laut.de-Kritik
Der Wu-Prophet predigt den Hardcore-Rap.
Review von Stefan JohannesbergVom Millionär zum Taxifahrer. Nachdem Wu-Tang-Mitglied Cappadonna mit zwei Soloalben und diversen Wu-Features reichlich Fame gesammelt hatte, fiel er in eine tiefes Motivationsloch. Um wieder hungrig zu werden, fing der New Yorker als "Cab-Driver" im Ghetto freiwillig von null an. "The Struggle" legt von dieser Erfahrung Zeugnis ab.
Cappa ist der Straßenprophet, der auf 21 Songs plus Bonus Tracks berichtet, "what's really goin on in the streets". Mit Clansman Inspektah Deck und Trompetenfanfaren rumpelt er auf die Bildfläche und proklamiert "Get Away From The Floor". Doch "street life is nothing but hard times", und so gibt er sich auf dem düsteren "Killa Killa Hill" mit Raekwon Hardcore bis zum Geht-nicht-mehr.
Wie immer überzeugt Cappadonna mit seinem prollig heiseren Flow, der wenig Platz zum Atmen läst und Street Tales wie "Season Of Da Vick" kongenial untermalt. Kongenial tritt auch Cappas Entdeckung Lound Mode auf, dessen modern smoother Slang sich gut mit der aggressiveren Variante des Mentors ergänzt. Die Beats diverser Nachwuchsproduzenten suchte Cappa im Verbund mit dem jüdischen Wu-Emcee Remedy aus.
Calogero kreiert für "Mamma" einen schön klebrigen Vocal-Pitch und taucht bei "We Got This" tief ins Latino-Flair. Soulfingaz groovt auf dem blubbernden "Do It/Push" leicht beschwingt. Gänzlich ohne Bass-Drum wackelt Quasis "Broken Glass" funky durch die Gegend. Big Mizzas "Power To The Peso" marschiert dagegen mit dre'schen Streichern übers Album. Als Best Beat joggt jedoch Charlie Marottas "Struggle With This" über die Ziellinie. Das wummernde Fundament von Mobb Deeps "Quiet Storm" gepaart mit einem melancholischen Gitarrenloop ergeben eine gar wundervolle Kopfnicker-Kombination.
Im Januar tourt Cap wieder einmal durch Europa. Seine peinliche Phase Ende der Neunziger, als ihm der Ruhm etwas zu Kopf gestiegen war, hat er anscheinend hinter sich gelassen. Auf "The Struggle" gibt er sich offen und ehrlich. Da möchte man ihm, trotz einer gewissen Hook-Schwäche und Monotonie, wünschen, wieder vom Taxifahrer zum Millionär aufzusteigen. "Make Money Money. Cap Is Back!"
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