laut.de-Kritik

Der NIN-Fan mit einem erstklassigen Techno-Debüt.

Review von

Mit Ausdauer, Beharrlichkeit und nicht zuletzt immer wieder überraschend schönen Club-Tracks verfolgt der gebürtige Ire Brendan Gregoriy alias Chymera seine Produzentenlaufbahn. Zunächst mit Bands wie Tool und Nine Inch Nails aufgewachsen, zieht es ihn schließlich zu Techno, gerne mit einer Note Detroit gewürzt. Bis vor kurzem noch als Geheimtipp gehandelt, veröffentlicht Chymera beim Offenbacher Label Connaisseur Recordings unter dem Titel "Death By Misadventure" jetzt seinen ersten, international vertriebenen Longplayer.

Bis die elf Tracks aber fertiggestellt waren, musste Chymera vielfach auf seine genannten Sekundärtugenden zurückgreifen. Seit seinem Umzug von Barcelona nach Berlin im Jahr 2010 arbeitet Gregoriy am Album, editierte Tracks immer wieder neu, verwarf manche, folgte neuen Ideen und kam nicht so präzise auf den Punkt, wie er das gerne gehabt hätte. Folglich verzögerte sich das Album, bis er in einem kreativen Flow Ende letzten Jahres alle Stücke zum Abmischen beisammen hatte.

Hört man sich "Death By Misadventure" an, dann wundern einen die zahllosen Sessions im Studio nicht mehr. Denn die Tracks zählen zum Feinsten, was Techno, der sich seiner Wurzeln in Detroit zu jeder Sekunde bewusst ist, zu bieten hat. Chymera versteift sich glückerlicherweise nicht allein auf die clubtaugliche Variante von Detroit Techno. Mit den melancholischen Ambient-Tracks "The Drop" und "The Drowning" gibt Chymera die Stimmung für seinen gesamten Longplayer vor.

Die trifft bei "Fathoms" dann erstmals mit einem Groove zusammen, der sich seiner Sache so sicher ist, dass er es gar nicht nötig hat, sich protzig in den Vordergrund zu drängen. Stattdessen schmiegt er sich ganz deep an und lässt luftige Synthie-Harmonien durch den Track führen. Manches erinnert bei "Fathoms" an einen Produzenten wie Fabrice Lig, dessen Tracks sich häufig dadurch auszeichnen, dass sie Melancholie, Melodie und Groove engumschlungen umeinander herumtänzeln lassen.

Neben der Tatsache mit "Death By Misadventure" ein gleichermaßen schönes wie dauerhaftes Album releast zu haben, dürfte Chymera vor allen Dingen das Feedback von Szenegrößen wie Laurent Garnier und Âme für die Mühen im Studio entschädigen. Die haben das Album allesamt längst gechartet.

Nach 2010 scheint sich auch 2012 zu einem extrem guten Jahr für den irischen Produzenten zu entwickeln. Würde jetzt noch Trent Reznor mit einer Remixanfrage anklopfen, wäre das Jahr schon gerettet.

Trackliste

  1. 1. The Drop
  2. 2. Drowning
  3. 3. Fathoms
  4. 4. An Island In Space
  5. 5. Who Bends First?
  6. 6. Trapped In Amber
  7. 7. My Karass
  8. 8. The Chase
  9. 9. Strange Things Are Afoot
  10. 10. Aloof
  11. 11. Swim Away

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