laut.de-Kritik
Der Newcomer beweist prächtige Crooner-Fähigkeiten.
Review von Artur SchulzEin kanadischer Singer/Songwriter? Da springt einen - mit gemischten Gefühlen - der Name Bryan Adams an. Aber natürlich auch Ron Sexsmith. Doch mit beiden hat Bobby Bazini nichts am Hut. "Better In Time" verblüfft mit einer selbstbewussten Ausgebufftheit, mit der der gerade mal ins Twen-Alter gewachsene Bursche ein auf voller Länge blitzsauberes Debüt präsentiert.
Nach durchschlagendem Erfolg in der Heimat erscheint das Album etwas verspätet in hiesigen Läden. Seine Songwriter-Mixtur setzt sich zusammen aus klassischen Zutaten. Diese vermengt Rock, Folk, Blues, geschickt beigemengten Soul, und eine willkommenen Prise Pop. "Turn Me On" und "Learn Again" zelebrieren als Midtempo-Rocker die ganze Palette gediegenen Singer/Songwritertums. Der Sprung über den Durchschnitt gelingt mit Track drei, und dort oben verweilt der Sänger bis zum Ende. Wie gewitzt und mit sicherem Cotton Picking-Händchen Bobby und Band hier eine spritzige "Mellow Mood" zelebrieren, macht einfach nur Laune.
Mit "I Wonder" zieht er den Hörer noch weiter auf seine Seite. Eine akustische Gitarre, Bazinis gefühlvoller, aber nie schmalziger Gesang und tadelloses Songwriting machen es leicht, trotz des gefühlvollen Themas den Schnipp-Finger mitswingen zu lassen. Packendes Intro, keinerlei Hektik beim Song-Aufbau, und bis zum Finale immer wieder stimmig gesetzte Varianten - so einfach und gleichzeitig catchy inszeniert kann ein Song mit hohem Wiederkennungswert sein. Hier beweist der Newcomer sogar prächtige Crooner-Fähigkeiten.
Für einen jungen Sänger verblüfft Bobby mit erwachsen-charakterstark herumknödelnder Stimme, deren rauchig-rauhe Intonation ihm bereits Vergleiche mit Paolo Nutini einbringt. Da ist etwas dran, doch gewiss nicht in Richtung Gleichklang. Entspanntheit, und wissendes Händchen für griffige Songs fernab jeglicher Oberflächlichkeit, sind hervorstechende Merkmale des Bazini-Outputs.
In "Oh Katy" schleichen sich Tanzschuppen-Beats und kräftiger Sixties-Soul ein. Die "Broken Road" hält eine am Wegesrand klagende Bob Dylan-Mundharmonika bereit. Eine große Kiste klassischen Rhythm And Blues, inklusive satter Country-Dosis, macht Bobby mit "Feels Like Home" auf. Im Hintergrund lächelt Johnny Cash, und vorn röhrt sich Bobby immer herzzerreißender die Seele aus dem Hals. Auf soviel Emotion folgt mit "Believe" ein beseelt herumtaumelnder Kehraus mit frühmorgendlichem Klimperklavier, während in der Ecke eine Trompete entgültig den letzten Rest der Nacht verabschiedet.
"Better In Time" steckt voller Referenzen, die Bazini aber nie als Imitation, sondern als Inspiration für eigene Ideen nutzt. Lässig, gewieft, grundehrlich und mit hohem Spaßfaktor versehen: Bobby und Band bringen eine Menge frischen Wind ins Spiel.
1 Kommentar
Hab bei "I Wonder" auch direkt an Paolo Nutini gedacht. Und das ist seit "Sunny Side Up" ein echtes Kompliment. Tolle, gefühlvolle, erwachsene Stimme.