laut.de-Kritik
Eine Offroad-Erfahrung der Luxusklasse: Rap-Art.
Review von Dani Fromm"Club anthems, this is what you want. Right?" Ihr wollt es eingängig, hübsch vertraut, weil tausendfach wiedergekäut, ecken-, kanten- und risikolos? Auf derlei Ansinnen hält "Jhelli Beam" nur eine Antwort parat: "Sorry, Fuckers!"
Wer in diesen Bus einsteigt, sollte sich nicht allzu stark auf ein bestimmtes Reiseziel fixieren. Außerdem empfiehlt es sich, ein gerüttelt Maß an Lebensmüdigkeit mitzubringen. Der Fahrer schert sich nämlich einen Dreck um ausgetretene oder auch nur halbwegs befestigte Pfade. Busdriver zelebriert eine Offroad-Erfahrung der Luxusklasse.
Der Mund bleibt einem aber nicht nur deswegen offen stehen, weil man entsprechend derbe durchgerüttelt wird. Die ohne besonderes Aufhebens zur Schau gestellte sprachliche Virtuosität triebe einem den kalten Schweiß auf die Stirn, wäre man auf die verbalen Sturzbäche nicht vorbereitet gewesen: "You know me, I'm from the Project Blowed family."
Das darf nach all den Jahren immer noch getrost als Gütesiegel für gehaltvollen wie kunstfertigen Rap gewertet werden. Busdriver beeindruckt nicht nur mit dem halsbrecherischen Tempo, in dem er seine Zeilen spuckt. Insbesondere trumpft sein brillantes Spiel mit wechselnden Tonlagen, Stilen und Geschwindigkeiten.
"Scoliosis Jones" demonstriert Letzteres in Perfektion. Wie ein Schwungrad kommt der Mann am Mikrofon in Gang, nur um jeweils kurz vor dem Chorus zu einer kurzen Atempause auszulaufen, ehe erneut durchgestartet wird. Wahnsinn.
Ganz nebenbei erweitere ich meinen Wortschatz. Ein Palimpsest ist also eine mehrmals beschriebene antike Manuskriptseite, hätten Sie's gewusst? Oder - man lernt einfach nie aus: Wer an Skoliose krankt, laboriert an einer S-förmigen Verkrümmung des Rückgrats.
Ein Leiden, vor dem Busdriver - zumindest im übertragenen Sinne - gefeit ist: Wer sich selbst nicht bitter ernst nimmt und über weite Strecken wie eine Comic-Figur oder eine Karikatur auf sich selbst klingt, hat nicht nötig, sich zu verbiegen. Wer zudem derart punktgenau und präzise auch schrägste Beats entlang galoppiert, wird sicher nicht als "Least Favorite Rapper" abgewatscht.
Für die skurrilen Soundlandschaften zeichnet teilweise Busdriver selbst ("I've Always Known", "Sorry, Fuckers") verantwortlich. Häufiger überlässt er das Ruder partiell oder ganz den Kollegen, darunter vornehmlich Daedelus und Nobody.
Kein Fehler. Von einem durchgeknallten Glockenspiel ("Handfuls Of Sky") bis hin zu Werbespot-tauglichen Mitträller-Gesängen ("Quebec And Back"): alles drin. Auch, wenn die Grime-würdigen Collagen zuweilen direkt aus einer abgewrackten Fabrikhalle zu stammen scheinen, beherrschen spielerische Leichtigkeit und Ironie selbst den finstersten Winkel.
"Fishy Face" entsteht in Zusammenarbeit mit Deerhoofs John Dietrich. Drums und Bass verströmen in "World Agape", für das mit Greg Saunier ein weiteres Mitglied der Indiepop-Hakenschläger bereit steht, gediegene Jazzkeller-Atmosphäre. Wenn sich dann ein MC in die heiligen Hallen verirrt, ergibt das? Genau: "Art rap." Worauf man einen lassen kann.
5 Kommentare
"Oder - man lernt einfach nie aus: Wer an Skoliose krankt, laboriert an einer S-förmigen Verkrümmung des Rückgrats."
ich bin angehender physiotherapeut
hab noch nie was von busdriver gehört... aber nach diversen kritiken muss man sich ihn wohl doch mal zulegen!
kann jemand anderes noch eine meinung zu seinem album abgeben, außer freddy!
"Oder - man lernt einfach nie aus: Wer an Skoliose krankt, laboriert an einer S-förmigen Verkrümmung des Rückgrats."
ich bin angehender physiotherapeut
hab noch nie was von busdriver gehört... aber nach diversen kritiken muss man sich ihn wohl doch mal zulegen!
kann jemand anderes noch eine meinung zu seinem album abgeben, außer freddy!
@muschbert (« "Oder - man lernt einfach nie aus: Wer an Skoliose krankt, laboriert an einer S-förmigen Verkrümmung des Rückgrats."
ich bin angehender physiotherapeut »):
stimmt das nicht?
mach mich schlau, wenn du vom fach bist!
@muschbert (« "Oder - man lernt einfach nie aus: Wer an Skoliose krankt, laboriert an einer S-förmigen Verkrümmung des Rückgrats."
ich bin angehender physiotherapeut
hab noch nie was von busdriver gehört... aber nach diversen kritiken muss man sich ihn wohl doch mal zulegen!
kann jemand anderes noch eine meinung zu seinem album abgeben, außer freddy! »):
ja, album ist gut. fand aber das letzte besser.
@freddy (« @muschbert (« "Oder - man lernt einfach nie aus: Wer an Skoliose krankt, laboriert an einer S-förmigen Verkrümmung des Rückgrats."
ich bin angehender physiotherapeut »):
stimmt das nicht?
mach mich schlau, wenn du vom fach bist! »):
nene, alles fit... fand das irgendwie sehr angebracht und witzig! daher auch mein kommentar!
@ rower, danke für den ausführlichen tip!