laut.de-Kritik

Abgehangene Space-Dub-Schleicher und bassige Uptempo-Böller.

Review von

"The wheels of the tank keep turning round and round and how many megatons will it take to make them turn around?" Während ich am Rechner sitze, schreibe und die Lyrics von "Tank" aus meinen Speakern rattern, besucht gerade der President Of The United States in einem zur Geisterstadt geräumten Mainz das neue "alte Europa" und macht dabei eines seiner berühmten Monkeyfaces. Was feixt er denn schon wieder?

Egal! Asian Dub Foundation melden sich zurück und ihr neuester Rundling passt als Soundtrack zu dem, was mir gerade meine Glotze ohne Ton an Bildern liefert, ganz vorzüglich. Wie kaum anders zu erwarten, präsentieren sich die asiatisch-orientalischen Londoner textlich wieder äußerst politisch engagiert und der texanische Warlord zählt da ebenso wenig zum engsten Freundeskreis, wie Prediger des Neoliberalismus oder Globalisierer.

Musikalisch erfindet die ADF das Rad nicht unbedingt neu, aber im Gegensatz zum etwas verplanten 2003er Album "Enemy Of The Enemy" weiß die Melange aus Drum'n'Bass, Ragga, Hip Hop, dubby Reggae und Orient-Sounds diesmal wieder zu überzeugen. Ein bisschen Elektronik-lastiger als sonst sind sie es angegangen. Wahrscheinlich haben sowohl Co-Produzent Ben Watkins - sonst bei Juno Reactor und nebenbei Erschaffer des Matrix-Soundtracks - als auch Mixing-Engineer Adam Wren ihren Einfluss geltend gemacht, was als Bereicherung des ADF'schen Soundkosmos zu werten ist.

So reicht die Palette von ganz abgehangenen Space-Dub-Schleichern bis zu bassigen Uptempo-Böllern, deren Beats so gebrochen sind wie Satzfragmente, die bisweilen aus George W. Bushs Mund purzeln. Schon der Opener "Fly Over" ist gleich ein Basspanzer, der durch die Boxen rollt und einem ordentlich in die Magengrube haubitzt. Gesangliche Unterstützung erfährt die ADF von Ghetto Priest aus dem On-U-Sound-Kollektiv, und es scheint fast logisch, dass man es hier mit der ersten Singleauskopplung zu tun hat. Tanzbarer Shit, auf den man sich Knoten in die Haxen zappeln kann.

Im weiteren Verlauf wühlt sich der Hörer durch ein dichtes und intensives Album, dessen Vielschichtigkeit endlich wieder beeindruckt. Man möge sich nur einmal den rauen Titeltrack anhören, hernach das strange, mit hip-hopesken Beats unterfütterte "Round Up", um sich dann bei "Tomorrow Begins Today" eine süße Portion Concious Reggae Vibes abzuholen. Der rein instrumentale Track "Melody 7", der einen in den E-Dub-Space entführt, schließt das Album ab. Ach wie schön, da gibt es wenigstens keine grinsenden Texaner, sondern nur Schall und vielleicht auch ein bisschen Rauch ...

Trackliste

  1. 1. Flyover
  2. 2. Tank
  3. 3. Hope
  4. 4. Round Up
  5. 5. Oil
  6. 6. Powerlines
  7. 7. Who Runs The Place?
  8. 8. Take Back The Power
  9. 9. Warring Dhol
  10. 10. Tomorrow Begins Today
  11. 11. Melody 7

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