laut.de-Biographie
Creed
Um den Grunge-Fans in der Post-Seattle-Zeit mit all ihren Bandauflösungen neuen Mut zu geben, reicht bereits ein Album, für das das eigene Label Blue Collar gegründet wird. Der Name: "My Own Prison".
Mit dieser Platte, aber keinerlei sonstiger Banderfahrung, treten Creed 1998 auf den Plan. Dennoch sind sie innerhalb kürzester Zeit in aller Munde. Mit ihrem äußerst intensiven und präzisen Rock-Debüt erspielt sich das Quartett Millionen dankbare Abnehmer.
"My Own Prison": Der Titel ist kein Zufall. Sänger Scott Stapp, der gemeinsam mit Gitarrist Mark Tremonti fürs Songwriting verantwortlich zeichnet, kann seinen Gedanken und Gefühlen dank der Musik endlich freien Lauf lassen.
Scott wächst in einer ultra-religiösen Familie auf, von der er rückblickend sagt, dass es "wie in einer Diktatur nur darum geht, blinden Gehorsam zu leisten". Sämtliche Gedanken und Gefühle werden unterdrückt. Für ein Def Leppard-Album bekommt er Hausarrest und wird mit Bibelversen zugepflastert.
Mit 17 flieht Scott aus diesem Gefängnis und schreibt sich an der Florida State University ein. In Tallahassee lernt er Mark Tremonti kennen, tattooverziert und gepierct das genaue Gegenteil vom eher schüchternen Scott. Dennoch ergänzen sich die beiden gut.
Mit Bassist Brian Marshall, der später den Namen Creed (statt Naked Toddler) vorschlägt, und Scott Phillips (Drums) gründen sie 1995 Creed (zu Deutsch: Glaubensbekenntnis), erspielen sich einen Ruf als hervorragender Live-Act (mit Konzerten statt Promo-Arbeit machen sie sich einen Namen) und avancieren zu einem der erfolgreichsten Rockacts der späten Neunziger.
Als das Nachfolgealbum "Human Clay" im Herbst 1999 in den Handel kommt, verkauft sich das Debüt immer noch blendend. Die neue Platte erweist sich als absoluter Überflieger und größter Erfolg der Band überhaupt. Creed sichern sich nicht nur die Poleposition der Charts, sondern verkaufen im Erscheinungsjahr über zehn Millionen Exemplare.
Mit dem Song "With Arms Wide Open" schaffen sie ihren ersten Pop-Hit, der ihnen später sogar einen Grammy-Award in der Kategorie "Best Rock" einbringt. Ganz oben angekommen, disst sich Tremonti mit Pearl Jam (die restliche Band distanziert sich gleichwohl von seinen Aussagen), und Stapp wird von Fred Durst angegriffen.
Kurz vor dem Start der offiziellen US-Tour wird bekannt, dass Bassist Brian Marshall nicht mehr länger festes Mitglied der Band ist. Die Gründe bleiben unklar. Er gründet später seine eigene Band Grand Luxx, auf der Tournee ersetzt ihn Brett Hestla.
Das Jahr 2001 verbringen die Jungs hauptsächlich im Studio. Obwohl der neue Bassist Hestla fester Bestandteil der Bühnenperformance ist, spielt doch wieder Tremonti die entsprechenden Parts bei den Aufnahmen. "Weathered" erscheint im November und wird ein kommerzieller Erfolg.
Im April 2002 wird Sänger Stapp in einen Autounfall verwickelt, bei dem er sich die Wirbelsäule prellt. Creed müssen daraufhin die meisten geplanten Shows absagen, doch die schnelle Genesung des Frontmanns ermöglicht es, viele Termine doch nachzuholen. Nach einer einjährigen Pause, begleitet von Trennungsgerüchten, verkündet das Quartett im Juni 2004 nach acht Jahren Bandgeschichte und insgesamt über 24 Millionen verkaufter Alben die offizielle Auflösung.
Zu den Beweggründen erklärt Gitarrist Tremonti in einem Interview, es sei mit Sänger Stapp zu immer stärkeren künstlerischen und menschlichen Differenzen gekommen, was letztlich zu Spannungen innerhalb der Band geführt habe. Schon vor der Trennung wandeln die beiden Kreativpole ohnehin auf Solo-Pfaden. Stapp schreibt unter anderem einen Song für den Soundtrack zu Mel Gibsons Film "Die Passion Christi".
Tremonti, Phillips und Marshall gründen im Zuge der Trennung das neue Projekt Alter Bridge. Myles Kennedy, ehemals Sänger der Mayfield Four, übernimmt den Part des Leadsängers. 2004 erscheint die erste Albumveröffentlichung "One Day Remains". Dass hier drei Musiker von Creed zu Werke gehen merkt jeder Fan nach wenigen Takten, nicht zuletzt aufgrund Tremontis charakteristischer Gitarrenarbeit.
Textlich wenden sie sich hingegen von Glaubensfragen ab, auch musikalisch schalten sie einen Härtegrad höher. Auf dem Nachfolger "Blackbird" pfeift die Band ebenfalls auf kommerzielle Vorgaben. Sänger Myles schnallt sich die Rhythmusklampfe um. Der Live-Sound klingt entsprechend fetter.
Scott Stapp bringt 2005 in Amerika sein erstes Soloalbum "The Great Divide" an den Start. Instrumental unterstützte ihn die Band Goneblind. Im April 2006 erscheint das Album in Deutschland, knüpft aber ebenso wie die Alter Bridge-Veröffentlichungen nicht an den immensen Erfolg von Creed an. Zahlreiche Eskapaden trüben den Eindruck, den Stapp in der Öffentlichkeit und auf der Bühne hinterlässt.
Anfang April 2009 sorgt eine Tourankündigung per Video auf der MySpace-Seite von Creed für Aufregung im Camp der Fans. Tatsächlich arbeiten die Christenrocker an einem neuen Album und rocken im Sommer quer durch die großen amerikanischen Arenen.
Als sie Ende Oktober mit "Full Circle" ihr neues Album vorlegen, ist die Spannung groß. Die Frage, ob es an vergangene Erfolge anknüpft, lässt sich mit einem klaren 'Ja' beantworten, keiner der Beteiligten hat etwas verlernt. Nach dem Longplayer wird es still um die Band. Aufnahmen für ein Folgewerk finden zwar 2011 und 2012 statt, erblicken jedoch nie das Licht der Welt.
Ganze elf Jahre später, Anfang Juli 2023, entfachen Creed Reunion-Spekulationen, als sie das Logo auf ihren Social Media-Accounts updaten. Lange dauert es nicht, bis sie es offiziell machen: Wenige Tage später kündigen sie fürs kommende Jahr ein Kreuzfahrtfestival an, in dessen Rahmen ihr Live-Comeback ansteht. Auf der fünftägigen Reise von Florida auf die Bahamas im April 2024 begleiten sie unter anderem 3 Doors Down, Buckcherry, Tonic und Vertical Horizon.
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