laut.de-Kritik

25 Jahre Beatsteaks? Da kann man auch Portishead covern.

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Wenn sie nicht gerade in der Waldbühne auftreten oder mit den Ärzten oder beides, ist es still geworden um die Beatsteaks. Drei Jahre Pause zwischen zwei Studioalben ist längst gängiger Buletten-Standard, schließlich hat man Familie und andere Interessen. Wie bei den Foo Fighters durchkreuzte Covid-19 dieses Jahr auch bei den Berlinern sämtliche Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bandjubiläum.

Warum also nicht stattdessen eigene Helden abfeiern, der Vertrag mit Warner war ohnehin ausgelaufen und mit Coverversionen kennt man sich aus. Über Trio ("Danger Is") und Tom Waits ("I Don't Wanna Grow Up") durfte man sich 2014 wundern, die sechs Songs der neuen Vinyl-EP "In The Presence Of", die nur im bandeigenen Shop erhältlich ist, spannt den Bogen noch etwas weiter.

Einen Song von The Velvet Underground hätte man der Band jetzt nicht zugetraut. "After Hours" erkennen allerdings auch nur Kenner als solchen, denn gesungen hat ihn 1969 nicht Lou Reed, sondern Drummerin Maureen Tucker, zwar auch leicht schief, aber in einer Melodie, die sich außerhalb von Reeds Tonlage befindet.

Die Beatsteaks behalten den Minimalismus des akustischen Folk-Originals bei, Sänger Arnim singt technisch einwandfrei zunächst nur zur verstärkten Gitarre, die die verträumte Stimmung des Originals transportiert. Später bauen sie riskanterweise noch ein kurzes "Hello Joe"-Lärmbreak ein, was sich aber gut einfügt. Auch Arnims verschiedene Halleffekte auf der Stimme bereichern das Cover.

"You Don't Own Me" ist die gelungenste der sechs neuen Versionen. Leslie Gores 60er Jahre-Orchester-Popsong dröhnt trocken und satt aus den Boxen - man meint gar das Holzinterieur der legendären Hansa Studios herauszuhören, von dem Arnim im Interview schwärmte.

"When I get mad and I get pissed / I grab my pen and I write out a list": Welches Jahr würde sich besser als 2020 eignen, im L7'schen Stile eine "Shitlist" anzulegen. Den knapp 30 Jahre alten Grunge-Hammer von "Bricks Are Heavy" wollten die Berliner nicht mit eigenen Gitarrenwänden reproduzieren. Ihre ausgedünnte, auf Rhythmik fokussierte Version baut stattdessen auf einen Hammond-Sound, der an "Jerk It Out" der Caesars zurück erinnert und nicht so recht zündet. Das "Monotonie"-Cover von Ideal hält sich bis auf die Textänderung "Campari mit Haiyti" anstatt "Campari auf Tahiti" sehr nah am Original.

Zum Schluss wagen sie sich dann an zwei Künstlerinnen, die als uncoverbar gelten: Hildegard Knef und Portishead. "Von Nun An Ging's Bergab" nimmt sich Gitarrist Peter an und schnoddert sich wacker durch die Nummer, dankenswerterweise nahm er die deutsche - Hildegard versuchte sich seinerzeit ja auch in englisch ("From Here On It Got Rough").

"Glory Box" ist natürlich eine krasse Mood-Challenge, der die Beatsteaks aber ordentlich beikommen. Weder experimentieren sie sich zu weit weg vom Original, noch klammern sie sich angsterfüllt um die "Dummy"-Version. Vor allem Arnim darf sich zugute halten, dass man die übermächtige Beth Gibbons hier nicht im Sekundentakt vermisst. Für einen Restart der Jubiläumstour liegen derzeit keine Pläne vor, derzeit hoffen die Beatsteaks auf zwei gebuchte Sommer-Festivals. Im Interview klang allerdings schon an, dass Arnim wieder neue Kollabos im Ärmel hat.

Trackliste

  1. 1. After Hours
  2. 2. You Don't Own Me
  3. 3. Shitlist
  4. 4. Monotonie
  5. 5. Von Nun An Ging's Bergab
  6. 6. Glory Box

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5 Kommentare mit 43 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Musik für 40-jährige Alman-Väter, die auch mal etwas "schräges" anmachen wollen.

