laut.de-Kritik
Stil und Feingefühl statt Kitsch.
Review von Artur SchulzAnnerkannt, etabliert, schon fast eine Art Grande Dame des Pop: Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Dave Stewart als stilprägendes Duo Eurythmics startete Annie Lennox ihre Solokarriere, die inzwischen rund 15 Jahre andauert. Grund genug, nun erstmals mit einer Best Of-Collection einen Überblick zu geben.
Klar, der beinharte Fan ist längst im Besitz der bisher erschienenen Studioalben. Für solche Fälle lockt die schlaue Plattenfirma mit brandneuen Bonustracks. Deren Zahl ist mit zwei Titeln leider etwas dürr ausgefallen. Qualitativ indes lohnt sich das Hinhören: "Pattern Of My Life" stammt aus der Feder von Keane-Sänger Tom Chaplin, "Shining Light" ist ein Song der Iren Ash. Keine Frage: Die Nummern sind bei Annie in besten Händen, und sie versteht es, mit ihrer Interpretation den Titeln etwas Neues zu entlocken. Besonders die gefühlvolle Ash-Adaption überzeugt auf ganzer Linie.
Als Einstieg zu den 14 Tracks fungiert das temporeiche "Little Bird" aus dem ersten Soloalbum "Diva" von 1992. Dieses Werk nimmt den Löwenanteil der Kompilation ein: Insgesamt fünf Songs finden sich auf der Collection. Im Eighties-seligen Pop-Saal dreht sich gern wiedergehört "Why", und das angenehm aufgesetzt intonierte "No More I Love You's" hat die Zeiten ebenso gut überstanden wie "Walking On Broken Glass".
Das covermäßig überstrapazierte "A Whiter Shade Of Pale", einst 1967 der Überhit für die britische Formation Procol Harum, hat schon manch andere Coverversionen überstanden - Annies Ausführung besticht hingegen im Gegensatz zu manch missglückter Kitsch-Interpretation durch Stil und Feingefühl.
"Love Song For A Vampire" fungierte 1993 als Soundtrack für Coppolas opulente Verfilmung von "Bram Stoker's Dracula". Keine Frage: Für diesen Streifen war die stets etwas mysteriös und androgyn agierende Sängerin eine glänzende Wahl. Mit "Sing" und "Dark Road" sind zwei Perlen aus dem eher nachdenklichen Werk "Songs Of Mass Destruction" von 2007 enthalten. "A Thousand Beautiful Things" und "Pavement Cracks" entstammen "Bare" (2003).
Insgesamt bietet die vorliegende Werkschau einen ordentlichen Überblick über das bisherige Soloschaffen der englischen Künstlerin, die sich von jeher zäh und fernab jeglicher Zeitgeistströmungen im schwierigen Pop-Business behauptet. Sicher ist da ein gewisser 'Lennox-Style" auffindbar, der dann und wann auch die Eurythmics wieder einfließen lässt.
Die Trumpfkarte von Annie Lennox indes ist und bleibt ihre stilistische Vielseitigkeit, gepaart mit einer markanten Stimme, die scheinbar mühelos zwischen Pop, Soul und Blues pendelt. Nehmen wir die "Collection" als kleinen Appetithappen für zwischendurch - und warten voller Vorfreude auf das nächste brandneue Studioalbum.
Noch keine Kommentare