Porträt

laut.de-Biographie

Pixies

Im Jahr 1986 erscheint in der Bostoner Times eine Anzeige, in der Charles Thompson (alias Black Francis) und Joey Santiago, zwei Studienfreunde von der University of Massachussets, einen Bassisten suchten, der sowohl Hüsker Dü als auch Peter, Paul And Mary mögen soll. Kim Deal (auf den ersten beiden Platten noch als Mrs. John Murphey) meldet sich der Legende nach als einzige auf die Anzeige, obwohl sie nicht einmal einen Bass besitzt, geschweige denn dieses Instrument beherrscht. Ihre Schwester Kelley stellt die Klampfe zur Verfügung und soll eigentlich den Drummer der Band stellen, ein Angebot, dass sie dankend ablehnt.

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So schwingt sich ein Bekannter Kim Deals hinter die Felle, David Lovering komplettiert die Pixies. Dieses Lineup soll sich über die Jahre nicht ändern. Den Namen entlehnt Santiago einem Wörterbuch und zu Beginn nennen die Vier sich für eine kurze Zeit Pixies In Panoply. Schon bei ihrem ersten Gig, nachdem sie ca. einen Monat lang in Loverings Garage geübt haben, spielen sie mit "Here Comes Your Man" einen ihrer größten Hits.

Bei einem Supportgig für Throwing Muses sieht der Produzent Gary Smith die Gruppe und ermöglicht ihnen die Aufnahme eines Demotapes. 17 Songs nehmen sie im Fort Apache Studio für "The Purple Tape" auf. Die Session dauert drei Tage und kostet 1.000 Dollar, die Summe übernimmt Francis' Vater. Acht der Stücke landen auf der ersten Veröffentlichung der Band, der EP "Come On Pilgrim" aus dem Jahr 1987, der Rest erscheint auf die späteren Alben verteilt.

Eines dieser lila Tapes fällt auch Ivo Watts-Russel in die Hände, der die Pixies nach anfänglichem Zögern an das Label 4AD bindet. Mit ihrem ungestümen Rock, den brachialen Tempowechseln und den sägenden Gitarrenriffs werden sie zu der Independentband überhaupt. Kurt Cobain wird später erklären, dass er einen Song wie "Smells Like Teen Spirit" ohne die Inspiration der Pixies nicht hätte schreiben können: "I was trying to write the ultimate pop song, I was trying to rip off the Pixies". Ob es ihm gelungen ist, sei dahingestellt. Fest steht, dass die Pixies mit "Debaser", "Here Comes Your Man", "Monkey Gone To Heaven", "Gigantic" und "Where Is My Mind?" zeitlose Indie-Klassiker produziert haben.

Ein Jahr nach der ersten EP erscheint mit "Surfer Rosa" der erste Longplayer der Gruppe, an den Reglern sitzt Steve Albini. Wieder halten sich die Pixies nicht lange im Studio auf, in vierzehn Tagen ist alles im Kasten. Das Album begeistert die Kritiker, die Musikzeitschriften Melody Maker und Sounds zeichnen es als "Album des Jahres" aus. Der Erfolg ermöglicht der Band einen Wechsel zu Elektra.

Pixies - Doggerel
Pixies Doggerel
Diese Zitrone hat noch viel Saft.
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Mit diesem Album im Gepäck erobern sie Großbritannien im Sturm. Während ihrer ersten Tour spielen sie auf Einladung der Radiolegende John Peel eine erste Session in den BBC-Studios. Sie kehren noch fünf Mal in die heiligen Hallen des Beeb zurück, auch das eine Wertschätzung des künstlerischen Schaffens der Pixies. Mit einem fetten Budget im Rücken und Gil Norton als Produzent verziehen sich die Vier noch im Herbst 1988 wieder ins Studio, um das zweite Album "Doolittle" aufzunehmen.

Auch wenn die Pixies immer noch nach den Pixies klingen, hört sich der Sound doch etwas cleaner, glatter an als noch auf dem Debüt. Hier finden sich Hits wie "Debaser", "Here Comes Your Man" oder "Wave Of Mutilation". Ebenfalls einzigartig für die Kobolde: David Lovering singt mit "La La Love You" seinen einzigen Song auf dieser Platte. Die Single "Monkey Gone To Heaven" beschert der Band ihren ersten Top-Ten-Hit in Großbritannien und es zeichnet sich ab, dass die Gruppe in Europa erfolreicher sein wird als in den USA.

