Porträt

laut.de-Biographie

Bizarre

Nicht ganz einfach, als Künstler ernst genommen zu werden, wenn man auf der Bühne bevorzugt Duschhauben und smiley-bedruckte Unterhosen trägt, eine grandios tätowierte Wampe vor sich her schiebt und gerne mal Papier frisst. Kein Zweifel: D-12s Hype Man trägt seinen Kampfnamen Bizarre zu Recht. Nach Erfolgen in den Reihen von Detroits dreckigem Dutzend bringt er mit "Hannicap Circus" seine erste Solo-Veröffentlichung seit Jahren an den Start. Siehe da: Ab und an entsteht der Eindruck, als stecke hinter der kultivierten Fassade der Abartigkeit ein erschreckend normaler Familienvater.

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Rufus Johnson verbringt seine Kindheit und Jugend damit, zwischen Detroit und Texas hin und her zu pendeln. Er wird am 5. Juli 1976 in eine Familie gläubiger Zeugen Jehovas hinein geboren; Mutter Johnson führt ein liebevolles aber strenges Regiment. Bereits in den 80ern lässt sich Rufus von Hip Hop-Größen wie EPMD und KRS-One flashen. Im Alter von zehn Jahren greift er selbst zum Stift und schreibt seine ersten Reime. Er durchläuft den einen oder anderen Talentwettbewerb, bevor er mit 18 seinem religiös geprägten Zuhause endgültig den Rücken kehrt, um seinem erklärten Ziel nachzujagen: dem eigenen Plattenvertrag.

In der Zwischenzeit ist bereits etliches geschehen: Der Detroiter Hip Hop-Shop mit seinen "Saturday Open Mic Sessions" entwickelt sich zum Treffpunkt für die Rapper der Motor City. Hier trifft Rufus 1990 auf den Freestyler Proof und den bis dato noch relativ unbekannten Marshall Mathers. Es stoßen noch etliche Kollegen hinzu, die Chemie stimmt. Rufus verlegt seinen Schaffensschwerpunkt von seiner bisherigen Crew The Outsidaz (in der er mit Eminem und Rah Digga aktiv war) hin zum neuen Projekt D-12. Schon Jahre vor Eminems Durchbruch, der in seinem Fahrwasser auch internationale Anerkennung und erhebliche Verkaufserfolge für D-12 mit sich bringt, stellt die Crew in der Detroiter Underground-Szene eine feste Größe.

Sechs MCs mit je zwei Alter Egos ergeben ein Dutzend: Rufus stellt im Team die Charaktere Bizarre und Peter S. Bizarre. Nicht nur sein Aufzug (seine umfangreiche Duschhaubensammlung wird gerne und ausgiebig zur Schau getragen) sondern auch die in seinen Texten abgehandelten Themen machen seinem Bühnennamen alle Ehre: Bizarre reimt über Inzest, bi- und transsexuelle Absurditäten, Drogen und Vergewaltigungen - die Opfer hier bevorzugt sehr alt oder sehr jung. Im Interview bezeichnet er sich als das dringend erforderliche Role Model, um die Kids in einer gewalttätigen und sexbesessenen Welt durch ihre Orientierungslosigkeit zu führen. (Au weia.)

Sein Solo-Debüt mit dem passenden Titel "Attack Of The Weirdos" erscheint 1998 bei Federation Records. Bizarre landet mit der Single "What What" einen Underground-Hit und gewinnt im September des gleichen Jahres Inner City Entertainments "Flava Of The Year"-Award. Im Juni 2001 heben D-12 zu ihrem Höhenflug ab: "Devil's Night" verkauft sich wie rasend und liefert mit "Purple Hills" (vor dem Eingreifen der Zensur ursprünglich "Purple Pills"), "Shit On You" und "Fight Music" mit Ice T und Fat Joe gleich drei bestens laufende Singles. Das D-12-Nachfolgealbum "D-12 World" von 2004 (an der Produktion sind Dr. Dre, Eminem und Kanye West beteiligt) erreicht ebenfalls Gold- und Platin-Status. Bizarre liefert hierfür mit "Just Like U" einen Solo-Track.

Die perfekte Überleitung: Während sich Bizarre und Marshall Mathers auf der D-12-Single "My Band" um die Vorreiterrolle in der Gruppe prügeln, erzählt die erste Auskopplung aus Bizarres Album "Hannicap Circus" die Fortsetzung der Geschichte. Klar, wer das Match gewonnen hat; Bizarre gibt jetzt den "Rockstar". Mittlerweile hat er sein eigenes Label Redhead Records aus der Taufe gehoben und einen Vertriebs-Deal mit Sanctuary Urban ausgehandelt. Als erste Künstler signt Bizarre Sindy Syringe und den MC Young Miles, die beide Gastauftritte auf "Hannicap Circus" absolvieren. Daneben finden sich Features von (klar) D-12, Eminem und Kuniva, Obie Trice, Stic.man von den Dead Prez und Outkasts Big Boi. Neben den üblichen Sexfantasien schlägt das Team allerdings auch nachdenklichere Töne an. "Coming Home", eine Kollabo mit Raphael Saadiq, erzählt beispielsweise von den Schwierigkeiten des Familienvaters Bizarre, Frau und Kinder für das harte Tourleben zurück zu lassen. Eine Situation, zu der es im Sommer 2005 mehr als häufig gekommen sein dürfte; Bizarre befindet sich nämlich gleich doppelt unterwegs: Er promotet seinen "Hannicap Circus" und tourt nahezu gleichzeitig mit D-12, 50 Cent und der G-Unit und Lil Jon und den East Side Boyz im Rahmen von Eminems "Anger Management".

Bizarre lebt mittlerweile seit mehreren Jahren mit seiner Familie in Atlanta. Er bezeichnet sich selbst als "Landei im Herzen", liebt die Ruhe und - seit seinen Kindertagen an den Great Lakes - den Angelsport. Ob hierfür allerdings viel Zeit bleiben wird, weiß Petrus, Patron der Fischer, allein - Bizarre droht jedenfalls 2005 bereits mit einem weiteren, in Vorbereitung befindlichen D-12-Album und tritt damit Gerüchten um eine eventuelle Auflösung der Crew nach diversen Solo-Projekten der Mitglieder vehement entgegen.

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Surftipps

  • Bizarre's World

    Offizielle Homepage inklusive Foto-, Audio- und Video-Freakshow.

    http://www.bizarresworld.com
  • D-12 World

    Detroits dreckiges Dutzend in Bild und Ton.

    http://www.d12online.com

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