    • Vor 3 Jahren

      40-Jährige Alman-Väter? Und an welche Asi-Generation biedert man sich mit dieser Rassismusscheisse an?

    • Vor 3 Jahren

      Alman ist also rassistisch? Hahahahaha

    • Vor 3 Jahren

      Wirklich hart albern. German Glashaus und so.

    • Vor 3 Jahren

      Als ob der durchschnittliche Sonst-eine-Herkunft-Vater anspruchsvoller bei der Musikauswahl ist, hm? Danke.

    • Vor 3 Jahren

      "alman" wird auch als spott(eigen)bezeichnung innerhalb der neurechten (blase) verwendet. beschreibt die verweichlichten linksliberalen volksgenossen, die vor den kulturmarxisten und zivilokkupanten kuschen. bzw sich von alis "alman" nennen lassen.
      "aalmann" hingegen ist ein ziemlicher cooler battlerapper, der u.a. beim letzten vbt dabei war und jetzt bei diversen nachfolgebattles am start ist

    • Vor 3 Jahren

      Interessant, thx.

    • Vor 3 Jahren

      hmm, was denn sonst, bitte? Wenn man Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres kulturellen Backrounds, wozu dann eben auch die Hörgewohnheiten gehören, mit einem eindeutig negativ konnotierten Begriff abqualifiziere und dieses stereotype Bild dann noch schön verallgemeinere, ja mei, was ist das bitte sonst, wenn nicht rassistische Kackscheisse? Immer schön mit dem Schwarm schwimmen und mitmachen...

    • Vor 3 Jahren

      Irgendwann bist auch du 40 und die coolen Kids werden dich genau so für alles belächeln, was du machst, was dir gefällt etc. Und dann fällt dir auf, wie egal das ist, denn denen wird das auch passieren.

    • Vor 3 Jahren

      Klar. Dennoch bin ich fast 40 und die Beatsteaks sind seit 2002 scheiße

    • Vor 3 Jahren

      Organ Grinder ist ein guter Grund dafür, den Spottbegriff "Alman" weiter zu gebrauchen.

    • Vor 3 Jahren

      Bin ü40 und fand die auch schon immer uninteressant. Und Kids belächeln eigentlich gar nicht, zumindest nicht die, mit denen ich zu tun habe.

    • Vor 3 Jahren

      Ragi, die meisten die das so nutzen, sind wohl selbst Almancis, von daher trifft das mich und ggf. Grinder nicht, ist eher lächerlich. Hat eh noch nie jemand zu mir gesagt. Genauso eine Schwachsinns-"Beschimpfung" wie Hurensohn, wen soll sowas tangieren?

    • Vor 3 Jahren

      Ne, völlig klar. Im Türkischen ist das keine Beleidigung, und jeden halbwegs unbekloppten Lauch wird das auch nicht kränken. Wer aber so Bullshit wie Rassismus damit in Verbindung bringt, soll bitte weiter "Alman" genannt werden ;)

    • Vor 3 Jahren

      Hm, ich habe es damals (von Deutschtürken) so gelernt, dass die Türken aus Deutschland in ihrer Heimat so genannt werden (Almanci) und das schon auch negativ besetzt ist - "gedeutscht" eben, wie Alpa Gun es genannt hat. Weniger Bezug zur Heimat und Kultur, annehmen von deutschen / westlichen Dingen, etc.

      "Alman" ist grundsätzlich erstmal einfach nur das Wort für "Deutscher", also neutral und wertfrei. Die negative Besetzung habe ich auch erst die letzten ca. 10 Jahre mitbekommen, oder gibt es das so schon länger?

      Ich will das auch nicht zu hoch aufhängen, da es mir relativ wumpe ist, finde aber die Erklärung von Grinder aber schon nachvollziehbar.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Ja, "Almanci" ist für Türken nicht besonders nett, stimmt.

      Aber gerade weil "Alman" eine ironische, nicht besonders böse Bezeichnung ist, die zum Necken vor allem von weißen Lauchs wie mir benutzt wird, ist Organ Grinders Aufregung um "Rassismus" lächerlich. Über seinesgleichen (seinesähnlichen?) kann man sich jederzeit lustig machen. Diskriminierung ist das nicht.
      Und selbst wenn ein Nicht-Lauch das Wort benutzt, ist es ähnlich beleidigend wie "Heini", "Schussel" oder ähnlich Albernes.