Trotz des Erfolgs, auch "Doolittle" wird von den Kritikern gefeiert, wachsen die Spannungen in der Band, vor allem zwischen Deal und Francis, dem Kopf der Band. Als sie ihre 1989er Tour beenden, sind alle Mitglieder so entnervt, dass sie beschließen, sich eine Auszeit zu gönnen. Als Konsequenz aus den Streitigkeiten gräbt Francis Deal immer mehr das Wasser ab. Auf dem dritten full length der Band, "Bossanova" von 1990, findet sich kein einziger Song aus der Feder der Bassistin. Stilistisch geht es jetzt in Richtung Surfrock.

Obwohl der Knatsch weiterhin besteht und Deal sich immer wieder durch quertreiberische Aktionen wie zum Beispiel einseitige Bandauflösungserklärungen in Szene zu setzen versucht, erscheint 1991 mit "Trompe Le Monde" das vierte Album in vier Jahren. Eine Neuerung hält der Sound bereit: erstmals wird ein Keyboard bei den Pixies eingesetzt. Die Kritiker überschlagen sich zwar nicht mehr, aber die Fans bleiben der Gruppe treu. Während einer Tour mit U2 1992 wachsen die bandinternen Spannungen so sehr, dass die Band eine weitere Auszeit beschließt.

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Pixies "Drogen hat er uns keine verabreicht"
Black Francis und Joey Santiago über ihren Produzenten Tom Dalgety und das neue Album.
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Im Januar 1993 verkündet Black Francis das Ende der Pixies in einem Interview mit der BBC. Die Band erfährt vom Split durchs Radio und erhält nach dem Interview einen Anruf (Santiago) respektive ein Fax (Lovering, Deal) mit dem entsprechendem Statement. Kim Deal zögert nicht lange und ruft Tanya Donelly von den Throwing Muses an. Sie gründen die Breeders und schließen zusammen mit Kims Schwester Kelley da an, wo die Pixies aufgehört haben. Black Francis veröffentlicht seitdem Platten unter dem Namen Frank Black, ohne jedoch an den kommerziellen Erfolg der Pixies anknüpfen zu können.

1995 gründet Deal mit The Amps das Nebenprojekt vom Nebenprojekt. David Lovering schlägt derweil eine ganz andere Richtung ein und betätigt sich als Zauberer, unterstützt aber auch Tanya Donelly auf ihren Soloalben an den Drums. Santiago hilft Black auf einem Album aus, arbeitet als Studiomusiker und gründet die Band The Martinis.

Im Jahr 2002, also 16 Jahre nach der Bandgründung, veröffentlicht Cooking Vinyl die damals unter dem Namen "The Purple Tapes" verschickten Bewerbungsaufnahmen neu. Auch wenn sich Gitarrero Joey Santiago im laut.de-Interview eher reserviert gibt, stellt diese Veröffentlichung doch so etwas wie einen Sonnenstrahl im Tal der verlorenen Hoffnungen dar. Kommen die Pixies vielleicht doch noch mal zusammen?

In der Tat. Im September 2003 streut Black, der nie aufgehört hat, Pixies-Songs live zu spielen, erste Gerüchte, es noch einmal wissen zu wollen. Am 2. Februar 2004 folgt die Bestätigung: Eine offizielle Pressemitteilung aus dem Hause Black kündigt die Wiedervereinigung mit den alten Mitstreitern an. Dabei gehen sie clever vor. Keine großmäulige Albumankündigung, nein, eine schlichte Reunion-Tour soll es werden. Das Medienecho ist riesig, die Freude bei den Fans ebenso.

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Das erste Konzert der Pixies findet im April im Fine Line Café, Minneapolis, Michigan statt. Sie spielen 26 Songs in 90 Minuten. 26 Songs, die direkt nach dem Ereignis auf CD gebrannt und in einer limitierten Auflage von 500 Stück angeboten werden. Die Pixies touren wie wild, grasen Amerika ab, spielen die großen europäischen Festivals, gejagt und vergöttert von der Presse. Auch wenn Frank Black inzwischen rund wie eine Billardkugel ist und Kim Deal der jahrelange Alkohol- und Drogenmissbrauch ins Gesicht geschrieben steht - es sind immer noch die Pixies und sie haben nichts verlernt.

