laut.de-Kritik
Auf der Insel brachte der schöne Daniel die Clubs zum Kochen.
Review von Alexander EngelenDas Cover, die Aufmachung des Albums und auch der Name Daniel Bedingfield erinnern an ein neues Daily-Soap Retortenbaby à la Yvonne Catterfield und Konsorten. Doch hinter diesem netten Herren verbirgt sich ein britischer Sänger und Songwriter, der in den UK-Charts schon einen beachtlichen Erfolg vorweisen kann. Seine UK-Garage Single "Gotta Get Thru This", die kein Geringerer als Garage Mastermind EZ produziert hat, wurde auf der Insel zum Nummer eins-Hit und soll dort auch kräftig die Clubs zum Kochen gebracht haben.
Doch Daniel Bedingfield will sich nicht auf eine Stilrichtung reduzieren lassen. Die von der Plattenfirma angepriesene Vielfalt der verschiedenen Musikstile, von Pop mit Soul-Einflüssen bis hin zu R'n'B gepaart mit Dance, ist beim Anhören des Longplayers durchaus zu erkennen. Leider kann Mister Bedingfield die Vielfalt nicht nutzen, sondern scheint sich in keinem Genre wirklich zu Hause zu fühlen.
Seine etwas zu mickrig geratene Stimme will sich mit keinem der abgedeckten Bereiche vereinbaren lassen. Bei seinem nach den 80ern klingenden "James Dean (I Wanna Know)" wirkt sein Organ zu künstlich. Bei dem Uptempo-Gitarren-Stück "I Can't Read You" zu unmelodisch. Nicht einmal bei den vier Balladen überzeugt seine Stimme, weil er es nicht schafft, Gefühle oder Emotionen mit seiner Stimme zu erzeugen.
Immerhin hat Bedingfield alle Songs des Albums selbst geschrieben, den Großteil selbst eingespielt und produziert. Laut Plattenfirma hat er sogar die Hälfte der Songs in seinem eigenen Schlafzimmer aufgenommen. Die Inspirationen für seine Lyrics holt er sich meistens von Frauen, und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Texte teilweise etwas schnulzig sind. Zeilen wie "I'm Opening Like A Flower To The Rain" oder "I Like You So Much I'm Acting Stupid" fehlt einfach der gewisse Tiefgang.
Die Musik bedient sich nicht nur bei Gitarren- und Klavierklängen, der aus Brixton stammende Sänger lässt es sich auch nicht nehmen, aus dem Topf der Elektro-Sounds zu schöpfen. So versucht er sich bei "Inflate My Ego" an dem bekannten Blues Brothers-Sample, das aber leider nicht zu den schnellen Beats und dem Synthie-Sound passt. Interessant ist seine Version des Hits "Gonna Get Thru This", die er mit Gitarrenklängen neu interpretiert. Nach kurzer Anlaufzeit schafft er es, das Tempo des Originals aufzunehmen und gibt dem Song einen guten Vibe.
In seiner aktuellen Single "James Dean" stellt der 22-Jährige fest, dass er vielleicht bald der James Dean der Musikszene sein könnte. Dann lieber Daniel, gib schön acht im Straßenverkehr und fahr ganz vorsichtig, denn um den Status eines Idols einzunehmen, liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor dir.
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