Porträt

laut.de-Biographie

Cowboy Junkies

"Es ist viel schwieriger, leise als laut zu spielen" oder "weniger ist mehr". So und ählich lauten Sätze, die zur Erklärung des Stils der Cowboy Junkies verwendet werden. Plattitüden, die eine alles andere als langweilige Band recht treffend beschreiben.

1985 entstehen sie als Familiencombo im kanadischen Toronto. An der Gitarre Mastermind Michael Timmins, am Schlagzeug sein Bruder Peter, am Gesang Schwester Margo und am Bass Alan Anton, der zwar keine Blutsverwandschaft nachweisen kann, aber seit seiner Kindheit mit Michael Timmins befreundet ist.

Das erste Album "Whites Off The Earth" erscheint 1986 auf dem eigenen Label Latent Recordings. Wie auch der Name der Band hat der Titel keine programmatische Bedeutung, sondern soll lediglich Aufmerksamkeit erregen. Den ersten Meilenstein ihrer Karriere setzen die Cowboy Junkies zwei Jahre später mit dem in Verehrerkreisen legendären "The Trinity Session". Mit einem einzigen Mikrofon in einer Kirche in downtown Toronto aufgenommen, ist es so etwas wie das Manifest der Band: Minimalistische, vorwiegend akustische Arrangements begleiten den ruhigen, etwas schläfrigen, aber vibrierend erotischen Gesang Margo Timmins', hinter der scheinbar harmonischen Fassade kommen immer wieder Kanten, Schatten und ein dunkles, nicht näher definierbares Unbehagen zum Vorschein, das zum Markenzeichen der Band wird.

Die vorgetragene Mischung aus eigenem Material und Covern von Hank Williams, Patsy Cline und Lou Reeds "Sweet Jane" führt zu einem Major-Vertrag. Die Spannung der leisen Töne und die Bedrohlichkeit dunkler Wolken am Horizont wird in den 90er Jahren mit zunehmendem kommerziellen Erfolg weiter erforscht. Die Songs aus der Feder Michael Timmins werden differenzierter, der ursprüngliche Kern der Band erweitert sich um den Multi-Instrumentalisten Jeff Bird, den Keyboarder Linford Detweiler und die Gitarristin/Backgroundsängerin Karen Bergquist.

Nach der dürftigen Promotion des 1998er Albums "Miles From Our Home" kehrt die Band zu ihren Independent-Wurzeln zurück und reanimiert ihr eingemottetes Label. Nach einem Sammelalbum und der Live "Walz Across America" erscheint 2001 mit "Open" die elfte Veröffentlichung der Band.

"Als wir angefangen haben, war unser Ziel nicht unbedingt die Langlebigkeit der Band, sondern die Langlebigkeit der Musik" erzählt Michael Timmins zu diesem Zeitpunkt. Im neuen Jahrtausend zeigen sie, dass beides möglich ist. Ohne jemandem etwas beweisen zu müssen, setzen die Cowboy Junkies ihre musikalische Reise fort in der Gründungsbesetzung plus Jeff Bird fort.

2007 nehmen sie das Material der Trinity-Sessions noch einmal auf, diesmal in Begleitung von Ryan Adams, Vic Chesnutt und Natalie Merchant. 2010 erscheint "Remnin Park", auf dem Michael Timmins einen dreimonatigen Aufenthalt in China musikalisch aufarbeitet.

Es ist die erste CD in einer Vierer-Reihe, die den Titel "The Nomad Series" trägt. Die Aufteilung ist weniger dem Inhalt als vier Gemälden des Malers Enrique Martinez Celaya zu verdanken. Teil zwei, mit dem Titel "Demons" (2012), enthält auschließlich Stücke des verstorbenen Freundes Vic Chesnutt. Die Teile 3 und 4, mit den Titeln "Sing In My Meadow" und "The Wilderness" folgen 2012 (und dann alle zusammen 2017).

Anschließend verlässt Michael die Muße, zumindest in Bezug auf die Band. Erst 2018 finden sie wieder zusammen, um "All That Reckoning" (2018) und "Ghost" (2020) zu veröffentlichen. Während Corona nehmen sie ein Album mit Coverversionen auf. "Songs Of The Recollection" enthält Stücke, die sie in früher Jahren gerne spielten, darunter von David Bowie, The Cure, Bob Dylan und Gordon Lightfoot.

Die Demenzerkrankung und der Tod von Papa Timmins verarbeitet Michael auf "Such Ferocious Beauty" (2023). Mit der Band in Höchstform ist sie eine ihrer besten Platten. "Mensch zu sein bedeutet großen Schmerz und Elend, aber auch große Freude und Trost. Es gibt für mich nichts Demütigenderes als die grausame Schönheit, in der wir leben, einschließlich des Lebens und des Todes", erklärt Margo Timmins den Titel.

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