laut.de-Kritik

Untote Style-Klone aus dem ShakiraGaGaRihanna-Labor.

Review von

Aura Diones neues Album möchte mit Produzenten-Namen wie David Jost (Limp Bizkit, Lady GaGa) und und Rick Nowels (Nelly Furtado, Madonna) protzen. Dazu umschreibt die Dänin ihren Sound selbstbewusst als Progressive Pop Poetry. Das klingt prima, aber das Problem dabei: nichts davon ist auf "Before The Dinosaurs" auffindbar.

Stattdessen sehen wir einen sexy umgesetzten Apfel-Alarm auf dem Booklet. Da war doch mal was vor einigen Jahren? Richtig, Shakiras "Oral Fixation Vol. 2" spielte mit ähnlichen Motiven. Das Wildern im Shakira-Terrain setzt sich beim Opener "Geronimo" fort. Die Trommel-Stakkatos der Kolumbianerin finden ebenso Verwendung wie ihr gefürchteter Kehlkopfüberschlag. Was in der Summe einen leidlichen Ohrwurm ergibt, jedoch kaum auf Eigenständigkeit und Originalität schließen lässt.

"Reconnect" taugt als Musterbeispiel für missratene Balladen: nachlässig runtergenudelte Synthies, Piano-Akkorde vom Grabbeltisch und eine Sängerin, die ziellos in Plastik-Gefühlen umher driftet. "In Love With The World" erzeugt keine großen Emotionen, sondern nervt mit unentschlossenem Herumtapsen in träge wabernden Echo-Nebeln.

"Friends" vereint abgehalfterte Beats mit umher dümpelndem Songwriting und imitiert als Anti-Höhepunkt Rihannas "Umbrella"-Geträller. "What It's Like" will tougher R'n'B sein, besitzt aber keinerlei Soul. Mittlerweile tief im Album angekommen, ist von einer unverwechselbaren Künstler-Persönlichkei nichts zu hören. Stattdessen bemühen sich untote Style-Klone aus dem ShakiraGaGaRihanna-Labor weiterhin erfolglos um ein Eigenleben.

"Recipe" schlägt dem berühmten Fass endgültig den Boden aus: im Intro hängt sich Dione an Israel Kamakawiwo'Oles Ukulele-Schmonzette "Over The Rainbow" dran. Gegen Ende taucht nach langer Durststrecke dann doch noch der zweite halbwegs akzeptable Song auf. "Superhuman" flittert in fröhlichen Dance-Beats herum. Doch auch hier gilt: gabs alles schonmal besser.

Aura Diones Zweitling: Desaster total. Das Unterfangen, eine talentierte Nachwuchs-Künstlerin ("Columbine") zum genormten Pop-Püppchen zu domestizieren, scheitert gnadenlos. Die optische Image-Neufixierung mit allzu vordergründig platziertem Sex-Faktor reißt auch nichts raus. Ein Buch mit hübschem Einband, aber leeren Seiten macht halt nichts her.

In "Masterpiece" singt die Dänin: "Baby you're a masterpiece / a thousand years of poetry". Das Album kann damit unmöglich gemeint sein. Zumindest taugt der Titel "Before The Dinosaurs" als treffliche Umschreibung der zwölf Tracks: randvoll mit Versatzstücken aus dem Pop-Paläozoikum, die längst abgehakt in der Fossil-Asservatenkammer der populären Musik vor sich hinstauben.

Trackliste

  1. 1. Geronimo
  2. 2. Reconnect
  3. 3. Friends
  4. 4. In Love With The World
  5. 5. What It's Like
  6. 6. Into The Wild
  7. 7. Masterpiece
  8. 8. Where The Wild Roses Grow
  9. 9. America
  10. 10. Recipe
  11. 11. Superhuman
  12. 12. Before The Dinosaurs

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25 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    "Was in der Summe einen leidlichen Ohrwurm ergibt, jedoch kaum auf Eigenständigkeit und Originalität schließen lässt." Diesen Satz kann ich so unterstreichen. Dieses Scheisslied hat mich auch mal einen Tag verfolgt.

  • Vor 13 Jahren

    Bin auch enttäuscht vom Album aber so ultrabeschissen ists nicht. Sie hat immerhin nicht versucht den 'Columbine' Sound zu imitieren und hat mal etwas rumprobiert, aber bis auf 'Geronimo' bleibt nix wirklich hängen. 'Into the wild' und 'Reconnect' gefallen mir eigentlich ganz gut, der Rest dümpelt halt vor sich hin. Und bin ich der einzige die findet das der ganze Sound sehr 90er ist? 'Friends' klingt fast exakt 'Girl you know it's true' von Milli Vanilli.
    Hatte mich auf mehr neue Ohrwürmer wie 'Monday' oder 'Song for Sophie' gefreut. :(

  • Vor 13 Jahren

    SIE hätte auch gar nicht versuchen können, den Sound von 'Columbine' zu imitieren, denn SIE kann weder Songs schreiben, noch hat SIE Ahnung von Aufnahme- oder Produktionsmitteln.
    Alles was sie tat, war hier und da ein paar Gesangsspuren einzusingen, welche die Produzenten sogleich in ihre Mastersuite übernahmen um sie weiter zu bearbeiten und glatt zu schleifen.

  • Vor 12 Jahren

    Dieser Mega-Verriss hier ist das Einzige, was dem berühmten Fass den Boden ausschlägt, nicht das hier vorliegende Album. Das Album halte ich für einen mehr als gelungenen "Columbine"-Nachfolger, der Elemente mischt, recyclet, umformt und neu aufleben lässt, ohne dass die Eingängigkeit und der Zugang zu den Songs verwehrt wird. Sprich: das ist kein neuer, sperriger Shice (wie sooft, bei Dingen, die NEU daherkommen wollen), sondern gut gemachte, abwechslungsreiche Pop-Musik, die interessant klingt und trotzdem ins Ohr geht.
    Aber so mancher Kritiker scheint sich zum auch nicht neuen Ziel zu setzen, einen möglichst großen Haufen auf populäre Musik zu setzen, um möglichst innovativ und fachkundig rüberzukommen.
    Nennt sich dann Experte! Andere nennen sich wenigstens gleich coffeemonkey, das passt dann auch viel besser...

  • Vor 12 Jahren

    @contacter: indem Du den Schmarrn drei mal postest wirds wirklich nicht besser.
    Außerdem ist der Käs doch eh längst gegessen....

  • Vor 12 Jahren

    @Mad Dog: Ob der Käs für mich gegessen ist überlasse mir, Liebelein! Davon mal ab: ich kann zwei der AUS VERSEHEN dreimal gebrachten Posts nicht mehr löschen, weil die Seite hier seit Tagen hängt und Fehler anzeigt! Also vielleicht hast Du mal `nen konstruktiven Tipp hierzu???