laut.de-Kritik
Tim Williams ist ein verdammt ausdrucksstarker Shouter.
Review von Michael EdeleDas Musicbiz kann für Bands manchmal ganz schön frustrierend sein. Vor allem, wenn man ein Album schon seit Ende 2006 im Kasten hat, die Scheibe aber erst Mitte 2007 in den Staaten auf den Markt kommt. Die Fans in Europa mussten sogar noch länger auf den Nachfolger von "A Cruel World" warten, denn hier gibt es die Scheibe erst Anfang Dezember.
Doch das Warten hat sich auf alle Fälle gelohnt, denn "Red Harvest" ist ein würdiger Nachfolger zu "A Cruel World" geworden. Allerdings muss man der Scheibe die Zeit geben, zu wachsen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass "Ride With Me" als Opener relativ suboptimal platziert ist. Abgesehen von der starken Ballade "Truth (Thicker Than Water)" gibt es auf "Red Harvest" hauptsächlich ziemlich harte Sounds aufs Ohr und gerade mal der Opener geht es in Sachen Tempo ebenfalls ein wenig ruhiger an. Dazu rezitiert Sänger Tim Williams in ganz eigene Art und Weise die Strophen in der Art eines Predigers.
Das macht das Ganze zunächst ein wenig anstrengend, gewinnt aber mit der Zeit mehr und mehr an Reiz. Zumindest beim Opener, denn "Whiskey Bent And Hellbound (Hellmyr)", bei dem Tim in der Strophe auf einen ähnliches Stilmittel zurückgreift, bleibt gewöhnungsbedürftig. Dafür packen sie im Refrain wieder eine ganz große Hookline aus und überraschen nicht nur mit Klavierklängen im Hintergrund, sondern auch mit einem jazzigen Part im Mittelteil. Dafür geht's weder bei "Red Harvest" noch beim folgenden "Dark Helmet" in irgendeiner Art und Weise jazzig zu. Hier regiert der mächtige Hammer und die brutalen, kompromisslosen Riffs, die man ähnlich auch von Slipknot oder den frühen Korn kennt.
In eine ähnliche Kerbe schlagen sie mit "Suck It Up" oder auch "Killing Time". Dass Tim ein verdammt ausdrucksstarker und variabler Shouter ist, zeigt er vor allem bei einem Track wie "A Dead Man Walking". Der erinnert in der Strophe nicht unwesentlich an "Midlife Crisis" von Faith No More, was alles andere als negativ ist. Die Strophe packt allerdings einen höllisch geilen Groove aus, dass live so manche Bühnenbretter den Geist aufgeben werden. Auch bei "Out To Get You" zeigt der Fronter, was er auf der Lunge hat. Seine Stimme verfügt über ein ähnliches Charisma wie die von Mudvayne-Fronter Chad Gray.
Fette Grooves begleiten einen auch bei "Numina Infuscata" in den Feierabend, denn man muss fast schon mit Schrecken feststellen, dass die Scheibe nach elf Songs viel zu schnell schon wieder rum ist. Allerdings kann dem ja leicht abgeholfen werden, in dem man auf Repeat schaltet und sich die vorweihnachtliche Hektik gepflegt aus der Rübe schädelt.
2 Kommentare
Und wieso wurden jetzt die 2 Punkte abgezogen?
MMn toppt Red Harvest den Vorgäner.
4,5/5
Noch etwas:
Je öfter ich mir die Rezension durchlese, desto mehr wird mein Eindruck bestätigt, dass "man" (wer auch immer dafür verantwortlich ist - Michael Edele?) sich nicht ausreichend mit der Platte beschäftigt hat.