Ende 2004 erscheint, zunächst exklusiv auf iTunes, dann auf dem Soundtrack zu "Shrek 2", der neue Song "Bam Thwok!", der ziemlich verstörend klingt. "We enjoy being in a band together again", verrät der Dicke in einem Interview. Und: "We haven't jammed, I don't really know what it would sound like. Joey told me not to worry about it. He said: 'Just write some songs and the Pixies will make it sound like the Pixies.'"

Die Veröffentlichung der Doku-Charakter aufweisenden Tour-DVD "Loudquietloud" widerspricht diesen Zitaten, da sie alle vier Bandmitglieder als äußerst verschiedene Individuen porträtiert. So gehen denn auch alle Musiker wieder eigene Wege, bis im Frühjahr 2009 die Kunde einiger Festivalauftritte so plötzlich vom Himmel fällt wie fünf Jahre zuvor. Ob sie es wollen oder nicht: Die Album-Nachfragen erhalten dadurch natürlich wieder neue Nahrung. Dennoch kümmert sich Black danach ausgiebig um Kindererziehung und geht vorerst lieber mit Ehefrau Violet Clark ins Studio: Zwei Alben erscheinen unter dem Namen Grand Duchy.

2013 hat man sich längst an die Wahrnehmung der Band als tourenden Greatest Hits-Tross gewöhnt, da formatiert der neue Song "Bagboy" die Hirnspeicher neu und beamt die Fans mit gloriosem Kim Deal-Backgroundgesang zurück in die gute alte Zeit. Kurz darauf erscheint eine erste EP mit weiteren neuen Songs, der in losem Abstand zwei weitere folgen. Die Nachricht, dass Deal die Band während der Aufnahmen verlassen hat, trübt die Freude nur kurz. Schließlich erreicht uns die frohe Kunde, dass die Pixies-Geschichte mit "Indie Cindy" im April 2014 fortgeschrieben wird.

Handelt es sich dabei auch 'nur' um die Zusammenfassung drei bereits erschienener Online-EPs, ist es doch die erste Studioveröffentlichung unter dem bekannten Namen seit "Trompe Le Monde" von 1991. Das erste richtige Studioalbum in der neuen Besetzung mit Bassistin Paz Lenchantin (Zwan, A Perfect Circle) erscheint Ende 2016 unter dem Titel "Head Carrier". Diese Besetzung produziert zwei weitere Alben ("Beneath The Eyrie" und "Doggerel"), mit denen die Band ihren Kultstatus untermauert und weltweit ein nachgewachsenes Publikum begeistert. 2022 spielen die Pixies einige Konzerte als Support von Pearl Jam.

Zwei Jahre später verkündigt Paz Lenchantin ihren Austritt. Am Bass ersetzt sie fortan die Britin Emma Richardson von Band Of Skulls. Im Mai 2024 geht es auf Nordamerika-Tour mit Modest Mouse, im November touren sie erneut mit Pearl Jam. Death to the Pixies? Hell No!

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Huxley's Neue Welt 2013 Die Alternative-Legenden bei einem ihrer raren Deutschland-Auftritte in Berlin.

Die Alternative-Legenden bei einem ihrer raren Deutschland-Auftritte in Berlin., Huxley's Neue Welt 2013 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Die Alternative-Legenden bei einem ihrer raren Deutschland-Auftritte in Berlin., Huxley's Neue Welt 2013 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Die Alternative-Legenden bei einem ihrer raren Deutschland-Auftritte in Berlin., Huxley's Neue Welt 2013 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Die Alternative-Legenden bei einem ihrer raren Deutschland-Auftritte in Berlin., Huxley's Neue Welt 2013 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler)

Pixies Southside 2009 Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden.

Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade) Ein etwas überroutinierter Gig der alten Helden., Pixies Southside 2009 | © laut.de (Fotograf: Florian Schade)

Live@Southside 2004 Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988.

Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele) Alle, wirklich alle Augen glänzten: Frank Black plus Mannschaft rockten so, als wäre noch 1988., Live@Southside 2004 | © LAUT AG (Fotograf: Martin Mengele)

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Do 08.08.2024 Schwetzingen (Schlossgarten)
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