Crippled Black Phoenix - " A Love Of Shared Disasters"

Alles endet, nur die Wurst feiert durch, jaja. Weil wir aber selbst in letzterem Fall nicht wirklich von gesicherter Wissenschaft sprechen können, beschäftigt sich folgende Musikkritik exklusiv mit der Endlichkeit. Die britische Supergroup beschreibt ihre Kunst schließlich nicht aus einer Laune heraus, sondern sehr treffend als "Endtime Ballads".

Wie viel Raum zwischen dem Am-Abgrund-Stehen und endgültigem Schwarz noch bleibt? Nach der Lehre des Crippled Black Phoenix wenigstens eine randvolle Miniaturwelt, die für 77 Minuten alles bedeuten kann. "A Love Of Shared Disasters" ist ein mit Worten kaum fassbarer, meint: unbegreiflich erschütternder Fantasy-Score-Koloss für nebelverhangene Märchenwälder. Das Geleit in einsiedlerischste Tristesse. Ein chimärenhaftes Lamento, das Schauer über die Haut jagt und im Tränensack rührt.

Genius Justin Greaves und seine zwölfköpfige Hydra steigen hinab in seelische Tiefen, bohren zärtlich im Fleisch, durchdringen mit bodenloser Elegie. Schleppender Todesfolk in den Nuancen Zeitlupe und sentimentales Pulverfass. Psychedelische Postrock-Balladen aus der Gruft. Ein Wunschtraum von einem Klavier, wasserfeste Akkordeons, ambrosische Violinen, schwebende Hörner, und singende Dunkelmönche zeichnen Runen auf zerbröckelndes Pergamentpapier.

Dieses Album klammert sich flehend an dein Herz mit bis auf den Grund des Ozeans ziehendem Schwermut. Antike und Moderne im selben Atemzug, zeitlose Musik. Schmerzhaft intim und gegenwärtig.

Weißt du, was Liebe ist? Weißt du, wie es sich anfühlte, als du zum ersten Mal dieses Kribbeln im Bauch gespürt hast? Erinnerst du dich, wie du empfunden hast, als nur noch Scherben waren? Kannst du dir im entferntesten vorstellen, diese überwältigenden Eindrücke simultan zu erleben? Die Geburt der Tragödie.