laut.de-Kritik

Gestern Dubstep, heute Techno.

Review von

Offen für alles Neue und dem zumindest künstlerischen Fortschritt verpflichtet, so verstehen sich viele der Protagonisten elektronischer Musik. Schaut man aber einmal hinter dieses hohe Ideal, fällt der Blick ernüchternd aus. In einer Vielzahl von Genres hat man sich gemütlich eingerichtet, Austausch findet kaum statt. Trance bleibt Trance, Techno bleibt Techno. Von der postulierten Offenheit ist nicht viel zu sehen. Der rumänische Produzent Cosmin TRG ist eine der wenigen Ausnahmen auf diesem Gebiet. Jetzt veröffentlicht er mit "Gordian" sein zweites Techno-Album.

Das ist längst keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die Wurzeln von Cosmin TRG anschaut. Seine ersten Erfolge als Produzent hatte er auf dem von Ben UFO betriebenen, britischen Dubstep Label Hessle Audio. Die liegen schon einige Jahre zurück und erinnern nur ganz entfernt an die aktuellen Releases von Cosmin TRG. Die erscheinen seit einiger Zeit auf dem Modeselektor Label 50Weapons und bieten einen eher spröden Techno, dessen produktionstechnische Feinheiten in aller erster Linie bei DJs und Produzenten auf Gefallen stoßen dürfte.

Sein neuestes Album "Gordian" knüpft an seinen 2011er Vorgänger "Simulat" an, mit dem sich Cosmin TRG erstmals als Techno-Purist profiliert hat. Zwar hat er seither zahlreiche bekannte Clubs bespielt, dennoch sind seine Tracks beinahe eher für's Home Listening gemacht, am besten auf einer sehr feinen Anlage, die den vielschichtigen Sound akkurat wiedergeben kann. Denn nur dann erwachen Tracks wie beispielsweise das dezent dubbige "Noise Code", die beim ersten Hören noch monoton erscheinen, zu vollem Leben. Nur dann macht er Spaß dem Wechselspiel der Layer zu folgen.

Ganz selten einmal liefert Cosmin Nicolae, wie der Wahlberliner mit bürgerlichem Namen heißt, Tracks ab, die wie "Vertigo" vergleichsweise direkt auf die Tanzfläche zugreifen. Natürlich legen sich im weiteren Fortgang des Tracks noch diverse Soundschichten über den kickenden Beat, schließlich liebt der Rumäne das Spiel mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Soundmodulationen.

Ein Album, das derart viel Aufmerksamkeit von den Zuhörern fordert wie "Gordian", ist nichts für den täglichen Genuss. Man muss in der Stimmung sein, sich auf die Rhythmen und Klänge von Cosmin TRG einzulassen. Offenheit für Neues ist hier gefragt. Aber selbst die kann über zeitweilige Längen nicht hinwegtäuschen.

Trackliste

  1. 1. New Structures For Loving
  2. 2. Gordian
  3. 3. Desire Is Sovereign
  4. 4. Defeated Hearts Club
  5. 5. Divided By Design
  6. 6. Semipresent
  7. 7. Epsilon, Epislon
  8. 8. Noise Code
  9. 9. To Touch Is To Divert
  10. 10. Vertigo
  11. 11. Terminus Abrupt

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