laut.de-Kritik
Come-Up-Momente und Übermut.
Review von Yannik GölzSeit ihrem Durchbruch haben BHZ in ihren besten Momenten eine sehr spezifische Magie eingefangen. Da ist also diese recht normal wirkende Freundesgruppe, aber in einem für die Ewigkeit konservierten MDMA-Come-Up. Da ist Selbstbewusstsein, Übermut, Freude und immer wieder gipfelt es in diesen "wow, die Welt ist echt schön"-Momenten. Und das, obwohl die Songs immer so komplett spontan aus dem Handgelenk gewürfelt wirken. Fünf Jahre lang bleibt das ihre Stärke und Schwäche. "2013" gelingen ein paar Momente Zauber, aber der fast neurotische Zwang, über die Songs nicht zu genau nachzudenken, deckelt ihr Potential, ein wirklich kohärentes oder definitives Album zu machen.
Diese Ecstasy-Come-Up-Momente sind es übrigens, warum man ihnen von allen aktuellen Deutschrap-Artists am ehesten teils wirklich haarsträubende Samples durchgehen lässt. Ion Miles hat mit "Powerade" zwar ein denkbar prominentes MGMT-Sample verballert, aber das war nicht Nostalgie-Bait für "Kids", das war ein Zelebrieren, wie ein Klassiker-Song dich an einem perfekten Tag hittet.
Die Crew versucht jetzt quasi die haargenau gleiche Formel noch mal, wenn sie auf "Crash Dummy" "Where Is My Mind" von den Pixies neu auflegt. Und es macht es sich denkbar leicht, weil; wie scheiße könnte ein Song schon sein, bei dem dieser Track im Hintergrund läuft. Aber das ist ja am Ende der Grund für den Sample-Hype – es funktioniert. Unser Eidechsenhirn ist schwach und "Crash Dummy" ist der beste Song auf diesem Album. Er ist stimmungsvoll, übernächtigt, betrunken vom Leben und beschwört tatsächlich, Bilder herauf, die nicht Tom Cruise und Helena Carter vor einstürzenden Gebäude sind. Nicht schlecht!
Sonst kommen gute Momente immer dann, wenn die Beats diese goldene Mitte zwischen Hip Hop-Cool und etwas cheesy treffen. "Katana" funktioniert gut mit seinem treibenden Electro-Beat und den Sad Boy-Gitarren, "Klassenfahrt" macht effektiv und nicht allzu anbiedernd 2016-Trap-Nostalgie über einen Beat, der auf "Luv Is Rage 2" gepasst hätte. "Weit Weg" wäre mir persönlich für die meisten Momente meines Lebens einen Mü zu 4-Uhr-Morgens-bekifft-eingeschlafen, aber ich wette, dass es in den richtigen Momenten absolut einschlägt. Sehr "Hellboy"-Ära Lil Peep.
So viel zu den starken Momenten, die leider auch alle schon auf den Singles erschienen sind. In den Deep Cuts finden sich leider eine Menge Strauchler. Der einzig wirklich bewusst atmosphärische Song wäre "Immer Noch" (Fun Fact: Der 39. mir bekannte Deutschrap-Track dieses Namens, checkt die Playlist!). Da ... geht das Gras ein bisschen mit einem von ihnen durch: "Gäb's im Weltall Haie wär's dort der schlimmste Ort auf Erden / Wo komm ich hin wenn ich bald sterbe / Dort im Himmel scheint die Sonne zwar am stärksten / Ich bin zwar braun genug für Deutschland" ... nein, ich unterbreche hier. Schlaf dich aus, Brudi. Versuch's morgen noch mal.
Sonst bleibt eine Menge Trap-Songs mit erschreckend wenig Flavour und banalen Representer-Lines, die weder catchy noch atmosphärisch sind. "Homeboys", "Kpop" oder "Verrat", das sind Füllertracks, wie sie im Buche stehen, bei denen man am deutlichsten sieht, wie sehr BHZ in den Autopilot schalten können, wenn niemand eine starke Idee in den Song mitbringt. Dort merkt man auch am meisten, dass einfach niemand von ihnen ein starker Rapper ist.
Es braucht halt einfach den richtigen Song, damit es mit BHZ funktioniert, einen mit einem superstarken Beat oder einer guten Hook. Und sie wissen zwar immer wieder mal, wie sie das bauen müssen, aber eben nicht immer. Diagnose: Singles-Artists? Ich weiß ja nicht. Die Idee von einem richtig guten BHZ-Album wirkt gar nicht so schwer realisierbar. Ein bisschen fehlt es dafür aber an der Bereitschaft, über den eigenen Schatten der Coolness zu springen. Aber egal, ob sie nächstes Mal einfach mehr Gedanken in einzelne Songs investieren sollten oder einfach ihre spontanen Ergüsse besser kuratieren: "2013" ist nur zur Hälfte da.
4 Kommentare mit 2 Antworten
Tom Cruise ist nicht Edward Norton. Ich muss bei denen immer qn ein Meme denken. Das 2ar ein Bild von denen bei dem alle ganz ernst gucken und da stand dann: "Wenn du den bisexuellen Speedealern sagst dass sie den ganzen Stoff und ihr Geld in die Alditüte machen sollen."
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Nene, du bist ein absteigendes Sexmodel. Kommt mit dem Beruf.
Nene, beim letzten Mal als ich sie sah, ist sie in der Tat aufgestiegen.
Musik für Kulturpessimist:innen
Ey Yannik, srsly... WTF?! Fight Club assozieren und dabei Edward Norton mit Tom Cruise verwechseln ist leider absolutely cringe galore, no cap, poi!