laut.de-Kritik

Der Ire bleibt seinem Storyteller-Image treu.

Review von

Die Veröffentlichung der letzten Chris De Burgh-Platte "A Better World" liegt mittlerweile fünf Jahre zurück. Nun meldet sich der 72-jährige mit "The Legend Of Robin Hood" mit einem Konzeptalbum zurück.

Die Idee dazu kam ihm bei der Arbeit am gleichnamigen Musical, das im nächsten Jahr in Fulda Premiere feiert. Irgendwann hatte er das Bedürfnis, seine eigene Version der Legende von Robin Hood zu schildern, wofür sich das Albumformat anbot. Da ohnehin nicht belegt ist, dass der 'König der Diebe' je existiert hat, konnte er seine Geschichte frei erdenken und erzählen.

Den Kulturnews verriet er kürzlich, dass es ihm dabei nicht "um eine fantastische Figur aus dem Mittelalter" ging, sondern um einen ganz normalen Menschen mit "Stärken und Schwächen". Letzten Endes stellt er Robin Hood, der im Alter von neunzehn Jahren mit der erst 13-jährigen Marian aus dynastischen Gründen verheiratet wird, als jemanden dar, der "unter den Dingen leidet, die er erlebt und gesehen hat". Im Gefolge von Richard Löwenherz musste er als Kreuzfahrer in Jerusalem nämlich so Einiges mit ansehen.

Dabei hat er mit seinem ehemaligen Freund Guy of Gisbourne auch noch einen fiesen Wiedersacher, der es auf seine Frau und seinen Adelstitel abgesehen hat. Letzten Endes kommt es zu einem unfairen Zweikampf der beiden, bei dem der 'König der Diebe', der nach seiner Rückreise aus Jerusalem als Wiederständler gegen die Ungerechtigkeiten King Johns dem Tod nur knapp entgehen konnte, den Kürzeren zieht. Doch Marian nimmt mittels eines präzise platzierten Pfeils umgehend Rache. Robin stirbt schließlich in ihren Armen, nachdem er seinen letzten Pfeil verschießt. Die Beisetzung findet an der Stelle statt, wo der Pfeil zu Boden geht.

Chris De Burgh bleibt seinem Image als großer Geschichtenerzähler treu. So findet man neben keltischen Einflüssen und pathetischen Gesangspassagen zu noch pathetischeren Streichern viele erzählerische, von ruhigen Gitarrenklängen dominierte Tracks, die von Liebe, Gerechtigkeit, aber auch vom Trauma des Krieges handeln.

Exemplarisch für diese ruhige Ausrichtung steht die Single "Live Life, Live Well", die mit dezenten Trommel-Ryhthmen, gemütlichen Gitarren- und Orgelsounds sowie altersmildem Gesang eine gewisse Sanftheit ausstrahlt. Dass er sich stimmlich immer noch auf der absoluten Höhe befindet, beweist der in Argentinien geborene Ire wiederum in streichergetränkten Songs wie "Only A Child" oder "The Speech To The Outlaws". Mit Folk-Stücken wie "The Tale Of Robin Hood" oder "We've Got The Money" kommen aber auch beschwingte Momente nicht zu kurz.

Trotzdem hätte man sich an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Schmissigkeit erhofft, macht es sich De Burgh doch zwischen Zurückhaltung und gefühlsmäßigem Überschwang ein klein wenig zu bequem. Nur einmal lässt er das Feuer alter Zeiten noch einmal kräfig auflodern, nämlich in "Light A Fire!", das ausgerechnet noch eine leicht abgewandelte Version eines "The Getaway"-Stückes ist. Über diesen Umstand sieht man jedoch schnell hinweg, wenn die rockigen Gitarren-Töne, die lebhaften Folk-Rhythmen und Soul-Chöre, die schwungvollen Orgel- und Bläser-Klänge sowie der mitreißende Gesang zur sofortigen Bewegungsaufnahme animieren.

Andererseits hat es der 'Storyman' für eine gute Idee gehalten, am Ende des Albums den ganz großen Kitsch aufzufahren, was mächtig in die Hose geht. Bei den Feuerzeugmelodien von "Legacy" möchte man nämlich schreiend wegrennen. Zudem kann man sich bei Zeilen wie "a single light can be lost in the dark, but a million lights will be shine through the world" vor Feierlichkeit kaum noch retten.

Ungeachtet dessen präsentiert sich Chris De Burgh einmal mehr als einfühlsamer Interpret, der das Menschliche seiner Figuren nie aus den Augen verliert. Musikalisch könnte er aber ein wenig mehr aus seiner eigenen Wohlfühlzone heraustreten. Vom Zauber früherer Großtaten wie "The Getaway" ist die Platte doch weit entfernt.

Trackliste

  1. 1. The Robin Hood Overture
  2. 2. The Tale Of Robin Hood
  3. 3. The Wedding Feast
  4. 4. Only A Child
  5. 5. The Man With The Double Face
  6. 6. Home From The War, Pt.1
  7. 7. Live Life, Live Well
  8. 8. Home From The War, Pt. 2
  9. 9. Open Your Eyes
  10. 10. The Arrest!
  11. 11. Break the Law!
  12. 12. In Sherwood Forest
  13. 13. The Speech To The Outlaws
  14. 14. Light A Fire!
  15. 15. The Robbery
  16. 16. We've Got The Money
  17. 17. A Love Revealed
  18. 18. I'm Falling In Love
  19. 19. In Prison
  20. 20. The Duel
  21. 21. Where My Last Arrow Falls
  22. 22. A Man For The Ages
  23. 23. Legacy

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