laut.de-Kritik

Zwischen Cannibal Corpse und Calypso.

Review von

Ach du meine Fresse und ich hatte Between The Buried And Me einfach schon als eine weitere, beliebige Metalcore-Band eingeordnet. Genauso gut könnte ich Strapping Young Lad aber auch als Britpop bezeichnen, denn das Quartett aus North Carolina hat mit Metalcore soviel zu tun, wie ich mit nem modischen Kurzhaarschnitt.

"All Bodies" rattert gleich mal mit der Urgewalt eines heran stürmenden Brontosauriers über einen hinweg und wechselt fröhlich zwischen alles platt walzenden Breitwandriffs und technischen Frickeleien. Dazu gibt es Breaks im Sekundentakt und einen schon beinahe epischen Schluss. Der Titeltrack lässt zunächst Erinnerungen an die göttlichen Confessor auftauchen, bevor es nach einem kurzen Knüppel-aus-dem-Sack-Zwischenspiel erneut mit dem Rechenbrett zur Sache geht.

Between The Buried And Me verlangen dem Hörer die volle Konzentration ab und dürften mit "Croakies And Boatshoes" auch den ein oder anderen Cannibal Corpse-, bzw. Monstrosity-Fan begeistern. Gerade wenn man denkt, man weiß wie der Hase läuft, schlagen die Jungs wieder einen Haken und drücken einem "Selkies: The Endless Obsession" auf's Ohr. Fast schon jazzig experimentieren sie mit abgefahrenen Gitarren und Synthies. Dürfen die das überhaupt?

Scheiße, ja, vor allem wenn Sänger Thommy auf einmal mit seiner warmen, klaren Stimme überrascht. Daran sollte man sich aber vorerst nicht gewöhnen, denn schon gibt's wieder den Arsch voll und der Song geht richtig nach vorne ab, nur um plötzlich mit spacigen Vocals und extrem relaxter Atmosphäre zu glänzen. Allein die letzten drei Minuten sind Feeling pur. Ähnlich entspannt ist das kurze Intermezzo "Breathe In, Breath Out".

Die kurze Zeit sollte man auch zum Luft holen nutzen, denn "Roboturner" prügelt einem wieder den Sauerstoff aus den Kapillaren. Erst gegen Ende hin schrauben sie das Tempo wieder in Doom-Regionen herunter, um mit "Backward Marathon" gleich wieder von vorne zu beginnen. Auch hier mündet das Geknüppel in einen langsam aufgebauten, sphärischen Mittelteil, der zu keiner Zeit gezwungen oder kalkuliert klingt. Man hat viel mehr das Gefühl, dass alles genau da ist, wo es hin muss.

Das rein instrumentale "Medicine Wheel" konzentriert sich vollkommen auf ruhige Klänge und lädt schon beinahe zum Träumen ein. Wer aber bis dahin noch nichts gelernt hat, der wird von "The Primer" zurecht aus dem Nickerchen gerissen. Ein Gitarrenlead, wie er klassischer nicht sein könnte, leitet den Track ein, der auch jeder Black Metal-Band gut zu Gesicht stünde. Bleibt der Song bis auf das Ende fast unauffällig, streuen die Verrückten in "Autodidact" eine Klaviermelodie ein, die beinahe wie die Untermalung zum einem Schultheaterstück klingt.

Weil das ja noch nicht reicht, dürfen in "Laser Speed" sogar noch ein paar Calypso-Klänge herhalten, um ein ohnehin schon verrückt geniales Album zu einem würdigen Abschluss bringen. Das kesselt!

Trackliste

  1. 1. All Bodies
  2. 2. Alaska
  3. 3. Croakies And Boatshoes
  4. 4. Selkies: The Endless Obsession
  5. 5. Breathe In, Breathe Out
  6. 6. Roboturner
  7. 7. Backwards Marathon
  8. 8. Medicine Wheel
  9. 9. The Primer
  10. 10. Autodidact
  11. 11. Laser Speed

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