laut.de-Kritik

Bluegrass trifft auf Delta Blues.

Review von

Drei Männer mit Bärten und Farmer-Garderobe blicken, an einen halbtoten Wüstenbaum gelehnt, mehr oder weniger regungslos in die Kamera. Die Ben Miller Band, ein Trio, erfreut sich wie viele andere Combos zwischen Kentucky, Tennessee und Kansas an hibbeligen Bluegrass-Klängen.

Diesen ersten Eindruck bekommt man zumindest, wenn man eine flüchtige Recherche-Reise antritt. Gräbt man allerdings etwas intensiver und tiefer, stellt sich schnell heraus, dass sich die Herren um Frontmann und Namensgeber Ben Miller durchaus vom Bingo-Banjo-Einheitsbrei ihrer Übersee-Kollegen unterscheiden.

Da wäre zunächst die Wahl der Instrumente: Statt sich nämlich auf Banjos und Rubboards aus dem Fachhandel zu verlassen, legen die BMB-Verantwortlichen lieber selber Hand an. So staunen Studiobesitzer und Konzertbesucher nicht schlecht, wenn Ben Miller und Co. mit selbstgebauten Einsaiter-Bässen und zahllosen anderen DIY-Instrumenten zu ihren Terminen erscheinen.

Auch musikalisch wandelt die Ben Miller Band nur allzu gerne auf unkonventionellen Pfaden. Zwar stehen flinke Bluegrass-Spielereien ganz oben auf der Liste, doch im Verbund mit urbanen Delta-Blues-Sounds und knatternden Rock'n'Roll-Anleihen präsentieren die Protagonisten eine Mixtur, die weit mehr zu bieten hat, als herkömmliche musikalische Maisfeld-Exzesse. Da klatscht nicht nur ZZ-Top-Urgestein Billy Gibbons begeistert in die Hände, sondern auch Star-Produzent Vance Powell (Jack White, Kings Of Leon, Wanda Jackson), der die Band für ihre zweite Albumproduktion nach Nashville in die legendären Sputnick Studios einlud.

Dort entstand ein Album, das von klassischen, mitunter psychedelisch angehauchten Bluegrass-Traktorfahrten ("The Outsider", "Ghosts", "Burning Building") über bluesig verzerrte Delta-Ritte ("You Don't Know", "Hurry Up And Wait") bis hin zu Vaudeville-Zeitreisen ("23 Skidoo") und Country-lastigen Spaziergängen ("Twinkle Toes") so ziemlich alles auffährt, was Freunden staubigster US-Roots-Klänge lieb und teuer ist.

Hin und wieder mit chilligen Lagerfeuer-Downern in Richtung rechte Fahrspur gelotst ("I Feel For You", "Prettiest Girl"), präsentiert sich das zweite Ben Miller Band-Werk als ein ausgewogenes, verspieltes und stets unterhaltsames Highway-Paket der Sonderklasse. In diesem Sinne: Yeehaw!

Trackliste

  1. 1. The Outsider
  2. 2. You Don't Know
  3. 3. Ghosts
  4. 4. Hurry Up And Wait
  5. 5. I Feel For You
  6. 6. 23 Skidoo
  7. 7. Burning Building
  8. 8. The Cuckoo
  9. 9. Twinkle Toes
  10. 10. Life On Wheels
  11. 11. No War
  12. 12. Prettiest Girl
  13. 13. King Kong

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