laut.de-Kritik
Süße Melancholie trifft auf schwermütige Melodien.
Review von Michael EdeleÜber drei Jahre gab es musikalisch von den Bloodflowerz kein Lebenszeichen mehr zu hören. Ich war auch alles andere denn zuversichtlich, dass sich daran noch einmal etwas ändert, denn immerhin sind ihnen sowohl die Gitarristen, als auch der Basser nach und nach abhanden gekommen.
So etwas bedeutet bei vielen Bands das Ende. Nicht jedoch bei den Bloodflowerz. Sängerin Kirsten und Drummer Tim haben nicht aufgegeben und melden sich nun verstärkt mit Jochen Laser (Gitarre) und Jan Beckmann (Bass) wieder zurück. Elf dunkle Liebesgedichte offerieren sie uns auf ihrem neuesten Werk und schließen damit nahtlos an den Vorgänger "7 Benedictions / 7 Maledictions" an.
Mit "Sajida's Song" legt das Quartett ziemlich furios los. Kurz darf mal ein Keyboard wabern, dann gibt aber die Klampfe den Sound an und zwar deftig. Ein paar weitere Keyboards dienen nur der akustischen Untermalung, den Rest übernehmen die Gitarren und natürlich die tolle Stimme von Kirsten. Da will Tim logischerweise auch nicht zurück stecken und lässt ein paar Doublebass abzischen. Das nenn ich mal geilen Gothic-Rock.
Nach so einem Auftakt geht es "Damaged Promises" zunächst deutlich ruhiger an. Der elektronischen Dosenkomponente kommt hier größere Bedeutung zu. Der Name Evanescence geistert mehr als einmal durch den Raum. Dass ich bei "The Last Dance" an Korn denken muss, mag einfach am Spiel von Drummer Tim liegen, doch auch mit diesem Nu Metal-Einschlag ist der Song richtig gut.
"Healing Hearts" fährt zwar ebenfalls eine ordentliche Gitarre, jedoch sind die Streicher aus der Konserve auch ein wesentlicher Bestandteil des Melodiebogens. Eine sehr hymnische und ausgeglichene Nummer, an die sich das tragende "Illusionary Fields" anschließt. Ein Type O Negative-Riff trifft auf Kirstens Gesang. "Anthem For A Stranger" setzt stellenweise auf dieselben Beats wie "The Last Dance". Allerdings muss man sich erst einmal mit der Schalmei von Birgit Muggenthaler (Schandmaul) anfreunden, was mir nicht so recht gelingen will.
Dafür ist die richtig schön drückende Gitarre in "Violent Voices" genau nach meinem Geschmack. Würde mich doch schwer wundern, wenn dieser Song vor der Bühne und auf der Tanzfläche nicht für ordentlich Bewegung sorgt. Das nächste Schandmaul darf Anna Kränzlein für "The Fool And The King" erklingen lassen. Sie passt dort zwar besser rein, jedoch sind die Violinenklänge alles andere als notwendig.
"Dark Angel" beginnt wie ein typische Ballade und hätte als solche dank Kirstens Stimme auch überaus gute Chancen. Doch damit geben sich die Bloodflowerz gar nicht ab, sondern legen trotz Streichern, Klavier und akustischer Gitarre einen zügigen Beat und eine nette Basslinie drunter. Danach rockt "Queen Of The Freakshow" recht flott vor sich hin und verbreitet eine ordentliche Portion Pathos.
Zum Abschluss schlagen sie mit der Ballade "Dead Love (A Necrology)" noch einmal besinnliche Töne an. Süße Melancholie trifft auf schwermütige Melodien, die locker auch internationales Format vorweisen. Warum es "Cruel Game" letztendlich nicht auf's Album geschafft hat, ist mir nicht ganz klar, aber was soll’s. "Dark Love Poems" ist auch so ein sehr gutes Album und wird keinen Fan enttäuschen.
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