laut.de-Kritik
Folk-Blues mit dezenter Pop-Ausrichtung.
Review von Martin LeuteHierzulande ist Alastair Moock weitgehend unbekannt, der Einstieg in die Euro Americana Charts ändert an diesem Umstand nur wenig. Die Hitparade kennt ja schließlich auch keiner. Das ist der Tatsache geschuldet, dass Veröffentlichungen, die sich an den Country-, Folk- und Blues-Roots orientieren, nach wie vor ein Nischendasein fristen.
Das fünfte Album des amerikanischen Songwriters, das auf dem holländischen Label Corazong erschienen ist, könnte das nun ändern. "Fortune Street" offenbart traditionelle Folk- und Blues-Wurzeln, öffnet sich aber bezüglich der Songstrukturen und der Arrangements sachte dem Mainstream.
Europäisierter Folk sozusagen. Mit einer Stimme, die verblüffende Ähnlichkeiten mit der Christian Brückners - der deutschen Synchronstimme von Robert de Niro - aufweist, erfreut Moock nun auch die deutsche Hörerschaft. Mit Schlagzeug, Gitarre und E-Piano entfaltet sich der Titeltrack und Opener "Fortune Street", der vage an "Handle Me With Care" von den Traveling Wilburys erinnert.
In "Yin Yang Blues" gibt die akustische Gitarre den Blues-Lauf vor, der schräge Gesang Moocks stimmt eine lässige Melodie an, während die E-Gitarre behutsam im Hintergrund agiert. Eine schöne Nummer, auch wenn er sich lyrisch bei Lucinda Williams' "Changed The Locks" bedient. Mit "Woody's Lament" huldigt Moock seinem großen Vorbild Woody Guthrie. Tolles Fingerpicking führt diesen countryesken Song ein, die melodische Strophe führt zu einem schönen, zweistimmig vorgetragenen Refrain.
Im großartigen "Swing That Axe" präsentiert uns Moock in bester Tom Waits-Manier den Blues, den ein Banjo und dezente Soundeffekte ausschmücken. "My mother says you got to make some choice my son/ you got to find something better to do/ you're broke because folk doesn't pay that's the facts/come on baby swing that axe" heißt es hier sympathisch.
Ebensolchen Folk mit poppiger Ausrichtung serviert uns Moock mit "God Saw Fit To Make Tears". Erdiger klingt dagegen das nur mit der Akustischen instrumentierte und mit einer eingängigen Melodielinie vorgetragene "Cloudsplitter". Mit "Roll On" entfaltet Moock als leisetretender Songwriter große Wirkung, ehe in "Own Way To Heaven" lustig das Banjo zirpt und der Sänger dem Leben trotz seiner Unzulänglichkeiten alles Positive abringt.
Mit dem "Delia" folgt das einzige Cover, eine Adaption des Traditionals, das schon Von Willie McTell in den 30er Jahren interpretiert wurde. Das Album schließt mit dem intimen "Fishing Tales", das Moock nochmals als gewitzten Texter und filigranen Gitarristen ausweist.
Auch wenn er sich tendenziell nicht dem Pop verschließt, Alastair Moock bleibt ein Folk-Musiker, der sich auf "Fortune Street" als großer Blues-Liebhaber darstellt. Wunderbare Melodien treffen auf ausgefeiltes Songwriting, eine prägnante Stimme und umsichtige, warme Arrangements.
Für den kommerziellen Durchbruch wird das nicht reichen, Freunden mit Neigung zur traditionellen amerikanischen Folk-Musik hat Moock mit "Fortune Street" aber ein liebenswertes und langlebiges Album beschert.
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