laut.de-Biographie
Anna B Savage
Anna B Savage strahlt mit ihrer tiefen und extrem wandlungsfähigen Stimme eine gewisse Verletzlichkeit, aber auch Distanz aus. Die Londonerin, die am 28. Juli 1999 das Licht der Welt erblickt und nicht unter ihrem richtigen Namen musiziert, bringt in ihrer Musik klar zur Sprache, was sie beschäftigt, wirft aber auch viele Fragen auf. Dabei orientiert sie sich an Sängern, die Literatur und Musik miteinander verknüpft haben wie etwa Leonard Cohen.
Musik liegt auch ihren Eltern im Blut, die sich im Klassik-Bereich als feste Größe etabliert haben. Ihren Geburtstag verbringt Anna B Savage in ihrer Kindheit jedes Jahr im Green Room der Royal Albert Hall, um ihrer Mutter und ihrem Vater dabei zuzusehen, wie sie Bach-Kompositionen aufführen. Der fällt nämlich zufälligerweise auf den Todestag des Komponisten. Zudem hört die Londonerin in ihrer Kindheit neben Klassik eine Menge traditionellen Jazz.
Schon als Jugendliche versucht sie sich als Singer/Songwriterin. 2015 veröffentlicht sie ihre erste EP, die sie schlicht "EP" nennt. Darauf singt sie über Hemmungen, Unsicherheiten und offene Fragen. Ihre unkonventionellen Melodien zeugen von einem jazzigen Selbstverständnis. Stimmlich lässt Anna B Savage sowohl an das Kunstvolle Antony Hegartys als auch an das Dunkle Nina Simones denken.
Die EP kommt nicht nur bei den Kritikern gut an. Sie zieht auch die Aufmerksamkeit Father John Mistys und später Jenny Hvals auf sich. Beide laden die Londonerin auch zu ihren jeweiligen Europa-Tourneen ein. Nur beeinträchtigt der Erfolg die psychische Gesundheit der Musikerin und Sängerin. Anna B Savage bekommt eine Schreibblockade und leidet an der Überzeugung, dass der eigene Erfolg nicht verdient sei. An ihrem tiefsten Punkt hat sie sogar Zweifel, überhaupt wieder Musik machen zu können.
Sie kämpft sich jedoch aus dem Loch, indem sie eine toxische Beziehung beendet, schlechte Jobs aufgibt, eine Therapie beginnt, die Welt bereist und 2020 ihr Debütalbum "A Common Turn" ankündigt, an dem sie drei Jahre lang zusammen mit Produzent William Doyle alias East India Youth gearbeitet hat. Wegen der Corona-Pandemie muss sie den Release verschieben, wie auch die Support-Tour mit Destroyer, die sie nach der Veröffentlichung bestreiten wollte. Anfang 2021 kommt "A Common Turn" dann auf den Markt.
Mit der Platte versucht Anna B Savage nicht nur ihre Tiefpunkte hinter sich zu lassen. Es finden sich auch eine Menge literarischer Anspielungen. Zudem reiht die Londonerin Bilder, Details, popkulturelle Verweise, Namen und Orte aneinander, so dass ihre Musik auch eine visuelle Wirkung besitzt. Die erzielt sie ebenso mit ihrer Stimme, die den Raum füllt und dominiert. Dazu hört man die Musikerin und Sängerin an der E-Gitarre oder an der Akustikgitarre sich selbst begleiten, so dass die Songs etwas Sprödes und Schonungsloses à la PJ Harvey bekommen. Des Weiteren schwirren oftmals düstere, nächtliche Synthies durch die sparsam arrangierten Tracks. Bei aller Rigorosität und Schärfe geht jedoch das Poetische in Anlehnung an Leonard Cohen nicht unter. Letzten Endes bereichert die Londonerin das Singer/Songwriter-Genre um berauschende Akzente, ohne ihre traditionellen Vorbilder zu verleugnen.
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