laut.de-Kritik
Musik für Gitarrenlehrer.
Review von Matthias MantheClaudio Sanchez erinnert mich an einen neuzeitlichen Monarchen, der, weit weg vom Boden der Tatsachen und abgeschottet durch Medienhype und Fanhysterie in seinem Luftschloss thront. Wird er der Müßigkeit überdrüssig, zieht er sich in die Abgeschiedenheit des höchsten aller Türme zurück. Dort frönt der Regent dann dem Narzissmus, genauer: der Gitarrengniedelei. Erst Wochen später verlässt er diese Zuflucht wieder, betritt den königlichen Balkon und verkündet die Veröffentlichung einer weiteren Coheed And Cambria-Platte.
Die Freude unter Scheitelträgern und Prog-Anhängern ist auch im Vorfeld von Teil vier der Comicsaga riesig, gelten die bisherigen Episoden doch als große Einer dieser Genres. Auch in Japans Spielhallen bilden sich wohl demnächst wieder lange Schlangen vor dem original Coheed And Cambria-Gitarrenkaraoke-Automaten. Die fünfzehn neuen Stücke garantieren zumindest dieser Klientel Langzeitmotivation. Für mich rinnt während 71 Minuten zäh fließenden Muckertums der Spaß durch die Sanduhr.
Während die so oft angeführten The Mars Volta wie auf einem Möbiusband der Komplexität mitzureißen wissen, an Achsen drehen und die Schwerkraft an- und ausschalten, bleiben Coheed And Cambria auf ihrem dritten Album mittlerweile der Midtempo-Melodramatik treu: Zu Sanchez' leierndem Enunuchen-Stimmchen quietschen und klirren die immer gleichen Licks und Stakkato-Riffs, hie und da ergänzt durch Orgeln und Streicher-Pomp. Nur ganz selten klingt das mal spannend.
Etwa, wenn die Single "Welcome Home" ganz nonchalant 80er-Metal auftischt oder "The Final Cut" Led Zeppelin imitiert. Auch die zuckerwattige Ballade "Wake Up" und der Simon & Garfunkel-Klampfeneinschub "Always And Never" gehen zumindest direkt ins Ohr. Dazwischen liegt leider jede Menge mäßiges bis redunantes Füllmaterial, immer wieder unterfüttert mit den bekannten Ohohohooo-Chören, die mir in ihrer pathetischen Penetranz jedes Hörvergnügen nehmen. Brüche sind Mangelware, dafür eingängige Langeweile allgegenwärtig.
Ergo: "Good Apollo, I'm Burning Star" bietet über weite Strecken statt progressiven Emopops anachronistischen Hardrock für Gitarrenlehrer. Man mag entgegnen, die Coheed And Cambria-Comics gehörten unbedingt zum Gesamtbild des Albums. Auch die würden aber nichts an der Tatsache ändern, dass es sich hierbei größtenteils um halbgare Songs selbstverliebter Autisten handelt. Zeit für Sanchez, den Turm zu verlassen und die Monarchie zu beenden - spätestens bei Teil IV, Vol. 2 droht sonst die Revolte.
41 Kommentare
warum so eine harte kritik? es zeugt von ignoranz, intolleranz und absoluter engstirnigkeit eine band auf einer plattform wie dieser so etwas von dermaßen zu diskreditieren.
coheed and cambria sind sehr wohl abwechslungsreich wie nie, durchkomponiert vom feinsten und in der umsetzung astrein. es muss ja nicht dem geschmack entsprechen, aber die leistung hinter dieser musik ist sicherlich anzuerkennen.
beste grüße, a+t
Oh, auf die Review war ich damals auch sauer.
Eins der dicksten Alben EVER.
kannte die Review bislang noch nicht. Aber die Kritik ist wirklich heftig übertrieben. Bin froh, dass ich mir dieses Album zugelegt habe
na ja das erste ist aber von der produktion her schon nen deutlicher unterschied zu den letzten beiden.
Die Bands Three und The Prize Fighter Inferno sind allen Coheed Fans mitlerweile bekannt?
ja.
prize fighter inferno...