laut.de-Biographie
Bülent Ceylan
Bei ProSieben preisen sie ihn als den "Rocker unter den Spaßmachern". Wer es angesichts seiner unentwegt demonstrativ geschüttelten schwarzen Haarpracht noch nicht ahnte, dem röhrten es spätestens seine Auftritte als Engel bei "The Masked Singer" unmissverständlich ins Gesicht: Bülent Ceylan kennt sich aus an der Pommesgabel. Bülent Ceylan ist ein Metal-Fan.
In erster Linie ist Bülent Ceylan aber Comedian, außerdem je nach Bedarf Deutschtürke oder Vollblut-Mannemer. Am 4. Januar 1976 erblickt er als Sohn einer Deutschen in der kurpfälzischen Stadt das Licht der Welt, sein Vater kam fast zwanzig Jahre vorher als Gastarbeiter aus der Türkei. Bülent wächst als jüngstes von vier Geschwistern auf. Kindergarten, Grundschule, Gymnasium absolviert er allesamt in seiner Geburtsstadt Mannheim. Selbst das Studium der Philosophie und Politikwissenschaft, an dem er sich kurzzeitig versucht, nimmt er genau dort auf.
Allerdings währen seine akademischen Bemühungen nicht allzu lange. Schon zu Schulzeiten entdeckt Bülent sein komödiantisches Talent. Mit Späßen und Parodien von Prominenten erheitert er sein Umfeld. Auch seine zweite Begabung zeigt sich früh: Sein Musiklehrer lotst ihn in die Reihen des Schulchors. Das genügt jedoch nicht, um die erwachte Musikbegeisterung zu befriedigen. Weil im Hause Ceylan das Geld knapp ist, zu knapp, um teure Musikinstrumente anzuschaffen, greift Bülent auf die alte Geige zurück, die sein Urgroßvater aus der Türkei mitgebracht hatte. Als noch wirkungsvolleres Ventil, um sich Teenagerfrust von der Seele zu brüllen, entdeckt er jedoch bald Hardrock und Metal für sich.
Schon vor Beginn seiner kurzen universitären Karriere stellt Bülent die Weichen für seine Zukunft. Nach dem Abitur 1995 ergattert er einen Praktikumsplatz beim Fernsehsender VIVA, auch beim Radio sammelt er Praxiserfahrungen. Hier lernt er vor allem Autor Roland Junghans kennen, der ihm sein erstes Comedy-Programm auf den Leib schreibt: "Produzier Mich Net!" Mit ebendiesem steht Bülent ab 1998 auf diversen Bühnen. Die sind anfangs zwar zugegebenermaßen noch ziemlich klein, allerdings hat der aufstrebende Comedy-Star bald dermaßen viele Auftritte im Terminkalender stehen, dass er sein Studium aufgibt, um sich ganz seiner Komikerlaufbahn zu widmen.
"Döner For One", "Halb Getürkt" oder "Kebabbel Net": Die Titel seiner Programme zeigen schon, wo Bülent sein Hauptthema gefunden hat: Er witzelt über Deutsche, Türken und Deutschtürken, über die Vorurteile und Stereotypen, mit denen sie einander begegnen, und über den Clash der Kulturen, den er selbst lebt. Dabei nimmt er Klischees über Mannheimer mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen auf die Schippe und kommt damit bei unterschiedlichen Zielgruppen bestens an. So gut, dass er schon 2009 erstmals einen Deutschen Comedypreis in Händen hält - in der Kategorie Newcomer. Tatsächlich ein guter Gag: Zu diesem Zeitpunkt ist Bülent Ceylan ja erst ein sattes Jahrzehnt im Geschäft.
Den bundesweiten Durchbruch verdankt er zumindest zum Teil Thomas Hermanns. Er überlässt Bülent Ceylan und seinen verschiedenen Bühnencharakteren wieder und wieder die Bühne in seinem "Quatsch Comedy Club" und katapultiert ihn so einem breiten Publikum auf den Radar. Es folgt Programm auf Programm, Fernsehformat auf Fernsehformat, und bald hat Bülent Ceylan nicht nur eine eigene TV-Show, nicht nur den zweiten Comedypreis, diesmal als bester Komiker, sondern auch von Bambi über diverse Bravo Ottos und die 1LIVE-Krone bis zum Fernsehpreis und dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg so ungefähr alles gewonnen, das es zu gewinnen gibt. Nur bei "Schlag den Star" scheitert er, und das gleich doppelt: 2016 verliert er gegen Turner Fabian Hambüchen. Fünf Jahre später tritt er noch einmal an und unterliegt diesmal dem Fernseh-Journalisten Jenke von Wilmsdorff.
Der Musik ist Bülent Ceylan bei alledem treu geblieben. Immer wieder baut er Songs in seine Bühnenprogramme ein, hält mit seinem Faible für härtere Klänge nicht hinter dem Berg. 2018 spielt er eine Hauptrolle im Film "Verpiss dich, Schneewittchen": eher kein Zufall, dass er da einen ambitionierten Musiker verkörpert. 2019 glänzt er, als Engel verkleidet, bei "The Masked Singer", wo er sich mühelos bis ins Finale und letztlich auf den dritten Platz grölt. Solchermaßen zum Experten avanciert, schüttelt er sein Haar bei einer der nachfolgenden Staffeln zur Abwechslung dann zeitweise am Tisch des Rateteams.
Schon vorher stand er in musikalischen Kontexten auf der Bühne und vor der Kamera, einmal sogar zusammen mit einer völlig unbekannten Band namens ... Korn. Als erster Comedian überhaupt tritt Bülent Ceylan 2010 beim Summer Breeze auf. Im Jahr darauf feiert er sein Debüt beim Wacken Open Air, wo er auch 2014 wieder im Line-Up steht.
Genau wie 2024 - diesmal sogar mit eigenem Album im Gepäck. Dessen Titelsong "Ich Liebe Menschen" veröffentlicht er bereits vorab als Single. Der Song macht zwar in den Strophen schamlos auf Rammstein, im Refrain dagegen, der für Nächstenliebe plädiert, klingt eine geradezu religiöse Botschaft durch. Auch die kommt nicht aus heiterem Himmel - oder vielleicht gerade daher? Bülent Ceylan, Sohn einer Katholikin und eines Moslems, hat sich 2019 evangelisch taufen lassen und fühlt sich spätestens seitdem als gläubiger Christ.
Soziales Engagement ist für ihn entsprechend Herzensangelegenheit wie Ehrensache: Bülent Ceylan setzt sich vehement gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Er unterstützt die Stiftung Lesen zur Förderung von Lese- und Medienkompetenz, die AIDS-Hilfe, ein Kinderhospiz und diverse andere Programme für benachteiligte Kinder und Jugendliche. 2017 hebt er sogar eine eigene Organisation aus der Taufe, die seinen Namen trägt: die Bülent Ceylan Stifung für Kinder. Um ihn dafür zu feiern, muss man weder seine Witze noch sein plakatives Metalhead-Gehabe noch seine Musik mögen. Applaus.