Ehre geben. 80ies-Ikone Neneh Cherry leiht "Million Miles" ihre Stimme und "Edenbridge" gehört dank der Stimme von Bauhaus-Sänger Peter Murphy zu den besten Songs des Albums. Mit den wenigen Instrumental-Nummer legt Agoria den DJs schließlich doch noch ein, zwei Clubtracks auf die Plattenspieler.

Leider wird Agoria bei mehrmaligem Hören nicht ganz seinen eigenen Ansprüchen gerecht. Ein zu gekünstelter Eindruck setzt sich am Ende im Ohr fest. Einzelne Songs stechen jedoch weiterhin heraus. Als Opus Magnum, wie "The Green Armchair" wohl geplant war, wird es bei mir nicht im Gedächtnis bleiben. Dafür aber als ein interessantes Album mit wirklich schönen Momenten.

Trackliste

  1. 1. Baboul Hair Cuttin
  2. 2. Code 1026
  3. 3. Million Miles
  4. 4. Europa
  5. 5. Cecile
  6. 6. Your Inner Kiss
  7. 7. Edenbridge
  8. 8. Like A Bull
  9. 9. Lips On Fire
  10. 10. Les Violons Ivres
  11. 11. Wrong Line

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