laut.de-Kritik
Gut anschiebende Sounds - doch der Funke will nicht springen.
Review von Daniel StraubManchmal kommt es einem so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Was normalerweise Anlass zur Freude geben sollte, da die eigene Jugend noch einmal lebendig wird, gerinnt bei der neuen Platte von DJ Quicksilver schnell zum einschläfernden Nostalgietrip. Dreizehn auf den Dancefloors zumeist schon erprobte Tracks haben Orhan Terzi und Tommaso De Donatis auf ihrem "Clubfiles - The Album" versammelt. Doch gut anschiebende Sounds allein machen noch keine gute Danceplatte aus. Zu uniform kommen die Songs daher, gleichen einander wie ein Ei dem anderen, plätschern vor sich hin, ohne im Ohr hängen zu bleiben.
Das irritiert zunächst, denn einzelne Tracks von "Clubfiles - The Album" beweisen ein gutes Gespür für progressiv treibende Trance-Arrangements. Kein Wunder, Terzi und De Donatis sind schließlich vom Fach. Zwar erfinden die beiden das Rad nicht neu, aber Stücke wie "Voyage" oder "Anthem" wissen dank ihres groovigen Charakters durchaus zu gefallen. Leider erweisen sich die meisten Songs dann aber als zu glatt, um über längere Zeit im Ohr hängen zu bleiben. Das macht "Clubfiles - The Album" über die volle Distanz zum Langweiler. Ein Track im Club ok, die ganze Platte am Stück, muss nicht sein. Hier zeigt sich eben, dass "Clubfiles" eine Aneinanderreihung einzelner Maxis darstellt, ohne eine übergreifende Idee, die sie zusammen hält. Statt dessen wird das Trance-Schema vom ersten bis zum letzten Takt streng durchgehalten. So etwas begeistert heute nicht mehr.
Ein Großteil der Stücke klingt im Endeffekt austauschbar, auch wenn einzelne Singles dank massiver Radio- und Fernsehpräsenz herausstechen. Zwar findet sich auf den "Clubfiles" das Remake des Jean Michel Jarre-Klassikers "Equinoxe IV", genauso wie die Neuauflage von "Boombastic" mit Shaggy himself an den Vocals. Überzeugen können beide nicht wirklich. Den Vogel schießt die Hitsingle "Ameno" ab, die mit dick aufgetragenen Chören schlimmste Erinnerungen an die Gregorian-Veröffentlichungen der letzten Jahre herauf beschwört. Nicht minder kitschig kommt "Rising Up" daher, seines Zeichens eine Neuauflage des Rocky-Titelsongs "Eye Of The Tiger".
Allein die große Zahl der Remakes legt die Vermutung nahe, dass den deutschen Dancefloorproduzenten allmählich die Kreativität abhanden kommt. Die x-te Tranceversion eines alten Hits prickelt schon lange nicht mehr, das sollte sich allmählich rumgesprochen haben. Wer auf DJ Quicksilver trotzdem nicht verzichten kann, der geht am besten in den Club, um sich die "Clubfiles" dort anzuhören, wo sie hingehören: auf den Dancefloor.
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