laut.de-Kritik

"We definitely broke a musical embargo!"

Review von

"We definitly broke a musical embargo", fasste es Drummer Brad Wilk zusammen. Im Mai spielten Audioslave als erste amerikanische Rockband im Reich Fidel Castros. Fast 70.000 Zuschauer sahen den Gig im kubanischen Havanna auf dem Platz mit dem programmatischen Namen "The Anti-Imperialist". Ein Name, der eigentlich wie geschaffen ist für eine Band, die zu Dreiviertel aus Rage Against The Machine besteht.

Trotzdem stellte Basser Tim Cummerford auf der Pressekonferenz - als Teil des Bonusmaterials zu sehen - eines klar: "It's all about the music." Es ging Audioslave nicht um ein politisches Statement, sondern um den kulturellen Austausch mittels der universellen Sprache der Musik, bemühte Wilk sogar lexikalisches Wissen. Dennoch die richtige Ansage am richtigen Ort. Tom Morello und Co. mögen Castros Gedankengut näher stehen als US-Präsident George Bush. Bei diesem Event sollte aber der Rock sprechen und nicht die Politik. Davon hat Kuba schließlich genug.

Und so drängten sich die Fans auf dem voll gestopften Platz bis zum Bühnenrand. Audioslave machten im Gegenzug aus ihrem Stolz, hier spielen zu können, keinen Hehl. In der Documentary gibt es dazu reichlich Impressionen vom Aufenthalt der US-Amerikaner in Havanna: Ankunft auf dem Flughafen, erstes Kennenlernen, Audioslave auf Sightseeingtour, Morellos Freestyle-Session im kubanischen Nachtleben, ein interessanter Ausflug an die staatliche Musikhochschule, die Band beim Soundcheck oder die ersten Momente des Konzerts, das kurioserweise mit einer Panne begann.

Den eigentlichen Anlass der Reise fangen die Kameras dann recht ungeschminkt und in dokumentarischen, temporeichen Bildern ein. Die Audiobearbeitung des rohen Powergrooves des Quartetts überzeugt: Audioslave lieferten einen ihrer typischen, schnörkellosen Rock-Gigs ab. Das Quartett präsentierte sich beim längsten Konzert, das sie nach eigenen Angaben bisher spielten, in guter Form (von einigen stimmlichen Wacklern Chris Cornells mal abgesehen).

Die Standard-Version der DVD beinhaltet zwar nicht den kompletten Gratis-Gig, dafür eine gute Auswahl an bekannten Hits ("Be Yourself"), energetischen Kopfnick-Nummern ("Show Me How To Live") und einigen Verschnaufpausen ("I Am The Highway"). Die wenigen RATM-Tracks spielte Tom Morelllo natürlich standesgemäß mit "Arm the homeless"-Parole auf der Gitarre.

Der historische Moment machte natürlich den Reiz aus, den Kuba-Gig auf DVD festzuhalten - auch wenn es letztlich ein Audioslave-Auftritt wie jeder andere war. Etwas mehr Mühe hätte man sich allerdings bei der Ausgestaltung der DVD geben können: weder Booklet noch Untertitel-Sektion finden sich. Cummerfords Erklärung hörte sich da schon fast wie eine vorsorgliche Entschuldigung an: "Es geht einzig und allein um Musik."

Trackliste

Konzert

  1. 1. Set It Off
  2. 2. Your Time Has Come
  3. 3. Like A Stone
  4. 4. The Worm
  5. 5. Gasoline
  6. 6. Doesn't Remind Me
  7. 7. Be Yourself
  8. 8. Bulls On Parade
  9. 9. Sleep Now In The Fire
  10. 10. Out Of Exile
  11. 11. Outshined
  12. 12. I Am The Highway
  13. 13. Show Me How To Live
  14. 14. Cochise

Special Feature

  1. 15. Out Of Exile-Documentary

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1 Kommentar

  • Vor 12 Jahren

    Unter Umständen wäre es angebracht, ausgiebige Recherche hinsichtlich der Namen der Bandmitglieder zu betreiben, bevor man sich an eine Kritik wagt. Ansonsten netter Beitrag (auch wenn das hier wahrscheinlich kein Mensch mehr lesen wird), wobei die "stimmlichen Wackler" Cornells streckenweise etwas mehr als nur wacklig sind und die Scheibe auch ansonsten m.E. nicht sonderlich aufwendig produziert ist. Der Sound kommt eher mittelmäßig daher und man hat aus mir unerfindlichen Gründen an der Chronologie rumgeschnipselt, was streckenweise zu Verwirrung über die Songnamen führt. Das Bonusmaterial, soweit ich das grad noch auf dem Radar hab, war auch etwas dünn. Erscheint schlicht wie ein kleiner Promo-Spaziergang durch Havanna. Was die Show angeht- wahrscheinlich kann Cornell bei dieser Art Gesang nicht groß rumspringen, aber überhaupt etwas Rock von seiner Seite hätte der Performance mehr Drive verpassen können (die anderen drei hatten ihren Spaß). Alles in allem war ich eher enttäuscht von seinem Auftritt. Und hab mich nun völlig verquatscht ;)
    Also: Sound 3/5
    Bild 4/5
    Mukke 4/5
    Kult 5/5
    unterm Strich 4 Sternchen oder was auch immer