      Insofern ist sein Echauffement einfach lachhaft.

    • Vor 3 Jahren

      "ähnlich beleidigend wie "Heini", "Schussel" oder ähnlich Albernes."

      Hm. Da "Alman" ja klar zur Herkunft Bezug nimmt, würde ich das eher zu dem Phänomen packen, deutsche Vornamen als Beleidigung zu nutzen, siehe sehr viele Deutschrap-Tracks.

      "Muck bloß nicht uff, Du Tobias"

      "Was los Du Rudi, kriegst nen Pushkick - komm wieder wenn Du Luft kriegst"

      etc.

      Habe ich auch nie verstanden, warum ein "Tobias" jetzt "lächerlicher" sein soll als ein "Ali" o.ä.

      Mir wäre es persönlich lieber, wenn Beleidigungen, seien sie in Deiner Wahrnehmung noch so harmlos, immer losgelöst von der Herkunft ausgesprochen werden, egal von wem.

    • Vor 3 Jahren

      Haste Recht. Das mit den Vornamen paßt besser. Wir kommen hier ja jetzt in Gefilde von Humor- und Kulturanalyse. Ich würde sagen, es ist halt was dran, daß die absolute Mehrheit einer Gesellschaft eher das Ziel eines Spotts sein kann. Ganz einfach, weil sie weniger Schutz bedarf als eine Minderheit. Wenn man sich so über einen "Ali" lustig macht, dann zieht man tendenziell über die (wie viel waren es?) 2% der Muslime des Landes her, die ohnehin permanent offen von Rassismus bedroht werden.

      Ich zitiere immer gern John Cleese an dieser Stelle. Der wurde in den 70ern gefragt, warum er sich bei "Das Leben des Brian" ausgerechnet die Christen ausgesucht habe, um sie durch den Kakao zu ziehen. Was sei denn mit den Muslimen zum Beispiel? Cleese sagte: "Weil ich unter Christen aufwuchs und ihre Religion studieren mußte. Damit kenne ich mich aus. Ich wüßte also überhaupt nicht, wie ich einen guten Witz über Muslime schreiben soll."
      Entsprechend isses harmlos, wenn weiße Lauchs andere weiße Lauchs Alnan nennen. Und wenn Muslime sich über Muslime lustig machen. Oder wenn in Deutschland Muslime sich über christliche Almans lustig machen.

    • Vor 3 Jahren

      Ah, Ragism...So vorhersehbar wie dumm wie überflüssig. Jetzt hast du es mir aber gegeben, völlig sinnlose Angriffe, aber nqaja, was soll man von einem "Lauch" auch anders erwarten, im Internet den Starken markieren und im echten Leben das Opfer und schön unterwürfig im Houellebeque'schen Sinne, bevor es von "Ali" aufs Maul gibt, wird sich ihm sprachlich und im Habitus angepasst und sich unterworfen, bloß die heile Haut retten und dafür dann schön mittläufermäßig austeilen und mit den Wölfen heulen und sich stark fühlen. Aua, ja scheinbar eine Paradebeispiel für deinen "Alman"-Begriff. Kannst stolz auf dich sein. Was zu deiner John Cleese Analogie und dem verharmlosen von rassistischen Witzen angeht, die ja "harmlos sind, wenn es die Mehrheitsgesellschaft betrifft, kann man ja mal im Irak, in Syrien, in Ruanda oder aktuell auch besonders gut in Äthiopien sehen. Rassismus, egal von wem und in welche Richtung ist immer falsch und dumm, die Sprache verroht davon zusehens, die Gesellschaft verroht. Aber das will der deutsche Alman ja vielleicht ob seiner Vergangenheit auch nicht unbedingt sehen... Mich tangiert das Wort übrings nicht, weil es mich nicht betrifft, aber Rassismus und Intoleranz, dazu gepaart mit Dummheit betrifft mich leider schon und ist zumindest für mich nicht tolerierbar.

