laut.de-Kritik
Songwiterpop zwischen Aimee Mann und Carole King.
Review von Martin LeuteVom Wehklagen und düsterer Atmosphäre entfernt sich die Singer/Songwriterin und Pianistin mit diesem Werk ein großes Stück. Mit spielfreudiger Backing Band im Rücken legt die amerikanische Mittzwanzigerin auf "Heartwood" eine neue Zuversicht an den Tag und blickt nun dem Pop lächelnd ins Gesicht, ohne ihre sanfte, melancholische Indie-Attitüde gänzlich aufzugeben.
Mit vom Piano geführten Liedern, den harmonischen Melodien und ihrem einnehmenden, variantenreichen Gesang platziert sich Amanda irgendwo zwischen Aimee Mann und Carole King. Und natürlich hat sie ihre Tori Amos gehört.
Zu zarten Pianotupfern kündet sie im kurzen Opener "I'm Awake" vom Tag, der bei Amanda häufig mit Skepsis verbunden ist. "I lost my sense of touch / And can't feel anything / Can't even sing a simple song / To the one I love anymore", intoniert sie traurig in "Drive" - um sich schließlich doch zu einem optimistischen Refrain hinreißen zu lassen, eingerahmt vom Schlagzeug und E-Gitarre.
Auch der in "Endless Saturday" thematisierten Einsamkeit stellt sie sich mit hübscher Melodie und verspielten Arrangements hoffnungsfroh in den Weg und widmet sich mit der Ragtime-Nummer "Hibernating" mit Banjo und Klavier der Lust am Leben.
Potenzielle Hits hat Amanda mit "Operator" und "This Beauty" im Gepäck, welche sich mit flirrender E-Gitarre, gehämmertem Klavier, dynamischen Drums und Streichereinlagen zunehmend verdichten und einen hohen Wiedererkennungswert besitzen.
"Cabin Muse" startet sodann als weicher Blues, um sich dann am Rock zu versuchen. "Trembling Hand" schließt als eindringliche Piano-Ballade an, bis Amanda mit "Lullaby" zur gezupften Gitarre und mit Nina Persson-artigem Gesang liebevoll in den Schlaf wiegt.
Mit "Heartwood" legt Rogers ein Album vor, dessen Songs aufgrund absehbarer Strophe/Refrain-Strukturen zu fast schon zu viel Eingängigkeit tendieren. Dank ihrer ausdrucksstarken Stimme und den sentimental-nachdenklichen Momenten legt sie nichtsdestotrotz eine musikalische Eigenständigkeit an den Tag, mit der sie sich angenehm vom Mainstream-Einerlei abhebt.
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