laut.de-Biographie
David Lynch
Viel ist nicht genug für Mr. David Lynch. Man kennt ihn für Oscar-nominierte Filmexkurse in die surrealen Untiefen der menschlicher Psyche, für die Emmy-prämierte TV-Serie "Twin Peaks" und seit einigen Jahren auch als Werbetrommler für die sogenannte "Transzendentale Meditation". Ohne Zweifel lässt sich der 1946 in Missoula, Montana geborene Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Maler (er verehrt Francis Bacon) äußerst ungern auf ein Sujet festlegen.
Bis in die Nullerjahre relativ ungehört bleibt aber die musikalische Seite. Zwar tritt David Lynch schon in den 1980er und 1990er Jahren als Musikproduzent auf, verlässt dabei jedoch nicht den Kontext seiner Filme. So produziert er 1989 und 1993 die ersten beiden Alben von Julee Cruise – derjenigen Sängerin, die auch den Themesong seiner Kult-Myth'n'Crime-Serie Twin Peaks intoniert. Für die Lynch-Filme "Wild At Heart" (1990), "Twin Peaks: Fire Walk With Me" (1992), "Mulholland Drive" (2001) und die traumgleiche Online-Sitcom "Rabbits" (2002) steuert er mit Unterstützung seines Langzeit-Filmkomponisten Angelo Badalamenti Instrumentales zum Soundtrack bei.
Überhaupt funktionieren seine Werke aufgrund eines raffinierten Sounddesigns jenseits der Konventionen: Aus den frühen Tagen des experimentellen Kurzfilms bringt der studierte Maler ein Gespür für den plötzlichen, oft schockenden Sound ein. So richtig aufhorchen lässt Lynchs Musik die Fans das erste Mal jedoch erst 2001, als er gemeinsam mit dem Produzenten und Tontechniker John Neff das Rockalbum "BlueBob" veröffentlicht.
Im Zuge des Films "Inland Empire" (2006) schließlich gibt der Liebhaber der Noir Fiction das Gesangsdebüt. Auf die Songs "Ghost Of Love" und "Walkin' On The Sky" folgt 2009 ein Beitrag für das Danger Mouse/Sparklehorse-Kollaborationsalbum "Dark Night Of The Soul". 2008 gründet der Regisseur, den der englische Guardian einst als "den wichtigsten unserer Ära" bezeichnet hat, seine eigene Plattenfirma David Lynch MC.
Gleichzeitig intensivieren sich die Musik/Video-Verknüpfungen in Lynchs Umfeld: Interpol lassen während ihres Auftritts auf dem Coachella-Festival einen seiner Kurzfilme ablaufen; und für die New Wave-Band Duran Duran übernimmt der dreifache Vater 2011 den Stuhl für einen Konzert-Livefilm. Im Spätherbst 2011 erscheint dann das Solodebüt "Crazy Clown Time", auf dem Karen O (Yeah Yeah Yeahs) als Gastsängerin vertreten ist. Er produziert, schreibt alle Songs, singt und spielt fast sämtliche Instrumente selbst ein. Das Resultat ist ein Album, das überraschenderweise auch auf Autotune-Elektropop und – weniger überraschend - natürlich den jenseitigen Charme Lynchs setzt: "It's crazy to close doors to any genres."
Auf die Frage, wie er ursprünglich zur Musik kam, verweist der Verfechter der Meditation auf Angelo Badalamenti und fügt an: "Ich liebe Musiker einfach. Sie sind nicht immer gut drauf, aber wenn sie performen schon. Das finde ich wunderschön. Ich mag sie auch dafür, dass sie lange schlafen. Sie gleichen eher Kindern." Badalamenti darf 2017 auch das heiß erwartete Twin Peaks-Sequel vertonen (hier gehts zur Review).
Bis heute lebt David Lynch in Los Angeles. Zu seinen Lieblingskünstlern zählt er Sparklehorse, Au Revoir Simone und Elvis Presley. Wer ihn treffen möchte, geht vermutlich am besten zu einen seiner Vorträge zum Thema Meditation, denn Live-Auftritte als Musiker schließt Lynch kategorisch aus.