laut.de-Biographie
David Banner
"Ich fühle mich für den Dirty South verantwortlich, verspüre aber keinen Druck. Als ich die Szene im Herrn der Ringe sah, als Gandalf Frodo erklärt: 'Du bist der Ringträger. Wenn du es nicht tust, wird die Aufgabe nicht erfüllt werden', kannte ich meine Mission."
Zehn-Millionen-Mann David Banner trägt im neuen Jahrtausend die Fackel des Südstaaten-Raps mit solcher Vehemenz und Inbrunst, dass sich der in West Jackson, Mississippi, geborene Rapper sogar mit dem RZA und dessen Wu-Posse anlegt.
Der Shaolin-Boss kritisiert 1998 im Hip Hop-Magazin Rap Pages das Bildungsniveau und den fehlenden lyrischen Anspruch im Süden. Banner fühlte sich als Dirty South-Aushängeschild veranlasst, ein paar Disse abzulassen, die der Clan selbstverständlich erwidert. Der Beef verläuft jedoch im Sande.
Banner-Homie Lil' Flip ist im Juni 2004 mit dem Clan auf Europatour, und Kiff-Rapper Afroman rappt in einem Freestyle: "David Banner runnin' from the clan. What happened to the bitches, man." Afroman spielt hier auf den von Banner oft gebrauchten "Bitches"-Ausruf an, der seine Lyrics mit dem Vorurteil der Oberflächlichkeit belegt.
Dabei repräsentiert Banner, dessen bürgerlicher Name Lovell Crump lautet, die Hip Hop-Kultur seit den frühen Achtzigern. Er beginnt im Alter von 12 Jahren zu rappen, nachdem ihm ein Cousin aus dem Norden alle seine Hip Hop-Platten vermacht und ihn so mit dem Sound von Stetsasonic, T La Rock und Mantronix in Berührung bringt.
Über seinen Künstlernamen stolpert er in den Comics über "The Incredible Hulk". Mit 16 frickelt David Banner auf einem Keyboard-Sampler seine ersten Beats zusammen. N.W.A., A Tribe Called Quest, Outkast und die Geto Boys liefern willkommenen Input.
Trotz seiner Liebe zur Rapmusik vernachlässigt Banner seine bürgerliche Ausbildung zunächst nicht. Er schließt die Highschool in Jackson ab, besucht die Southern University von Baton Rouge und wechselt, auch dank seiner Football-Skills, nach Maryland, wo er zu den besten zehn Prozent seines Jahrgangs zählt.
Doch vor seinem letzten Semester schmeißt er überraschend die Uni. Was war geschehen? "Ich hatte eine TV-Show mit Leo DiCaprio gesehen, der das College verlässt, um sein Ding zu machen. Das war der Knackpunkt", so Banner.
Er gründet als Produzent und Rapper das Duo Crooked Lettaz und veröffentlicht 1999 deren Debütalbum "Grey Skies". Ein Jahr später folgt, ebenfalls über das New Yorker Label Penalty Records, sein Solowerk "Them Firewater Boyz, Vol. 1.". Banner merkt jedoch schnell, dass eine Eastcoast-Firma, der die Besonderheiten des Dirty South nicht vertraut sind, ihn auch nicht wirklich unterstützen kann.
Er vertickt die Scheibe mit Hilfe seiner Crooked Lettaz-Crew unter der Hand und über das Internet und bringt so 10.000 Einheiten an den Mann und die Frau. "Unsere Situation mit Penalty Records war eine schmerzhafte Erfahrung. Wir waren Gefangene."
Die Rettung aus dem Vertragsknast erfolgt nach Banners Produktion für Trick Daddys Hit "Thug Holiday". Universal bietet ihm einen 10-Millionen Dollar-Plattendeal an, Banner unterschreibt. Er bastelt Beats für Kane and Abel, Noreaga, Ras Kass, Fiend, Lil' Flip und Shock G von Digital Underground.
