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Captain Jack

"Company, attention! Forward, march!" So brüllte es in den fröhlichen 90ern der feierwütigen Jugend entgegen. "Captain Jack" markierte als Titelsong den Startschuss zu einem der bekanntesten Acts des Eurodance', der mit über sieben Millionen verkaufter Tonträger auch zu den erfolgreichsten gehört.

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Während sich der hessische Musikproduzent Udo Niebergall als Kopf des Projekts im Hintergrund hielt, übernahmen die Sängerin Liza da Costa und vor allem Franky Gee als in militärischer Uniform gehüllter Drill Instructor die Frontarbeit: "Hey, yo, Captain Jack! Bring me back to the railroad track!"

1995 gründet Niebergall die Band Captain Jack, in der kurzzeitig Sharky Durban den Job des rappenden Animateurs übernimmt. Mit der im kubanischen Havanna geborenen Frohnatur Franky Gee findet er schnell den passenden Frontmann, der noch dazu eine Vergangenheit in der US-Army mitbringt.

Im April 1996 erscheint das erste Album "The Mission", das in Deutschland, Polen und den Niederlanden Edelmetall einsammelt. Die Debütsingle holt Platin und auch die weiteren Auskopplungen "Drill Instructor", "Soldier Soldier" und "Little Boy" erweisen sich als erfolgreich.

Zum Weihnachtsgeschäft 1996 macht sich das Label Electrola die Popularität Captain Jacks für ein absurdes Projekt zunutze. Für den aus Coverversionen von Queen-Songs zusammengestellten Sampler "Queen Dance Traxx 1" steuern die Armee-Enthusiasten ihre Interpretation von "Another One Bites The Dust" bei.

Im folgenden Frühjahr erscheint ihr zweites Album "Operation Dance", das trotz einiger Achtungserfolge nicht mit dem immensen Erfolg des Debüts mithält. Liza da Costa verlässt die Band und übernimmt die Position der Frontfrau von Hotel Bossa Nova.

Auf dem dritten Album "The Captain's Revenge" übernimmt Maloy den weiblichen Gesangspart. Die Single-Auskopplung "Get Up!" schlägt sich ansehnlich in den Charts. Zudem lädt Thomas Gottschalk die Formation für einen Auftritt in seine erste Palma-Ausgabe des Quotenhits "Wetten, dass..?" ein.

2001 ersetzt Illi Love ihre Vorgängerin Maloy. Dank des "Iko Iko"-Covers finden sich zwar weiterhin Abnehmer für die Marke Captain Jack, doch der sinkende Stern animiert Franky Gee bereits zu einem Rückblick: "Wir haben viele Platten verkauft. Wir waren viermal in Moskau, fünfmal in Japan."

2002 erleidet Gee einen schweren Schlaganfall. Drei Tage lang liegt er im Koma. Er kämpft sich trotz Lähmungserscheinungen zurück und liefert bereits ein Jahr später mit "Viva La Vida" die musikalische Antwort auf seine Erkrankung. "Der Captain und seine Party-Armee marschieren wieder", frohlocken Boulevardmagazine à la "hallo Deutschland".

Doch im Oktober 2005 endet die Reise für den Frontmann. Franky Gee stirbt im Alter von 43 Jahren in Palma de Mallorca an den Folgen einer Hirnblutung. Damit scheint auch das Ende der Eurodance-Band vorerst besiegelt zu sein.

2008 entscheidet sich Udo Niebergall dazu, das Projekt zu reanimieren. In einem Casting setzt sich der 1963 in Albuquerque geborene US-Amerikaner Bruce Lacy als neuer namensgebender Captain durch. "Ich liebe es, Leute zum Singen und Tanzen zu bringen", beschreibt er gegenüber der Nordsee Zeitung die Hauptqualifikationen seines Jobs.

Für den weiblichen Part fällt die Wahl auf Laura Martin, Zehntplatzierte der vierten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar". Gemeinsam nehmen sie das Comeback-Album "Captain Jack Is Back" auf.

In der Neubesetzung präsentiert sich Captain Jack im trashaffinen RTL-Format "Das Supertalent". Dieter Bohlen zeigt wenig Liebe für den Auftritt: "Die hatten diesen Hit vor etlichen Jahren und danach war auch Banane." Er halte nichts davon, "einen Act zu reanimieren, der sowieso schon erfolglos war".

Von derlei Urteilen lässt sich die Dance-Band nicht von ihrer Agenda abbringen, immerhin gilt nach wie vor "People Like To Party". Songs wie "In The Army Now 2017" feiern ansehnliche Erfolge, sie sammeln auf YouTube in knapp zwei Jahren über sechs Millionen Klicks.

2019 klingeln die 257ers für eine Zusammenarbeit an. Für ihr Album "Alpaka" nimmt das anarchische Duo den Song "Akk & Feel It" mit Captain Jack auf. Die dazugehörige Videoumsetzung schwelgt in ästhetischen 90er-Referenzen. Im Sommer blickt die Formation auf einen vollen Tournee-Kalender, der sie von Deutschland über Rumänien bis nach Ägypten führt.

So läuft das Projekt unabhängig von den darstellenden Personen immer weiter. Oder, um den Duffman aus den Simpsons zu paraphrasieren: Der Captain kann niemals sterben, nur der Schauspieler, der ihn spielt.

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