laut.de-Kritik
Sind Dave, Pos und Mase völlig debil geworden?
Review von Mathias MöllerDie Mutter von Forrest Gump war eine weise Frau. Sie war es, die ihrem Filius einprägte, dass das Leben am ehesten mit einer Pralinenschachtel vergleichbar sei, man wisse nie, was es für den Einzelnen bereit halte. Hätte die gute Miss Gump Hip Hop gehört, anstatt Elvis zu beherbergen, sie hätte wohl zum kleinen Forrest gesagt: "De La is like a box of chocolates: You never know what you'll get!"
In der Tat war es in der Vergangenheit immer so, dass man bei einem neuen Album der Native Tongue-Pioniere nie so recht wusste, was man erwarten darf und soll. Leider wurde man hier und da mit Durchschnittlichkeit enttäuscht. Bei "The Grind Date" ist man hinterher auch nicht unbedingt schlauer als vorher.
Klar sind De La Soul gut, aber irgendwie hätte man noch mehr erwartet von einer Gruppe, die einmal als Avantgarde des Hip Hop gestartet ist. Lange genug Zeit für das neue Album hatten sie ja. Hier handelt es sich auch nicht um den dritten Teil der AOI-Reihe, sondern um ein "irreguläres" Album. Wie irregulär, merkt man, wenn zu Anfang von "The Future" erstmal gar nichts passiert. Hilfe, sind Dave, Pos und Mase völlig debil geworden und haben die Beats zu Hause vergessen? Nein, alles klar, die werden nachgeliefert, die drei droppen die relevanten Shout-Outs gleich mal im ersten Tracks.
Waren die letzten beiden Alben noch eher von Experimenten geprägt, besucht "The Grind Date" noch mal die Alte Schule. Oder wie der Banger "Verbal Clap" verrät: "This is '86, let that Neo-Rap go!" Das haben sie dann auch wirklich drauf, aber ist das der Anspruch, den man 2004 an Hip Hop hat? Mal eben so 18 Jahre zurück zu gehen? De La Soul geben sich nicht zufrieden mit Hip Hop von heute, erzählt uns "Much More", eine relaxte Melodie mit der charmant schrägen Sängerin Yummi. A propos Yummi, ein bisschen Block Party-Stimmung kommt immer wieder auf oder Barbecue-im-Park-Vibes mit Jazzy Jeff an den Plattentellern und Will Smith am Bräter.
Überhaupt haben sich De La Soul wiederum nicht lumpen lassen, was die Gästeliste angeht. Über eher unbekannte Artists wie der gut gefettet flowende Butta Verses bei "No" oder eben Yummi bis zu den Superstars sind alle dabei. Wu-Tanger Ghostface versprüht bei "He Comes" 36 Chambers-Duft über soulige Tunes, Flava Flav shoutet De La durch den lässig funkenden Partytrack "Come On Down" und Common gibt den Nachdenklichen und wohl kredibilsten aller Native Tongue-Rapper, wenn er über "Days Of Our Lives" sinniert. Eigentlich wollten De La Soul ja mal für Spike Lees "School Days" den Soundtrack machen, das hat nicht geklappt, also holen sie jetzt den Meister in die Kirche der Consciousness.
Die Sonne geht allerdings erst zum Schluss so richtig auf, wenn Sean Paul zu toasten beginnt. Kokett, so eine Mischung. Zumal das Stück gar nicht aufs Album sollte und erst mal nur als Underground-Single auf den Markt kam. Glück gehabt, denn "Shoomp" gehört mit Pauls herzlichem "Deladela Deladela" definitiv zu den Burnern auf "The Grind Date". Und danach? Noch mal? Ne, dann doch lieber "3 Feet High And Rising" eingelegt. Da weiß ich, was ich habe. "Anyway, it's just Beats and Rhymes", wie die drei im Interview auf die Frage sagten, was denn vom neuen Album zu erwarten sei.
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