laut.de-Kritik

Zwischen Radiopotential und Subway To Sally für Arme.

Review von

Coppelius waren stets ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist das Sextett aus der Hauptstadt musikalisch und stilistisch (Optik und Auftreten) eine interessante Nummer. Musikalisch reihten sich neben starken Songs aber auch richtige akustische Tiefflieger ein.

So ist es auch dieses Mal, denn ganz im Ernst: Die Idee, das Album mit dem äußerst beliebigen "Spieldose" zu eröffnen, war eine der miesesten, die mir dieses Jahr bislang unterkamen. Die Nummer klingt dermaßen nach Subway To Sally für Arme, dass es einem schwer fällt, bis zum Ende durchzuhalten. Vom Klarinettensolo will ich erst gar nicht reden.

Der Kampf durch den Opener lohnt sich allerdings, denn was folgt, ist der gewohnt abwechslungsreiche Coppelius-Wahnsinn, der in Sachen Lyrik und instrumentale Umsetzung Seinesgleichen sucht. "Welt Im Wahn" tritt den Reigen treffend betitelt los und hinein geht es in den Kosmos der Berliner Bande, der wahlweise zum Tanzen, Pogen, Moshen oder auch Schunkeln animieren kann.

Die Nähe zu Bands wie den eingangs erwähnten Subway To Sally, aber auch Eisbrecher, Rammstein oder natürlich dank des Cellos zu Apocalyptica, sind immer präsent. Doch aus all den Versatzstücken mixt die Band ihren eigenen Cocktail.

Was die Texte angeht, bleiben die Herren ein Fall für sich. Macht "Bitten, Danken, Petitieren" dank des flotten Tempos und des Witzes in Wort richtig Spaß, funktioniert "Locked Out" vermutlich am ehesten, wenn man auf Knorkator steht - beim Denglisch von Bastille rollen sich die Zehennägel auf.

Dafür sind straighte Songs wie "Reichtum", "Glanz Und Eleganz" oder "Mitten Ins Herz" gute Rocknummern, die im Eisbrecher-Fahrwasser durchaus Aussichten auf Chartplatzierungen haben. "Keine Kamera" hat da fast schon Radiopotential.

Das obligatorische Maiden-Cover heißt dieses Mal "Running Free", und einmal mehr darf man äußert geteilter Meinung sein, ob das Ergebnis taugt. Zusätzlich, wenngleich als Bonustrack ausgeweisen, haben sich Coppelius an der Subway To Sally-Ballade "Maria" vergriffen. Die klingt dafür aber ganz gelungen.

Trackliste

  1. 1. Spieldose
  2. 2. Welt im Wahn
  3. 3. Reichtum
  4. 4. Bitten Danken Petitieren
  5. 5. Locked Out
  6. 6. Butterblume
  7. 7. Keine Kamera
  8. 8. I'd Change Everything
  9. 9. Glanz und Eleganz
  10. 10. Glaubtet Ihr?
  11. 11. Mitten ins Herz
  12. 12. Running Free
  13. 13. Geschwind
  14. 14. Maria

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2 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Sehr sympathische und fan-nahe Band, allesamt sehr gute Musiker - nur meiner Meinung nach vom Gesang her oft dürftig.

    Im Großen und Ganzen würde ich sie aus erstgenannten Gründen gerne lieber mögen, aber leider geht mir die Musik mittlerweile doch eher auf den Sack.

  • Vor 7 Jahren

    Also klar jeder hat seine eigene Meinung
    Aber die Kritik an Spieldose kann ich mal gar nicht nachvollziehen.
    Es unterscheidet sich stilistisch schon deutlich von Subway to Sally und ist auch nicht "beliebig" (wobei dieser Begriff auch ganz schön beliebig ist)
    Und wenn man Klarinettensoli nicht leiden man wohl bei Coppelius falsch aufgehoben. Das ist dann aber wohl kaum Schuld der Band.
    Das besagte Solo fällt auf jeden Fall nicht negativ auf.
    Coppelius hat eben einen sehr besonderen Stil und der muss nicht jedem gefallen.
    Aber das als Subway to Sally für arme zu bezeichnen ist einfach falsch.