laut.de-Kritik
Beeindruckende Stimme zwischen aalglatten Hooklines.
Review von Michael SchuhEinmal klingelt das Telefon. Anschließend setzt eine smoothe Bassline im Stile Massive Attacks ein, die ihrerseits wiederum auf die legendären Jazzgrooves eines Billy Cobham aufbaut. Man vernimmt, wie sich Cultured Pearls-Sängerin Astrid North mit einer Freundin unterhält, der sie den Auftaktsong des inzwischen vierten Longplayers ihrer Band widmet. Ein feiner Zug, gehört "Moon" doch zu den schönsten Songs des neuen Albums.
Dezente Elektronik über einem relaxten Downbeat und ein eingängiger Refrain, der zwar leicht an Sashas "Turn It Into Something Special" erinnert, aber da gibt es ja Schlimmeres. Zum Beispiel die Songs Nummer zwei und vier. Belangloses Radio-Soul-Pop-Einerlei wie "Souloutside" muss man schon von Sheryl Crow und Konsorten ertragen.
Wie schon auf den vergangenen drei Alben der Hannoveraner thront Astrid Norths beeindruckende Stimme weit über den Songs. Ob lasziv sanft ("2 becomes 3") oder gedehnt und ansatzweise rockröhrig ("Tempted"), nie dringt North in Regionen vor, in denen sie nicht sicher agieren könnte. Dennoch wünscht man sich, dass manche Komposition auf Kosten aalglatter Hooklines ("Finland", "Today") ein wenig experimentierfreudiger ausgefallen wäre.
Das erwähnte "Tempted" mit Samples, coolem Basslauf und akzentuierten Drums geht somit voll in Ordnung. Das Gros der Stücke bewegt sich aber im Midtempo-Bereich und oftmals vermisst man dort die zündende Idee. Während die Produktion des Albums wie auch Norths Gesangsleistung internationalem Niveau locker Stand halten, klingen viele Songs zu beliebig. Sie erfüllen ihren Zweck für viele Soul- und Jazz-Fans höchstens im Rahmen eines gediegenen Candlelight-Dinners, denn "Life On A Tuesday" ist durchweg vor allem eines: leicht verdauliche Kost.
Wer bei dem Trio nach eigentümlichen Ecken und Kanten im Gesamtsound sucht, wird nicht fündig. Ob im wehmütigen, mit Streichern angereicherten "Monday", dem pompös instrumentierten "Heavy Load" oder dem Piano Jazz-Schlaflied am Album-Ende; man sehnt den Telefonanruf geradezu herbei, der einen aus der aufkommenden Lethargie zurück in die Realität holt.
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