laut.de-Kritik
Von Mord, Totschlag und Verderben.
Review von Artur SchulzWenn Bodo Wartke in die Tasten greift, geht es - laut beiliegendem Info-Text - um "Mord, Totschlag und Verderben". Klingt vielversprechend, und bleibt es auch im Endergebnis. Mehr noch: selbstverständlich beleuchtet der Wahlberliner nicht ausschließlich blutige Attacken auf Sir Lancelot, die eigene Liebste und das Heideröslein. Themen gibt es dank der Tücken des heutigen Lebens-Alltags genug.
Wartke singt eigene Songs und dichtet Klassiker um, präsentiert wohlfeile Texte,unterhält mit pointierten Ansagen und hält auf dem Piano auch gleich allerlei zwischen Pop, Jazz, Chanson und sogar Rock'n'Roll parat. Das Ergebnis sind oft schräge, in gut beobachtete und in durchdachte Wortspielereien gekleidete Nummern, die goutierliche Unterhaltung für Hirn und Zwerchfell gleichermaßen bieten.
Das zeigt sich gleich zu Beginn mit Schuberts "Heideröslein", in dezenten Piano-Rock getaucht: beim Hörer macht sich immer mehr Schmunzeln breit, wenn nach dem originalen, klassischen Auftakt das Gedicht plötzlich kippt und eine neue Wendung erfährt. "Ich Trau' Mich Nicht" schildert die Nöte eines schüchternen Mannes bei der Anmache - inklusive sich festsetzender Hookline. "Ja, Schatz!" beschreibt den perfiden Plan, sich seines ungeliebten Weibes mittels einer Axt zu entledigen.
Ein Riesenspaß: die Miteinbeziehung des Publikums im multilingualen "Das Liebeslied". "Das Letzte Stück" bietet pointierte Anekdötchen zu manch Fehlnissen des Lebens, an Beispielen von Franz Schuberts Begegnung mit dem Sensenmann bis hin zu einem sich unglücklich abseilenden Bergsteiger.
Wartke überzeugt als seltenes Pflänzchen in der hiesigen, nun, nennen wir es altdeutsch 'Unterhaltender Humor-Landschaft', die seit langem indes weitgehend zur 'Comedy' verkommen ist. Hier dagegen führen Musikalität, Wortwitz, Kabarett, Gesang und Varieté ein elegant gehaltenes Florett in ihren Händen.
Als Gaststars sind dabei: Melanie Haupt als herrlich überkandidelte Chansonette im Liebes-Reigen "Quand Même, Je T'aime". Sonja Firker veredelt die Songs "Ein Denkmal Denkt" und "Ja, Schatz!" mit ihrem Geigenspiel. Als Abschluss belohnt eine mit dem Berlin Revue Orchester zum unwiderstehlichen Swing-Schleicher umarrangierte Fassung von "Das Letzte Stück" die Zuhörer.
17 Kommentare
Einer der Guten!
Witziger Typ schon zweimal live gesehn, einmal in Berlin und einmal in Freiburg.
War echt der Knüller...
@Vicious! (« Einer der Guten! »):
Wir können den Thread zumachen, damit ist alles gesagt!
auch schonmal live gesehen, der ist super
aber was ist das für eine CD jetzt? "Ja Schatz", "Ich trau mich nich'" usw. sind doch alte Stücke, ist das jetzt ein best-of, neu vertont mit neuen Stücken?
@todesposter (« aber was ist das für eine CD jetzt? "Ja Schatz", "Ich trau mich nich'" usw. sind doch alte Stücke, ist das jetzt ein best-of, neu vertont mit neuen Stücken? »):
Das ist der dritte Live-Mitschnitt des gleichnamigen Programms.
Gruß
Skywise
@Frane (« nee eher "ja schatz" und dieses politische lied da.
bei da muss er durch haben mich nur nen paar strophen amüsiert, die anderen waren einfach zu konstruiert um wirklich lustig zu sein. er kann viel besser sein. auch wenn es genau darum ging. dennoch. »):
Nee gerade "Ja Schatz" finde ich gar nicht mal so toll...Das einzige wirklich witzige an dem Lied, ist meiner meinung nach das Ende. der rest ist auch ziemlich "konstruiert"
Ich weiß ja nicht, vielleicht finden sich Leute, die "Ja schatz" so lustig finden, in ihrer eigenen Beziehung wieder. Ich für meinen Teil würde mir eine Ehefrau suchen, gegen die ich keine mordgedanken verspüre
Humor ist halt geschmackssache, so wie musik, oder mode, oder....