laut.de-Kritik
Eine logische Weiterentwicklung.
Review von Alexander AustelBlink 182 begeisterten einmal eine ganze Generation. Durchgeknallt, witzig und mit einer Menge Quatsch im Kopf spielte sich das Trio in die Herzen der Kiddies. Aber das Kind in Mark, Tom und Travis entwuchs den Skater-Schuhen. Auf der selbstbetitelten Platte ging es dann auch um die ernsten Dinge des Lebens. Eine Weiterentwicklung passend zum Alter.
Nach dem Aus konzentrieren sich alle drei Musiker auf ihre Solo-Projekte und eine Reunion rückte in weite Ferne. Doch für feuchte Augen sorgte dann die Nachricht bei den Grammy Awards 2009 in L.A.: "To put it simply, we're back!" Nach einigen Live-Gigs in den Staaten und der abgesagten Europa-Tour 2011, steht nun das neue Album in den Plattenläden und sorgt für Stirnrunzeln beim Anblick des Covers.
Eingelegt und durchgehört hinterlässt es aber ein wohliges Gefühl. Dieser Longplayer ist ein Konglomerat aus dem, was Hoppus und DeLonge über die Jahre hinweg musikalisch vom Stapel gelassen haben. Hier sind sowohl einige Klänge von unbekannten Universen (Angels And Airwaves) mit einem Hauch Melancholie (+44) gepaart, sowie einer hier und da hervortretenden Introvertiertheit (Box Car Racer), beflügelt von einem Hauch an Experimentierfreudigkeit. "Neighborhoods" hinterlässt einen Hörer, der nirgendwo aneckt. Innovativ ist zwar anders, aber gerade lyrisch machen die Jungs, bzw. mittlerweile Herren aus San Diego Fortschritte.
Niemand rennt mehr nackig durch ein Video, wirft kleine Kinder in Schwimmbecken oder verarscht Boygroups. Es geht um Beziehungsprobleme ("After Midnight"), wie sie mit dem Tod von geliebten Menschen umgehen ("Ghost On The Dance Floor") und dass die Liebe ihre Heimtücken bereit hält ("Love Is Dangerous"). Tom und Mark halten sich weitgehend an die blink'sche musikalische Herangehensweise: So einfach wie möglich und dabei doch eingängig klingen. Poppunkige Melodien die sofort ins Ohr gehen, hinter Toms quäkender Stimme und Marks Talent am Mikro. Barker knüppelt sich wie immer die Finger wund und zeigt als einziger sein wahres Können am Instrument.
Das erste Lebenszeichen und Vorab-Single "Up All Night" nahmen Fans zurecht eher kritisch auf, ergibt aber im Albumkontext einen Sinn. "Everyone raises kids in a world that changes life to a bitter game". Zwischendrin gehts richtig rockig zur Sache. Ebenso wie "Heart's All Gone", das an den Garagen-Sound von früheren Platten wie "Dude Ranch" und "Cheshire Cat" erinnert. "You say you speak from your heart but your heart's all gone".
Einen richtigen Vorzeige-Song, der sich absetzt und hervorsticht, hat das Album nicht parat. "After Midnight" und "This Is Home" sind aber zwei sehr schöne Nummern der etwas langsameren Spielart, die Ohrwurm-Potential aufweisen. Radiotauglich klingen fast alls Songs, was auch an der Produktion liegt, die sie diesmal selbst in die Hand nahmen. Der langjährige Freund und Produzent der letzten Scheiben, Jerry Finn, verstarb im Jahre 2008.
Die Hard-Fans und zu jung gebliebene Spätzwanziger brechen sich hier einen Zacken aus der Krone. Diejenigen, die irgendwann mal erwachsen werden, auch mit tiefgründigeren Themen umgehen können und mit den Side-Projects der Blinker nicht auf Kriegsfuß stehen, hören eine überdurchschnittliche Scheibe zwischen Pop und Punkrock.
18 Kommentare
Falls man sich das Album anschaffen will, unbedingt die Deluxe Edition wählen. Snake Charmer und Fighting the Gravity gefallen mir persönlich wahnsinnig gut.
4/5
Auch wenn das Album musikalisch noch so gut ist, beim lesen der Kritik ist ein Teil meiner Jugend gestorben
ich kann DrManhattan nur zustimmen: die Deluxe edition macht durch "Fighting the Gravity" viel mehr her. ich finde das album klingt, als hätte es das 2003er blink aöbum nie gegeben. die drei sterne sind völlig gerechtfertig, denn für freunde des vorgänger albums ist dieses album leider weniger innovativ.
thumbs up für:
"Ghost on the Dancefloor"
"Snake Charmer"
"Hearts all Gone"
"Fighting the Gravity"
Oh ja, "natives" hab ich in meiner aufzählung vergessen.
Ich fand das Album sehr abwechslungsreich,deswegen empfehle auch ich die Deluxe Edition.Es waren ein paar echte Kracher dabei (Hearts All Gone,Kaleidoscope,Natives,Up All Night),doch manche waren mir zu langweilig (Fighting The Gravity).
Wenn man das Album durchgehört hat,fällt einem auf,dass manche Tracks sehr stark nach +44 und Angels Airwaves klingen,bsp. Up All Night (AA) und Snake Charmer (+44).Die größte Überraschung für mich war die musikalische Entwicklung und zwar,dass Mark und Tom das kindliche größtenteils abgelegt haben und nun auch über ernstere Themen singen.Sicherlich nicht der Sound von Hits wie All The Small Things,The Rock Show,What's my age again oder Down (An dieses Niveau kommt höchstens Hearts All Gone ran),aber endlich mal was anderes als dieser Mainstream-Pop Scheiß,der in den Charts zu finden ist
Ich muss sagen das das Album definitiv gut geworden ist aber lange nicht das was ich mir nach all den Jahren erhofft hatte. Blink 182 war ein Hammer Album und nur schwer zu überbieten. Man hört AvA ganz klar raus was aber zu erwarten war. Gut gemischt würde ich sagen. Kaleidoscope hätte vom Blink Album stammen können, Hearts all gone von Dude Ranch und if she falls in Love von Angels Airwaves Alben. Und zu den Sum 41 hassern: Habt ihr das neueste Album aus diesem Jahr mal gehört? Ist aus meiner Sicht eines der besten in meiner Sammlung. Hammerteil!!!