laut.de-Kritik

(K)eine Weltmusik zwischen klassischer Strenge und Laisser-faire.

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Schon die harten Fakten lassen entweder aufhorchen oder abwinken. Anouar Brahem (oud - eine arabische Kurzhalslaute), Francois Couturier (piano) und Jean-Louis Matinier (akkordeon) zeigen schon in der Besetzung, dass "Le Pas Du Chat Noir" aus dem Rahmen fällt. Als ausdrücklich keine Weltmusik klassifiziert Anouar Brahem seine Kompositionen. "Diese Bezeichnung ärgert mich immer mehr. Sie steht weder für eine Bewegung noch für eine bestimmte Ästhetik, sie ist nicht mehr als ein Marketing-Etikett für Plattenläden der westlichen Welt. Es wäre dasselbe, wenn man in einem Plattenladen in Ägypten Pierre Boulez, Keith Jarrett und Britney Spears zusammen unter 'Weltmusik' einsortieren würde".

Tatsächlich bewegen sie die 12 Titel des Albums zwischen klassischer Strenge und improvisiertem Laisser-faire. Parallelen zu Werken von Erik Satie, Maurice Ravel, Claude Debussy und Arvo Pärt werden von der Musikjournalie heran gezogen, um die stillen Songs, die vom 'Gang der schwarzen Katze' erzählen, einzuordnen. "Ich kenne das europäische Klavier-Repertoire nicht gut genug, um bewusst solche Anspielungen zu machen. Aber einige der Arbeiten Saties berühren mich tatsächlich sehr tief" tut Anouar Brahem den Versuch ab, eine Schublade für seine stilübergreifende Musik zu finden.

Frei interpretierte Passagen wechseln sich mit streng auskomponierten Melodieverläufen ab, ohne sich zu weit von der Grundidee zu entfernen. Eher als Variationen denn als ausufernde Ausflüge präsentieren sich die Improvisationen. Filigrane Umspielungen der Themen, die sich durch sensible Tempoänderungen auszeichnen, sind bestimmendes Merkmal der Stücke. "Diese Musik erfordert äußerste Präzision und Konzentration. Bei der Elastizität der Tempi muss man höllisch aufpassen, die innere Spannung nicht zu verlieren" kommentieren die Kollegen Couturier und Matinier Brahems Liedgut.

Auf die gesamte Länge des Albums können sich die Kompositionen einer gewissen Schwermütigkeit nicht entziehen. Das passt hervorragend zum Herbst und dem drohenden Winter, verhindert aber gleichzeitig eine Heavy Rotation im heimischen Wohnzimmer. Die massive Moll-Atmosphäre prägt etwas zu zwingend den Gesamteindruck dieser ungewöhnlichen Scheibe, die auf dem schmalen Grad der musikalischen Globalisierung zwischen europäischen und arabischen Traditionen trittsicher wandert.

Trackliste

  1. 1. Le Pas Du Chat Noir
  2. 2. De Tout Ton Coeur
  3. 3. Leila Au Pays Du Carrousel
  4. 4. Pique-nique à Nagpur
  5. 5. C'est Ailleurs
  6. 6. Toi Qui Sait
  7. 7. L'arbre Qui Voit
  8. 8. Un Point Bleu
  9. 9. Les Ailes Du Bourak
  10. 10. Rue Du Départ
  11. 11. Leila Au Pays Du Carrousel II
  12. 12. Déjà La Nuit

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