laut.de-Biographie
Crystal Antlers
Was für ein Leben. Ein Zeit lang waren alle Mitglieder der Crystal Antlers doch tatsächlich Schornsteinfeger, um sich das schöne Leben in Kalifornien leisten zu können - und abends Zeit für die Band zu haben. Im Jahr 2006 gegründet, folgt das Sextett mit dem ebenso rußverschmierten Rockentwurf zunächst der Gelegenheitsorientierung eines Tellerwäschers, um als Band bekannter zu werden.
In einem Pornoschuppen, auf Bikerfesten, Metalfestivals und Tee-Partys, ja sogar auf einem fahrenden Speedboot sollen die Chrystal Antlers schon für ein paar Kröten gespielt haben. Ihr größtes Problem, die schier übermächtige Konkurrenz mit anderen Underground-Bands im Großraum Los Angeles, wendet sich erst ab dem Jahr 2008 zu einem Glücksfall, als die Musikpresse den Sound von L.A. zum ungeschliffenen Gegenentwurf des oft so avantgardistischen New York stilisiert.
In diesem Zuge werden die besten Punk-, Noise- und Lo-Fi-Bands vor Ort medial gepusht: No Age, Health, Ponytail, Wavves, Mika Miko. Die Crystal Antlers passen in diese Reihe nur bedingt, beziehen sie sich doch eher auf den Sound des Chicagoer Kult-Indies "Touch And Go Records", das mit Acts wie Shellac, den Butthole Surfers oder The Jesus Lizard den Noise-Rock der 90er Jahre prägt. Bei krachigem Rhythmus-Rock bleibt die Band um Bassist und Sänger Johnny Bell aber nie stehen.
So beziehen sich die ersten Songs der Band explizit auf den Jazz-Pianisten Mose Allison und The Chocolate Watchband, einer einflussreichen Psychedelic Rock-Band aus dem Kalifornien der 60er Jahre. Auch die Wucht von Punk, Rodriguez-Lopez-Prog und Blues-Motive an der Hammond-Orgel glaubt man auf der ersten selbstveröffentlichten EP aus dem Jahr 2008 zu hören, die von Pitchfork hymnisch gefeiert wird.
Dem anschließenden Album "Tentacles" ergeht es in der Musikpresse nur in der Form anders, dass man mancherorts darauf hinweist, dass es die Crystal Antlers mit ihrem Sound-Tornado ab und an etwas übertreiben und lieber noch etwas mehr an ihren Songs feilen sollten. Live ist die Band allerdings die reinste Wildsau, das haben bereits erste Konzerte in Deutschland im Sommer 2009 bewiesen. Ruß und Schweiß – so geht Kaminkehrer-Rock aus Long Beach, Kalifornien.
1 Kommentar
Haben grad ein neues Album raus! Schade, dass das letzte schon nicht hier reviewt wurde