    • Vor 3 Jahren

      in den "70ern" ist hierbei das zauberwort, lieber ragi. ja, damals war das vllt so.
      aktuell (2019?) dürfte selbst ein John Cleese erkannt haben, dass "london keine englische stadt mehr ist" und dürfte daher wohl inzwischen schon genügend material für witze über alis haben

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Herrlich, diese Deutschen. In der absoluten Mehrheit, niemand bedroht sie, sie können frei und bedenkenlos selbst den größten Gehirnfurz hinauslassen, aber stets ganz auf Mimimi machen. Oh ja, Rassismus gegen Deutsche. Schlimm. Ich höre schon die Violinen.

      Genau genommen ist London überhaupt keine Stadt mehr, hatefeast. Es ist ein topmodernes Büro mit Retrocharme. Kulturell am Rande der Bedeutungslosigkeit, können noch nicht mal "Alis" der Stadt zu alter Lebendigkeit verhelfen.
      Ganz abgesehen davon ist die Frage an John Cleese heute so aktuell wie damals. Rein prozentual ist der Anteil an Muslimen, sowohl in GB als vor allem auch in Deutschland, verschwindend klein.

    • Vor 3 Jahren

      Ich mag sowohl Döner als auch Mettwurstbrötchen.

      Moment... Gings hier nicht um Musik?!

    • Vor 3 Jahren

      Auf laut.de? So weit kommts noch!

  • Vor 3 Jahren

    Waren 2007 mit limbo messiah eine der besten deutschen Bands und meinten dann "okay, reicht dann auch, lass' mal ab sofort nur noch Scheiße rausbringen".

    • Vor 3 Jahren

      ich kenne limbogott

    • Vor 3 Jahren

      @Kas Calwein ... joah, nur noch Schrott würde ich dann doch nicht sagen, aber tendenziell schon zustimmen:

      Früher hatte man etwas eigenes. Heute spielt man viel zu oft anderes nach: Beatsteaks spielen etwas QOTSA-mäßiges, etwas Smithsmäßiges, etwas Madchestermäßiges, etc etc etc ...

      In den schlechtesten Momenten etwas völlig belangloses (L auf der Stirn hielt nicht, was man den Protagonisten erwarten konnte).

      Die Coverplatte kopiert ja dann (wohl sicher, habe sie noch nicht gehört) wieder andere.

      In ihren besten Momenten überwog das starke eigene die Einflüsse. Das war auf der selbstbetitelten noch mal etwas aufgeflackert, danach aber wieder komplett verschwunden.

      Schade eigentlich. Mal abwarten, ein 1-Sterne-Tiefpunkt ist es auch noch nicht. Vielleicht kommt die Form zurück.

    • Vor 3 Jahren

      Nach Living Targets hat mich rein gar nix mehr abgeholt...

    • Vor 3 Jahren

      Naja, Smack Smash kann ich auch heute noch sehr gut hören... Danach wurde es aber immer beliebiger. Allerdings gibt es deutlich mieseres. Und sympathisch sind sie ja...

    • Vor 3 Jahren

      @badkarmainc, ich glaube dein zweiter Absatz beschreibt das ganze ganz gut. Auf der Boombox waren diese punktuellen Vergleiche noch geprägt vom "Hurra, sie trauen sich raus aus ihrem Punkrahmen", auf den folgenden Alben ging den Beatsteaks aber damit zunehmend das eigenständige verloren

    • Vor 3 Jahren

      Ich hab nie verstanden, warum die nie international durchgestartet sind. In der Zeit von Living Targets bis gerade noch so Boombox hatten sie locker das Potenzial dazu...

  • Vor 3 Jahren

    als punk™band i don't wanna grow up zu covern zu wollen ist nahezu suizidal

  • Vor 3 Jahren

    ist halt ne 17min EP mit 6 Coverversionen drauf

  • Vor 3 Jahren

    Ob ALMAN oder nicht!
    Ich gehe auf die langsam aber sicher auf die 60 zu und muss sagen, das Ding hier rockt nicht, aber live haben die Jungs meinen alten Arsch vor ein paar Jahren bei einem kleinen Club-Konzert so richtig in Schwung gebracht!
    Jungs, Mädels, Kinder, Väter, Mütter, Opas und Omas lasst jedem das Seine, habt Spaß und seid nicht ganz so streng miteinander!
    Amen lfd