laut.de-Biographie
Poppy
"I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy. I'm Poppy!"
Dieses denkwürdige Zitat dürfte wohl für viele Kinder des Internets der erste Kontakt mit diesem überaus eigenartigen Phänomen gewesen sein, das sich über ein zehnminütiges Video wieder und wieder mit ihrem Vornamen vorstellte. Die junge, blonde Frau produziert Videos auf der Videoplattform YouTube, im Schnitt eine Minute lang und von jeglicher Kohärenz und offensichtlicher Sinnhaftigkeit entrückt. Oft wirft sie ohne Resonanz und Zusammenhang Satzfragmente in die Kamera, einmal spricht sie mit einer Pflanze, ein anderes Mal wird sie von einer Schaufensterpuppe interviewt.
Unter der Regie eines gewissen Titanic Sinclair wird Poppy schnell theoretisiert und zum Objekt immenser Internet-Beliebtheit. Dank ansteckender Neugierde über die wiederkehrenden, lose zusammenhängend und sich entwickelnden Motive in den Videos grübelt bald eine große, wachsenden Community. In einem der einzigartigen Fälle von intermedialem Storytelling erschließt sich dem interessierten Zuschauer schnell ein Kosmos jenseits der kurzen, surrealen und absurd-komischen Clips.
Hinter Titanic Sinclair verbirgt sich – so stellt sich heraus – ein ganz ähnlicher Kanal mit einem jungen Mann, der offensichtlich als Hintermann in Los Angeles arbeitet. Auf seiner Vaporwave-inspirierten, postmodernen Homepage finden recherchierende Fans ein ganz anderes Projekt: Mars Argo. Ein blondes, junges Mädchen, das in kurzen, surrealen YouTube-Videos absurde, zusammenhanglose Dinge in die Kamera spricht. Der einzige Unterschied: Neben der Sketch-Comedy macht Argo auch Musik.
Die Information, man könnte fast von den Story-Elementen oder einem Handlungsstrang um Argo sprechen, macht in der Community alsbald die Runde. Sinclair und Poppy, die scheinbar nur auf den neuen Kenntnisstand ihres Publikums gewartet haben, veröffentlichen daraufhin die ersten Musikvideos für Poppy. "Lowlife", "Money" und "Everybody Wants to Be Poppy" feiern Premiere und verbinden den absurden Stil der Clips mit einem griffigen Pop-Sound. Plötzlich versteht die Zuschauerschaft Poppy als Parodie auf Starkult und Prominenz, ihre Aussagen werden in neuen Kontext gerückt und ihre EP "Bubblebath" funktioniert eher als weiteres Puzzlestück.
Weiter und weiter graben Fans Elemente aus den Mars Argo-Videos aus und finden subtile Hinweise und Querverweise zwischen den beiden Projekten. Währenddessen steigert sich die Aufmerksamkeit in einen regelrechten Hype. Von PewDiePie bis Anthony Fantano kooperieren YouTube-Größen auf surreale, ihren eigentlichen Formaten entrückten Arten mit dem immer noch unmenschlich und surreal anmutenden werdenden Star.
Einer der großen Faktoren hinter dem Erfolg von Poppy ist die schauspielerische Performance ihrer Darstellerin, die den Poppy-Charakter perfekt in Uncanny Valley hält, immer die genau richtigen eigenwilligen Antworten gibt und mit der atonalen, gekünstelten Attitüde ausspricht. Wie ein programmierter Roboter, wie ein Un-Mensch gibt sie sich, wodurch insbesondere in Kombination mit der Rolle des Popstars eine eigenwillige Dynamik entsteht. Das Editing und die subtile Asynchronität der Videos durch Titanic Sinclair tun dabei das Übrige.
2017 erscheint das Debutalbum "Poppy.Computer" das weiterhin absurde Elemente zwischen postmodernem Surrealismus, Pop-Art und Transhumanismus auslotet. Dem gesamten Projekt einen übergeordneten Sinn oder eine kohärente Narrative zu unterstellen, fällt dabei schwer, gestaltet sich bisweilen sogar unmöglich. Aber für jeden, den es interessiert, gibt es genug Material zu ihr auf YouTube, um sich ein ganzes Themenwochenende einzuplanen.
In der Folge wendet sich Poppy zunächst dem Metal/Gothic-Genre zu. Ihr Song "Bloodmoney" vom 2020 erscheinenden Album "I Disagree" wird bei den Grammy Awards 2021 in der Kategorie Best Metal Performance nominiert. Mit "Flux" schlägt sie 2021 wieder etwas sanftere Töne an.
Nach dem ebenfalls eher popsinnlichen "Zig" (2023) geht sie im Herbst 2024 mit "Negative Spaces" wieder in die härtere Richtung und verbindet hymnische Melodien und brachiale Härte mit einer düsteren, introspektiven Atmosphäre. Bring Me The Horizon-Mitglied Jordan Fish hat diesen modernen Metal produziert.
11 Kommentare mit 14 Antworten, davon 6 auf Unterseiten
Ich glaube, die Links brauchen ein Update.
Nicht nur die Links, danke für den Hinweis.
Stimmt. Auch eine Rezension des neuen Albums zum 27.10.2023.
Auch eine Rezension zu EE's Raw Data Feel!!
Sorry, ist ne alte Wunde.
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.
Es traut sich wohl keiner das neue Album unter die Lupe zu nehmen.
Auch bekannt als Everything Everything-Syndrom
Das ist mir unbekannt.
Du Glücklicher..
Bin jetzt aber nicht schlauer als vorher.
Das letzte Everything Everything-Album wurde von der Redaktion einfach ignoriert, infamerweise.
Die haben übrigens ne neue Single draußen, zieht gut:
https://youtu.be/l81HZfkLwpk?si=L2lqa5ryjP…
Ach so. Ist für beide Gruppen eine Frechheit.
Hier habe ich schon ins neue Album reingehört, bin aber gespannt auf die Bewertung von Laut.
Hier wird auch ignoriert
So, und wieder das gleiche Spiel. Wo ist die Rezi?
Seht, es ist Chaos7, mein verlorener Bruder.
X vergessen
Entspann dich: https://www.laut.de/Poppy/Alben/Negative-S…
Seht, es ist der Rap-Souverän! Gleich neben dem Rockregenten