laut.de-Kritik
Frischzellenkur für Billy Idols Rock-Klassiker.
Review von Ulf Kubanke"It's a nice day to start again." Als Billy Idol Mitte der 80er "Vital Idol" herausbrachte, war er bereits ein Weltstar und die Platte hochmodern. Sogar musikhistorisch bedeutet es das erste komplette Remix-Album eines Superstars sowie eine damals nicht selbstverständliche Verschmelzung von Rock und Dance. Nach über 30 Jahren ist der Remix längst obligatorischer Bestandteil der Musik. Mit "Vital Idol: Revitalized" greift der Engländer das Konzept für das 21. Jahrhundert erneut auf.
Zu diesem Zeitpunkt liegt seine letzte wirklich gute LP "Whiplash Smile" mehr als drei Dekaden zurück. Auch sonst ist es recht still um den ehemals so unruhigen Geist geworden. Doch wenn der mittlerweile 62-jährige Onkel Billy ruft, stehen Musiker immer noch Schlange. Den Zuschlag erhielten u.a. Moby, RAC, The Crystal Method, Tropkillaz, Paul Oakenfold, Shiba San, Juan Maclean und CRAY, die sich auf 15 Evergreens des Idol-Katalogs stürzen. Wer die komplette Sammlung genießen möchte, achte auf das jeweilige Format. Nicht alle Editionen jenseits des Downloads warten mit der gesamten Liste auf.
Die Remixer können aus dem Vollen schöpfen. Kein Wunder, denn immerhin schoss der Mann mit dem platinblonden Haarschopf in seiner großen Zeit haufenweise weltweit chartende Singles aus der Hüfte, die heute als Klassiker gelten. Deshalb ist ein Blickwinkel auf diese Lieder aus heutiger Sicht künstlerisch interessant und macht den Reiz der Platte aus. "Hey little sister, shotgun!": CRAY gelingt als Opener mit "White Wedding" bereits das Kunststück, den sarkastisch-aggressiven Touch der Urfassung in einen eleganten Club-Kontext zu überführen, dessen Gerippe dem Lied viel Raum zum Atmen lässt. Man spürt förmlich, wie die Song audiophil dekantiert.
Damit hängt die Latte schon recht hoch. Doch die Mixer finden beim Makeup-Auftragen jene rote Linie, die das hervorragende Ausgangsmaterial in jenes Licht versetzt, dass Erneuerungswillen und Respekt gleichermaßen spiegelt. Besonders interessant gerät die Neudeutung der Ballade "Eyes Without A Face", beginnend als elektronischer Nachtkokon, der sich zum zeitgemäßen EDM-Pop-Bastard steigert. Bei "Hot In The City" stiehlt ein frisches Piano allen anderen Zutaten die Show und tritt mal als House-Klavier, dann als groovy Jazzinstrument in Erscheinung. Ähnlich rund läuft "To Be A Lover". Der Mix kehrt die Dramaturgie des Originals um, amputiert den Rock'n'Roll-Touch und setzt den Gesang in einen Rahmen aus Beats und Gospel.
"Face to face and back to back, you see and feel my sex attack." Als Höhepunkte schimmern die Varianten von Idols beiden Überkloppern: "Flesh For Fantasy" erhält ein verdient erotisches Korsett, das in Verbindung mit den offensiven Vocals hervorragend auf den Dancefloor des Postmillenniums passt. Den ultimativen Gipfel erreicht "Rebel Yell". Der Remix behält die rockende Grundidee bei, erweitert sie aber mit hervorragend sägendem Gitarrensalat. Dazu packen The Crystal Method das gesamte Paket in einen neuen, variierenden Rhythmus, dessen derbe Atmosphäre lässig mit der sexuellen Aufgeladenheit der bekannten Fassung gleichzieht. "What sets you free, I need you hear by me, because ..."
6 Kommentare mit 4 Antworten
Wieso liegt das letzte gute Album 30 Jahre zurück?
Nur weil sich die Folgealben nicht so gut verkauft haben, sind sie nicht schlechter.
Eher das Gegenteil ist der Fall.
Und von "recht still geworden" kann ichm nicht unbedingt geredet werden, war er doch gerade auf ausgedehnter Europa Tour.
Remixes sind immer Schrott. Ungehört 1 Punkt.
Nein, Pauschalisierungen sind immer Schrott!
Nein, Schrott ist immer Schrott!
ja, meistens. Ich hab reingehört, es ist Schrott. Das VH1 Unplugged war cool. Ne Neuaufnahme wäre auch OK, aber das hier....
Ganz genau.
Gilt auch für andere Künstler und andere Jahrzehnte der Musik allgemein!
Look what they've done to his songs, Ma
Look what they've done to his songs
Well it's the only thing he could do half right
And it's turning out all wrong, Ma...
White Wedding Ballermann Remix. Wer macht denn sowas!?
Kann man die Achtziger nicht einfach mal in Ruhe lassen..?
Danke!
Ewig nur die Songs von damals neu aufzukochen und zu vermarkten - Das ist doch immer nur ein Rezept für ein (musikalisches) Desaster.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Monaten durch den Autor entfernt.