Den ersten großen Soloerfolg feiert er 2002/2003 mit "Get Down (Like A Pimp)" in Zusammenarbeit mit Houstons Lil' Flip. Das dazugehörige "Mississippi – The Album" steigt von Null auf Platz neun der Billboard Charts ein. Auch die Folgesingle "Cadillac On 22's" erweist sich als nicht weniger erfolgreich. Als erster Release eines Major-Labels wird "Mississippi" in einer Chopped & Screwed-Version veröffentlicht.
Der Erfolg setzt einen Trend: Massenweise Southern Rap-Platten in verlangsamter, zerhackstückter Fassung sollen folgen. Banners Gesicht ziert von The Source über Ozone bis zu Murder Dog so ziemlich jedes Hip Hop-Magazin. Zudem wird er dreimal für den The Source- und einmal für den The Vibe-Award nominiert.
Nach Produktionen für Nappy Roots, Busta Rhymes und Pastor Troy sowie Remixen für Nelly erscheint mit "MTA2: Baptized In Dirty Water" Ende 2003 der Nachfolger zu "Mississippi". Banner bleibt seinen harten, aggressiven Südstaatenraps treu. Mit von der Partie sind Trick Daddy, Lil' Flip und Lil Jon.
Der Zehn-Millionen-Vertrag öffnet David Banner weitere Türen. So gründet er sein eigenes Label Big Face Entertainment. 2005 legt er, nachdem der Release-Termin mehrfach verschoben werden musste, mit "Certified" nach. Die Single "Play" schießt unmittelbar in die amerikanischen Top 10. "X-ed" entsteht in Zusammenarbeit mit Ex-Crooked Lettaz-Partner Kamikaze. Jagged Edge ist an "2 Fingers", Twista aus Chicago an "On Everything" beteiligt.
Banner produziert für Ludacris, Chingy, T.I. und Juelz Santana. Außerdem liefert er den Titelsong zum XBox 360-Spiel Saints Row". Auf DJ Shadows Album "The Outsider" nimmt David Banner in "Seeing Thangs" kein Blatt vor den Mund und kommentiert harsch die Zustände nach der Hurricane-Katastrophe Katrina, für deren Opfer er sich stark engagiert.
Für 2007 ist "From The Bottom To The Top" angekündigt. An der Produktion sind Jazze Pha, Lil Jon sowie Ying Yang Twins-Produzent Mr. Collipark beteiligt. Der Beat zum Titeltrack, für den der alte Kollege Trick Daddy sowie Pharrell zum Mikrofon greifen, stammt aus der Schmiede der Neptunes. Der Fackelträger des Dirty South läuft weiter. Mehr noch: Angesichts der verschrobenen Verhältnisse in den USA läuft David Banner heiß.
Im September tritt der selbsterklärte Bürgerrechtler der neuen Generation vor dem amerikanischen Kongress auf. Dort spricht er sich gegen die rassistische Darstellung der afroamerikanischen Bevölkerung in den Medien des Landes aus und geißelt die scheinheilige Doppelmoral der US-Öffentlichkeit. Sein Argument in der Diskussion um Stereotypisierung und unangebrachte Sprache in der Hip Hop-Szene: "Hip Hop is sick because America is sick."
Zudem beweist Banner auch, dass er nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten ist. Als Reaktion auf den verheerenden Hurrikan-Katrina organisiert er unter dem Motto "Heal the Hood" das größte Benefiz-Konzert, das die urbane Musik-Szene bis dato gesehen hat.
Außerdem bleibt Banner durch weitere Aktionen in der öffentlichen Wahrnehmung. Der TV-Sender Cartoon Network spendiert ihm eine eigene Show, die unter dem Namen "Crook'd 'Sipp" mit Erfolg läuft. Und auch als Schauspieler gelingt ihm der Karriereeinstieg an der Seite von Samuel L. Jackson in dem Streifen "Black Snake Moan".
Die Musik gerät dabei nicht in den Hintergrund. Banner baut weiterhin Beats für die Erfolgreichen der Szene zusammen und kehrt im Sommer 2008 mit "The Greatest Story Ever Told" zurück ins Rampenlicht.
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