laut.de-Kritik
Rockige Gitarren, Wüstensand-Country und Verschrobenheit.
Review von Andrea Vetter"With All Seven Fingers" ist sicher keine Platte, die beim ersten Hören ins Ohr geht. Da braucht es schon drei, vier oder gar fünf Anläufe, bis der raue Charme der Amerikaner seine Wirkung entfaltet. Irgendwo zwischen rockigen Gitarren, Wüstensand-Country-Anleihen, Optimismus und Verschrobenheit bewegt sich der Kosmos von Botanica. "'With All Seven Fingers' ist das neue blasphemische Meisterwerk betrunkener Unterwerfung, voll Verzweiflung und Unglück", sagt die Band selbst zu ihrem Werk. Doch ganz so unglücklich, wie sich die Musik auf den ersten Blick anhört, ist sie nicht: Zwischen dunklen Wolken blitzt ein heller Streif, in sattem Moll findet sich Ironie.
Gleich der Einstieg ist satt: Der Sound intelligent, nicht abgegriffen, obwohl gerade der Vergleich mit ihren Label-Genossen 16 Horsepower nicht zu leugnen ist. Begeistern kann "Three Ring Circus", das groovt, das hat Biss, das ist schräg. Und schon fängt man an, "With All Seven Fingers" richtig zu mögen. Bei "In The Papers" galloppiert das Schlagzeug zum Einstieg regelrecht, die anderen Instrumente folgen klimpernd, Wallfischs Stimme erhebt sich tragend über dem Sound. Typisch für die Platte. "Dirty Little Need" lässt den Hörer unwillkürlich an einen einsamen stoppelbärtigen Cowboy denken, der sich nachts um Drei nach einer halben Flasche Whiskey mit seiner Gitarre an die Bar setzt und für den letzten Gast ein Leid anstimmt. Allerdngs mit einem ironischen Augenzwinkern.
Woher der etwas seltsame Album-Titel rührt, verraten die Musiker übrigens nicht, lediglich ein "Nun ratet mal, wer von uns mit einer solchen Anomalie gesegnet ist?" kommt ihnen über die Lippen. Schwierig.
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