Carsten Jost - " You Don't Need A Weatherman To Know Which Way The Wind Blows"

Jeder hat es schon gesehen. Das Ritual der gestikulierenden Wetterfroschis vor der Blue Box und ihre sich nicht immer bewahrheitenden Wetterprognosen. Leicht undankbarer Job das. Carsten Jost dagegen weiß, aus welcher Richtung der Wind bläst.

Das klingt etwas platt, erscheint jedoch im Zusammenhang mit dem Globalisierungsbestreben des Kapitals mit Unterstützung der WTO in einem anderen Licht. Denen bläst der Wind tatsächlich ins Gesicht. In Seattle, Göteborg, zuletzt Genua. Jost bezieht Stellung zu diesem Thema. Für ihn stehen die Zeichen auf Sturm. Widerstand mittels non verbaler elektronischer Musik.

Wer immer dachte, Techno sei unpolitisch, wird hier eines Besseren belehrt. Endlich, denkt man sich. Und genauso wichtig. Josts Musik und die eindeutige Sprache der Bilder von Ausschreitungen vergangener WTO Gipfel bündelt das Booklet zu einer Art revolutionärer Kunst. Gewalt als Mittel zum Zweck erscheint allerdings als äußerst fragwürdig.

Jost entwirft ein bedrohliches Szenario. Es ist dunkel, eine Kälte zieht sich durch die z.T. recht langen Tracks. Kommt immer wieder hervor gekrochen. Zum Frösteln. Die Bassdrum kickt monoton vor sich hin, nimmt einen mit. Hier ein Zischen, da ein Zirpen. Alles erscheint minimal, passt an Ort und Stelle. Es klickt und rauscht und dröhnt. Technoide Maschinenmusik. Einmal vernimmt man sogar fröhliches Vögelgezwitscher. Wie im Frühling, wenn die Krokusse blühen. Der aber durch finsteres Bassgrollen aus dem Elmenreich vertrieben wird. Weg da. Elmenreich ist Carstens Reich. Der ist zornig und kann auf Wettermänner verzichten.