29. März 2005

"Fler, du wirst schöne Grüße kriegen!"

Interview geführt von

Produzent, Labelboss, hervorragender Rapper - Azad hat in der deutschen Rapszene einen derzeit kaum zu überbietenden Stellenwert. Nun erscheint die - von vielen schon seit langem erhoffte - Monster-Collabo mit Kool Savas "One". Zu diesem freudvollen Anlass steht der Azazin laut.de Rede und Antwort.

Ihr beide featuret euch schon seit Jahren gegenseitig. Wie habt ihr euch damals kennen gelernt?

Wir haben uns in Berlin kennen gelernt, ich war dort bei einer Show. Ein Kumpel hat uns einander vorgestellt, wir haben uns sehr gut verstanden - das war's auch schon. Das war 1999.

Wann kam der Punkt, an dem ihr sagtet: "Jetzt muss ein gemeinsames Album her"?

Der Punkt kam eigentlich schon sehr früh. Wir hatten da von Anfang an Bock drauf, mal ein größeres Projekt zusammen zu starten, schon damals, 1999. Dadurch, dass wir beide erst mal unsere eigene Karriere nach vorne gebracht haben, hat das eine Weile gedauert und sich ein paar Jahre verzögert. Aber gut Ding will letztendlich auch Weile haben. Jetzt haben wir es ja endlich geschafft.

Ihr habt euch einige Beats von amerikanischen Produzenten geholt. Wo lag die Intention? Sollte so ein Album nicht genutzt werden, um die Beatbastler von Bozz und Optik in den Vordergrund zu stellen, zumal mit Sti und Melbeatz zwei der derzeit angesagtesten deutschen Produzenten am Start wären?

Die Intention war natürlich in erster Linie, ein gutes Album zu machen, und nicht, gewisse Namen nach vorne zu bringen. Wir haben uns natürlich auch ein bisschen einen persönlichen Traum erfüllt, indem wir nach New York geflogen sind und uns dort Beats ausgesucht haben, was für uns natürlich eine andere Dimension war, die wir erst mal ausprobieren wollten. Das haben wir getan, und wir haben, denke ich, auch unsere Erfahrung gesammelt, das war sehr gut. Wir haben auch sehr gute Beats mitgebracht. Wir haben in einer Woche circa 150 Beats angehört, um von diesen 150 ungefähr ein Dutzend zu picken. Sti hat ja dennoch einen Beat auf dem Album, ich habe einen, nein, sogar zwei, Savas hat einen Beat, also werden Bozz und Optik auch von der Produzentenseite her repräsentiert. Die Hälfte ist von New Yorkern produziert, die Hälfte von Deutschen.

ASD, Samy und Afrob - sich Beats bei amerikanischen Stars zu holen, liegt derzeit im Trend. Woran liegt das?

Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Amis einfach schon sehr weit voraus sind mit dem, was sie tun, dass sie das schon eine längere Zeit tun. Amerika ist sehr groß, womit die Auswahl natürlich sehr viel größer ist als in Deutschland. Man kann mit mehr Leuten quatschen und auch auf einen viel größeren Pool zurückgreifen. Das ist der eine Grund, zum anderen sind wir natürlich auch Hip Hop-Fans, und New York ist einfach eine Art Mekka des Hip Hop, somit ist es auch sehr interessant, dort rüber zu gehen und einfach an Ort und Stelle zu beobachten, Leute zu sehen, die man auch schon seit je her gefeiert hat, und von denen dann auch etwas kriegen zu können.

Wie kam es zu der Entscheidung, Xavier Naidoo als Gast einzuladen?

Es ist genau dasselbe wie eben. Ich und Savas sind Fans von Xavier, und somit lag das einfach auf der Hand, mit ihm ein Feature zu machen, weil wir ihn ohne Ende schätzen. Als Mensch so wie als Künstler. Ich bin ein ungemeiner Fan von ihm und habe sehr lange darauf gewartet. Glücklicherweise war es auf der anderen Seite so, dass Xavier, wie er mir erzählte, immer noch zwei MCs auf der Liste hatte, mit denen er ein Feature machen wollte, zum einen Savas, zum anderen mich. Somit hatte er sich auch seinen Wunsch erfüllt, wir haben zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, und natürlich sind wir alle sehr glücklich, dass wir auf der "One"-Platte endlich einen Track mit Naidoo haben.

Savas hat innerhalb von zwei Jahren vier Alben veröffentlicht, du selbst auch zwei innerhalb eines Jahres. Wie erklärst du dir diesen kreativen Output im Vergleich zum gängigen "ein Album alle zwei Jahre"-Schnitt?

Ich denke, das liegt einfach daran, dass wir beide viel auf unserer Seele und auf unseren Zungen haben, und auch durch das Talent, das uns geschenkt wurde, die Möglichkeit, schnell gut zu arbeiten, im Gegensatz zu den meisten. Die meisten brauchen für gute Arbeit längere Zeit, wir sind mit dem Talent gesegnet. Auch die Erfahrung spielt da mit rein, Savas und ich sind schon über zehn Jahre im Musikgeschäft, nach einiger Zeit hat man das dann auch drin und kann dann schnell gut arbeiten. Wir können das jetzt einfach so schnell, dass jetzt das Album von Savas und mir erscheint und dann noch ein Soloalbum von mir in diesem Jahr.

Wie ist heute das Gefühl für dich, wenn Savas Tracks mit Samy DeLuxe aufnimmt?

Das Gefühl ist völlig okay, wenn wir uns sehen, sagen wir uns Hallo, er grüßt, ich grüße, wir geben uns die Hand, es ist all love, alles gute Vibes, alles cool. Der, ich sage mal, künstlerische Stress, die künstlerische Auseinandersetzung, die wir hatten, ist begraben, jetzt ist alles okay.

Wieso hast du auf diesen Diss in Flers "Hollywoodtürke" ("Ich brauche keinen Ghostwriter, guck her | du bist wie A Z A D nur ein Hund, yeah") nicht reagiert?

Weil ich bis heute diesen Song "Hollywoodtürke" nicht gehört habe, aber Fler ist eh ein Niemand für mich, was rappen angeht, ein Nichts. Wenn er unbedingt Stress haben will, kriegt er ihn, wann und wo er will, kein Problem. Ich habe es noch nie gehört, ich höre es mir dann mal wohl an. "Hollywoodtürke", ich dachte, das sei an Eko Fresh gerichtet. Ich bin auch kein Typ, der im Internet herumwuselt, wahrscheinlich ist der Song im Internet zu hören, dadurch habe ich ihn noch nie gehört. Aber das werde ich dann demnächst tun - Fler, du wirst schöne Grüße kriegen.

Wäre nun, nachdem Savas in "Untergang" gewissermaßen Frieden mit Bushido geschlossen hat, auch ein Monster-Deutschrap-Trio denkbar?

Keine Ahnung, diese Frage müsste an Savas gerichtet werden.

Das Interview führte Philipp Gässlein.

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LAUT.DE-PORTRÄT Azad

Azads Hip Hop-Roots lassen sich bis ins Jahr 1988 verfolgen. Als kurdisches Flüchtlingskind findet er schwer Anschluss in den kalten deutschen Landen.

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