laut.de-Kritik
Auf ins Reich der Kalifen mit Morgenland-Desert-Rock.
Review von Manuel BergerFreunde des Psychedelischen aufgepasst: Wenn ihr wie ich bisher noch nie etwas von Blaak Heat gehört habt, solltet ihr das schnellstens ändern. "Shifting Mirrors" bietet die perfekte Gelegenheit und entführt ins Reich des Morgenland-Desert-Rock.
Quer durch das gesamte Album ziehen die Franzosen bzw. Amerikaner orientalische Melodien und mixen sie mit dem ein oder anderen Stoner-Riff. Größtenteils verströmen Blaak Heat dabei den Vibe einer Instrumental-Combo, bisweilen stapft Gitarrist Thomas Bellier aber mal ans Mikro. Wie zum Beispiel in "The Sword Of Hakim" oder "The Approach To Al-Mu'tasim". Seine leicht mantraartige, aber melodiöse Vortragsweise fügt sich prächtig in den Harmonienreigen ein.
Hauptverantwortlich für den Groove in beiden Songs ist Bassist Henry Evans. "The Sword Of Hakim" verpasst er eine dunkel dröhnende Basis, die mal kräftig in der Magengrube rührt, in "The Approach To Al-Mu'tasim" geht er den Weg der versonnen wiegenden Hypnose, in deren Trance man gerne ein kleines Tänzchen aufführt. Vor einem kurzen Akustik-Interlude schiebt sich ein verspieltes Keyboard in die Rifflücken.
Immer wieder weckt die Band Erinnerungen an Tool. Das Grundriff von "Black Hawk" schraubt sich durch die Hirnwindungen. Rhythmische Finessen sind an der Tagesordnung. Mike Amster beschränkt sich dabei keineswegs bloß auf sein Schlagzeug, sondern ist fast ebenso häufig hinter irgendeiner traditionellen Trommel zu finden. Prägnantestes Beispiel ist hierbei erneut "The Approach To Al-Mu'tasim" (wie auch bei den Tool-Spielereien), dem Tausendsassa des Albums. "Mola Mamad Djan" macht genau da weiter, während Bellier auf der Laute dem Tremolowahn verfällt.
Bis Bellier in "The Peace Within" sein Wah-Pedal anschaltet, fällt einem gar nicht auf, wie sehr sich die Mannen bisher mit "echten" Soli zurückgehalten haben. Die sind angesichts des durchgehenden Melodiewahns und der Rhythmusschmankerl aber auch gar nicht notwendig. Sie solieren ja quasi durchgehend — nur eben mit Songstruktur. Apropos: Live sieht das vermutlich anders aus, auf dem Album präsentieren sich Blaak Heat für eine Band mit eindeutigem Jam-Appeal erfreulich kompakt und fokussiert. Die durchschnittliche Songlänge pendelt sich bei gut viereinhalb Minuten ein, alle Tracks folgen einem klaren dramaturgischen Aufbau.
Dank Overdubs schafft das Trio herrlich verzahnte Arrangements. So gibt es Twin-Harmonies, oft sorgt ein Akustikbett für Detailreichtum unter dem oberflächlich wütenden Rockzauber. Statt mit tiefgestimmten Gitarren im Drogenrausch zu versacken, agieren Blaak Heat meist im verspielten Uptempo. "Ballad Of Zeta Brown" fügt dem Orientgewebe ein wenig Bonanza-Flair hinzu, auch "The Peace Within" atmet den Western. Fidel ("Taqsim"), Schellenkranz ("The Sword Of Hakim"), die majestätisches Ring-Entrance-Hymne "Tamazgha", "Danse Nomade" schleppt sich auf dem Rücken eines Kamels entlang der Karawane — für Abwechslung ist gesorgt. Packt die Pluderhosen aus, setzt euch auf den Teppich, erhebt euch in die Lüfte der "Shifting Mirrors" — Teleporter zu magischen Orten existieren also doch.
3 Kommentare
Total gut!
Total mittelmäßig.
super scheibe!