laut.de-Kritik
Beats und Reime aus einem Guss.
Review von Alexander AustelDie Alben des bekennenden und praktizierenden Moslems standen bis dato immer unter einem Banner: Er behandelte den Suizid von Freunden oder Familienmitgliedern oder den schier unüberwindbaren Berg, als tourender Musiker seiner Vaterrolle gerecht zu werden.
Auf seinem fünften Werk berichtet Brother Ali nun weniger von persönlichen Schicksalsschlägen. Statt dessen nimmt er soziale wie politische Missstände in Amerika ins Visier. Doch sein Glas ist nicht durchgehend halb leer. Seine Texte spiegeln auch Hoffnung wider. "Mourning In America AND Dreaming In Color".
Mit "Letter To My Countrymen" bittet Ali um Gehör: Über einen plätschernden Piano-Loop sinniert er über die Abgründe der angeblichen amerikanischen Freiheit. Gleich zu Beginn unterstreicht er den ersten Teil seines Albumtitels. Unmissverständlich, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, berichtet er von einer Mittel- und Arbeiterschicht, die trotz ausgefahrener Ellenbogen immer weiter in die Armut abrutscht. "Only Life I Know" erzählt von Trailerparks und alleinerziehenden Müttern, ohne den richtenden Zeigefinger zu erheben.
Im Hintergrund zu "Stop The Press" schwebt ein federleichter Boom Bap-Beat mit sanft vorbei ziehenden Trompeten-Klängen. Trotz gewisser Seitenhiebe in Richtung Politik und Gesellschaft verrät der Song viel Persönliches über Brother Alis Leben und seine Karriere. "Ich hörte den Beat, schrieb den Text, ohne dass ich ihn überarbeiten musste, nahm ihn auf und fertig. In knapp einer Stunde stand der Track", erklärt der Albino über YouTube.
Im Titeltrack entlädt Ali atmosphärisch dichte Wolken, zitiert Peter Ustinov ("terrorism is the war of the poor / warfare's the terrorism of the rich"), rattert und mokiert sich über eine Gesellschaft des Todes. Jake One, dessen Schaffen die komplette Albuminstrumentierung abdeckt, drückt der Nummer mit Synthie-Gewittern und einem Chor nachhaltig einen unheimlichen Schauer auf.
Inspiriert vom arabischen Frühling und der Occupy-Bewegung zeichnet der Minneapolis-MC in einem seiner persönlichen Lieblingssongs, "Gather Round", ein düsteres Bild: Verzweiflung treibt die gebeutelte Gesellschaft auf die Straßen. Schlecht geölte Gitarren-Klänge sägen sich durch einen beängstigend grollenden Bass. Direkt nebenan stehen aber auch fröhlichere, motivierende und auch das Gute sehende Noten wie in "Work Everyday" oder "Namesake". Letzteres kommt mit einigen tiefen Klaviernoten und vereinzelt eingestreuten Drum-Schlägen aus.
"All You Need" bedient sich nach klassischer Mid-90s-Manier bei einem Soul-Sample, stellt unweigerlich die Haare zu Berge und verpasst dem Hörer eine Gänsehaut. Der zweijährige Sohn Faheem liegt mit verbrühtem Kopf im Krankenhaus, während der besorgte Vater Tag und Nacht neben ihm sitzt und um sein Überleben bangt. Ein bewegender Moment.
Brother Ali entpuppt sich in 51 Minuten Spielzeit als scharfer Beobachter seiner Umwelt und bringt zur Sprache, was ihm nicht passt. Mehr noch als auf seinen von Ant produzierten Vorgänger-Scheiben, geht Jake One auf Flow, Technik und die jeweilige Stimmung von Ali ein. Beides, die Beats und die Reime, wirken wie aus einem Guss.
87 Kommentare
Einer der Besten! Bin sehr gespannt.
Er hat schon auf "The Martyr" von Immortal Technique politischen Rap gemacht, nicht erst auf diesem Album.
Er hat schon immer auch politischen Rap gemacht.
kellerkind ja, nervig ab und an, minderbemittelt ein wenig, Idiot themen-abhängig, Hälfte der Kommentare ist übertrieben, evtl. ein Drittel, Leben suchen wäre definitiv angebracht, berate ihn dahingehend auch seit Jahren.
Aber Sodibrudi ist leider schwer beratungsresistent und notorisch negativ eingestellt, glaube nicht, dass er da nochmal rauskommt..
@lautjustitia (« kellerkind ja, nervig ab und an, minderbemittelt ein wenig, Idiot themen-abhängig, Hälfte der Kommentare ist übertrieben, evtl. ein Drittel, Leben suchen wäre definitiv angebracht, berate ihn dahingehend auch seit Jahren.
Aber Sodibrudi ist leider schwer beratungsresistent und notorisch negativ eingestellt, glaube nicht, dass er da nochmal rauskommt.. »):
Ist halt einfach ein irrer Spast, dem man nicht helfen kann.
Helfen lassen tut er sich wirklich nicht, das stimmt.