laut.de-Kritik
Dem kleinen Falken wurden gehörig die Flügel gestutzt.
Review von Sven KabelitzMit ihrem Debüt und dem Nachfolger "Beautiful Imperfection" veröffentlichte die französisch-nigerianische Sängerin Aṣa zwei zauberhafte Perlen zwischen Soul, Folk, Jazz und Pop. Die Freude war groß, nach vier Jahren Pause mit "Bed Of Stone" endlich ein neues Album in den Händen zu halten. Nach mehrfachem Hören stellt sich jedoch die Frage, wann diesem "kleinen Falken" so gehörig die Flügel gestutzt wurden.
Vieles von dem, was Aṣa in der Vergangenheit ausmachte, findet sich hier höchstens noch in Ansätzen. Ihr Gitarrenspiel tritt deutlich in den Hintergrund und anstatt ihren eigenen Urban Soul zwischen den verschiedenen Genres zu finden, nähert sie sich teilweise bedenklich einem viel zu leicht verträglichen Radio-Soul-Pop an.
Der Glückssturm erlitt nach einer zweijährigen Tournee 2012 einen deutlichen Zusammenbruch: "Ich brauchte Zeit, um mich zu sammeln, ich war zwei Jahre lang auf Tour, war jeden Abend bereit, alles zu geben. Ich war das lebenslustige, tatendurstige Mädchen voller Energie, zu dem die Menschen zwei Stunden lang hochblickten, und nach der Show backstage gratulierten. Aber nach Hause ging ich immer alleine und ohne wirklich zu ahnen, wie sehr das an meinen Kräften zehrte." "Bed Of Stone" klingt nun wie durch einen von Emotionen befreienden Schleier aufgenommen seltsam kalt und gefühllos.
Trotz allem verfügt Aṣa noch immer über ihre harmonische Grazie. Mit "Dead Again", "Situation" und dem bewegenden Titelstück gelingen ihr durchaus anziehende Songs. Doch zu häufig wirkt sie austauschbar ("Moving On", "Love Found Me") oder abgeschlafft ("Satan Be Gone", "Society"). Nichts, was sich auf "Bed Of Stone" findet, gab es nicht schon besser auf den beiden Vorgängeralben zu hören.
Mit "Bed Of Stone" liefert Aṣa ein solides Pop-Soul-Album, das nett anzuhören ist, aber im Gegensatz zu den Vorgängern eine herbe Enttäuschung darstellt. Oftmals bewahrt gerade noch ihre anmutige Stimme die Stücke vor der absoluten Beliebigkeit. Anstatt wie andere Longplayer von Durchgang zu Durchgang zu wachsen, setzt hier mit der Zeit nur Ernüchterung ein. Aber selbst die Allergrößten kommen manchmal ins Stocken. Hoffen wir, dass sich Aṣa mit Album Nummer vier wieder fängt.
1 Kommentar
Ich kann mir aufgrund ihrer Stimmfarbe gar nicht vorstellen, dass das seicht und kommerziell klingt, bzw. wieso sie diese Annäherung nötig hat, wenn sie aufgrunddessen eh kein radiotauglicher Künstler ist. Werd die Tage mal reinhören, bin gespannt.